Stricherln mit Chuzpe

Werbung
Werbung
Werbung

In einem kreativen Glücksmoment fanden die Genies für das Österreichische Kulturforum Berlin ihre "geschmeidigen Bogenlinien": Sie erinnern "an die markante Architektur des neuen Gebäudes von Hans Hollein" und "signalisieren Bewegung und Emotionalität". Da freuen sich die Berliner. Brüssel bekam ein Linienspiel: "Es repräsentiert zahlreiche, durch die Kulturarbeit unterstützte Projekte sowie Impulse eines multikulturellen Raumes". Toll! Und erst die Chuzpe dazu! Der "Mentalität Spaniens" verpaßte die "agentur zur kreation von audiovisuellen Erscheinungsformen", die Österreichs Kulturforen mit neuen Logos ausstattet, "Leichtigkeit und Dynamik". In Mexiko hingegen scheint es aufwärts und in Kairo abwärts zu gehen, tatsächlich aber symbolisiert "die Stufenform ... die Tätigkeit des Aufbaus von kulturellen Aktivitäten", während das, was nach unten strahlt, "Dialog und ... versetzte Plattformen" bedeutet, aber auch "die Lage Kairos im Nildelta, sowie der Fluß selbst" assoziiert werden darf. Das "reduzierte Linienspiel", das Moskau "an russische Avantgarde, Konstruktivismus und moderne Kunstformen" erinnern soll, hat wohl besonders viel Grips gekostet. In Ottawa scheint das Leben behäbig wie die Wolga (drei Striche ohne Wellen) dahinzufließen, doch handelt es sich um "dynamische Linienführung" sowie, aha, aha, "offene und liberale Lebensführung". Dynamik ist ja auch das Mindeste, was sich das Außenministerium angesichts des dem Vernehmen nach für die 28 Logos seiner Kulturarbeit in aller Welt bezahlten siebenstelligen Schillingbetrages erwarten durfte. Intensivste konzeptionelle Überlegungen stehen denn auch hinter dem Bogen, in dem man unschwer "Chic und Eleganz ebenso wie Schwung und Dynamik" von Paris erkennt.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung