In einem kreativen Glücksmoment fanden die Genies für das Österreichische Kulturforum Berlin ihre "geschmeidigen Bogenlinien": Sie erinnern "an die markante Architektur des neuen Gebäudes von Hans Hollein" und "signalisieren Bewegung und Emotionalität". Da freuen sich die Berliner. Brüssel bekam ein Linienspiel: "Es repräsentiert zahlreiche, durch die Kulturarbeit unterstützte Projekte sowie Impulse eines multikulturellen Raumes". Toll! Und erst die Chuzpe dazu! Der "Mentalität Spaniens" verpaßte die "agentur zur kreation von audiovisuellen Erscheinungsformen", die Österreichs
Hans Peter Heinzl hat seinen Kampf gegen den Krebs verloren. Er hat ihn öffentlich geführt. Hat über seine Probleme gesprochen. Ist, wenn er aus dem Spital kam, so schnell wie möglich in die Öffentlichkeit zurückgekehrt, auf die Bühne, vor die Kamera. Wurde auf diese Weise zu einer Symbol-figur für Nichtaufgeben, für das Prinzip, das Albert Camus seinem H.P. Heinzl Nagl/ Reiters sterbenden Caligula in den Mund legt: Noch lebe ich!In seinem letzten Programm, das er vor dem Sommer gerade noch auf die Bühne bringen konnte, wurde Heinzl noch grundsätzlicher, noch ernster als sonst.Ein
In Rerlin tat sich bekanntlich nicht nur literarisch viel, eine ganze Reihe der großen geistigen Kämpfe unseres Jahrhunderts wurde in der kurzen Zwischenkriegszeit dort aus-gefochten. Auch der zwischen Radi kalen und Gemäßigten in der zeitgenössischen Architektur. Ein besonders reizvoller, leider teurer Architektur-Reprint (wieder einmal aus dem Gebr. Mann-Verlag) ist Jean Krämer gewidmet. Er führt mit einem neuen Nachwort von Piergiacomo Rucci-arelli, mitten in diese Kämpfe.Das 1927 erschienene Ruch über Krämer, dessen Reprint auch die werbehistorisch interessanten Firmenanzeigen
Früher einmal hätte man einen Zeichner wie Leopold Fetz vielleicht als einen „Stillen im Lande" bezeichnet. Er gehörte keiner der bestimmenden Gruppierungen an, wurde aber in Vorarlberg geschätzt, stellte aus, war bekannt. Zu seinem Achtziger erschien nun ein Band mit seinen Zeichnungen.Man lernt einen interessanten Zeichner kennen. Zunächst einmal war da viel Talent. Wie er 1943 die Gesichter einiger Arbeiter aufs Papier schmeißt, in denen man zu lesen meint, was in den Menschen vorging - das ist beachtlich.In den Landschaften entwickelt er viel Schwung. Er ist einer von denen,
In untersten Laden und zu unterst unter vergessenen Fotos in vergessenen Schränken der Londoner „Vogue”-Redaktion, zerknittert und zerrissen, lagen die Bilder von John Deakin. Glanzleistungen der Porträtkunst. Zum Teil von brutaler Unmittelbarkeit. Manche wirken auf den ersten Blick wie Meuchelfotos und erweisen sich beim zweiten als fotografische Psychogramme.Doch Deakin, der eng mit dem Maler Francis Bacon befreundet war, war selber Maler, vor allem aber Bohemi-en, und rechnete nie damit, als Fotograf berühmt zu werden. Dementsprechend sorglos ging er mit seinen Negativen und Abzügen
Irgendwann in der ersten Stunde von Johann Nestroys „Theaterg'schichten" nimmt jemand zu einem Tanzschritt eine Rose quer in den Mund. Die Erinnerung an den Millionär in Billy Wilders „Some like it hot" weht durchs Hirn. Zwei Stunden später folgt der Satz „Nobody is perfect". Beispiel für Peter Grubers Arbeitsweise, wenn er einen jener Nestroys inszeniert, bei denen man umschreiben und dazu-erfmden darf.Die „Theaterg'schichten" sind ein solches Stück. Gruber und sein mit Profis aufgefettetes Laienensemble werfen sich mit Verve der Versuchung in die Arme,
Die Atempause in Jugoslawien ist vorbei. Die Luftwaffe bombardiert wieder Städte. Die Bundesarmee sah den Waffenstillstand wohl von vorneherein als Chance, neue Aktionen vorzubereiten. Die EG-Staaten übten sich unterdessen in Wunschdenken. Die Armee habe eingesehen, daß sie mit Kroatien doch nicht fertig werde - das war eine der Interpretationen für die relativ lange Dauer der relativen Waffenruhe, die da gehandelt wurden. Nun sollten auch die allergrößten Optimisten in der EG die Hoffnung auf ein Wunder aufgeben.Die jüngsten Ankündigungen der Armeeführung rücken freilich auch jenen
Wien diskutiert: Ost-West-Autobahnen östlich Wiens schließen? Wien umfahren? Wie weiträumig? Wohnformen: Neungeschossig wie in den siebziger Jahren? Einfamilienhäuser in der Mitte der Parzellen? Oder nach Roland Rainer aneinandergebaut, mit Innenhöfen, platzsparend, da die Autos draußen bleiben? Expo ja oder nein? Welche Nachnutzung? Und natürlich diskutiert Wien Altstadt-Erhaltungsprobleme.Über Hochhäuser diskutiert Wien noch zaghaft. Vielleicht gerät unser Entwicklungsverzug wieder einmal zum Vorteil. Frankfurt („Mainhat-tan") und andere Beispiele sind Warnung, den Kommerz
Nach langem Forschen und Experimentieren konnte einem Menschen ein künstliches Herz eingesetzt werden. Zum routinemäßigen „Einbau" künstlicher Herzen ist es freilich noch ein weiter Weg.Heutige Kunststoffe halten der Beanspruchung eher Monate als Jahre stand. Aber schon elf Jahre lebt ein Mensch mit einem fremden Herzen. Viele Herzspezialisten halten daher das Kunstherz heute allenfalls für eine Ubergangslösung, die das Leben eines Patienten erhält, bis ein Spenderherz zur Verfügung steht.Nichts spricht dagegen, daß eines Tages künstliche Herzen das Leben vieler Menschen
Die Mystifikation ist die Zwillingsschwester der Glorifikation. Da auch heute noch kein Autor, der ernst genommen werden will, Hitler & Co glorifizieren kann, schießt die Mystifikation üppig ins Kraut. Sie leistet dem Selbstbetrug Vorschub, man habe nicht wissen können, was man hätte wissen müssen.Reinhard Heydrich wird besonders gern mystifiziert. Manche Geschichtsschreiber des Dritten Reiches stilisieren ihn geradezu liebevoll zum psychologischen Rätsel, ja zum Dämon, hoch. Dies macht die neue, nüchterne, ganz auf Ent-Mystifizierung angelegte Heydrich-Biographie von Edouard Calic
# Die Saurier-Nachkommen trällern vielleicht in den Bäumen — die Ansicht, bei den Vögeln handle es sich um die Nachkommen von Dinosauriern, gilt heute nicht mehr als abwegig. Uberhaupt ist die Dinosaurier-Forschung mächtig in Bewegung. Alan Charig trug alles zusammen, was man über sie weiß, ohne sich im Detail zu verlieren. Sein Buch informiert nicht nur über die vor 65 Millionen Jahren ausgestorbenen Riesenechsen (die kleinste unter den Hunderten bekanntgewordenen Arten wog ausgewachsen allerdings nur wenige Gramm). Es kann auch als Einführung in die Evolutionslehre
Der 26. April 1952 war für Wien ein Freudentag. Und da es noch kein Fernsehen gab, blieben die Wiener nicht daheim, sondern gingen in Scharen auf die Straße, um zu jubeln. Zentrum des Jubels war der Stephansplatz.Es war ein Samstag. Kardinal Theodor Innitzer weihte feierlich den Altartisch im Albertinischen Chorhaupt des Domes. Jahrelang hatte eine gewaltige Trennmauer das Kirchenschiff gleichsam halbiert. Nun war der Stephansdom zum ersten Mal wieder in seiner vollen Ausdehnung sichtbar und zugänglich.Der 26. April 1952 war aber ein doppelter Festtag. Am Abend traf die neu gegossene
Ein Phänomen wie John Le Carre wäre im deutschen Sprachraum kaum möglich, denn hier hat sich der Autor zwischen „hochliterarisch” und „trivial” zu entscheiden, wenn er nicht zwischen den Stühlen sitzen will. Der Bedarf an gekonnt und mit literarischem Anspruch geschriebener Unterhaltungsliteratur wird daher fast ausschließlich durch Ubersetzungen gedeckt.Hier steht John Le Carre in einer Linie mit Autoren wie Graham Greene oder Ambler. Der Exdiplo-mat wurde mit „Der Spion, der aus der Kälte kam” berühmt, seine Romane spielen in einer Geheimdienst-Scheinwelt, die mit der
(Theater Forum, Wien) Janusz Korczak war Arzt, Schriftsteller und ein großer polnischer Pädagoge. Als die Kinder des von ihm geleiteten Waisenhauses in die Gaskammern gebracht werden sollten, schlug er die Chance, sein Leben zu retten, aus und bestand darauf, bei ihnen zu bleiben. Er starb zusammen mit den Kindern.Ein großes Thema. Erwin Syl-vanus gelang es aber nicht, daraus ein überzeugendes Stück zu machen. „Korczak und die Kinder" ist sicher gut gemeint, aber nicht frei von Sentimentalität, von Klischee-Symbolismus, von falschem Zungenschlag (ein besonders peinlicher Ausdruck
(Ensembletheater, Wien.) Die Stückwahl ist interessant. Von Dario Fo hat es nämlich auch Stücke wie etwa „Bezahlt wird nicht“ gegeben, gegen deren gesellschaftskritische Essenz aber, angesichts der italienischen Verhältnisse, wenig einzuwenden ist. Das Ensemble spielt aber das Stück „Zufälliger Tod eines Anarchisten“, einen grellen, wirkungssicheren Schwank über die Ermordung eines als Extremisten tätigen jungen Mannes. Die Inszenierung des „zufälligen Todes“ ist nicht nur im schlechtesten Sinn anachronistisch, sie beweist - durch ihren Erfolg beim Publikum - auch, daß es
Seltsames tut sich in der deutschen Stadt Klagenfurt, wo der slowenische Verein „Kulturni dorn“ auf einem Teil der Kardinalschütt eine slowenische Kulturstätte errichten wollte. Doch kaum, daß der Plan, die dafür bestimmte Liegenschaft zu erwerben, im Magistrat ruchbar wurde, entdeckte der Magistrat der Kärntner Landeshauptstadt sein Herz für die städtebaulichen und kulturhistorischen Werte, die durch die Umbauabsichten des slowenischen Vereines gefährdet wurden.Das Seltsame daran ist die Tatsache, daß Umbauabsichten des Vorbesitzers im Klagenfurter Magistrat niemanden gestört
Peter Rindl ist ein hervorragender Beobachter und ein Mann, der glänzend schreiben kann. Wir verdanken ihm eines der besten Japanbücher seit Lafcadio Hearn. Sein neues Werk über die vielfältigen Verstrickungen von Nationalismus und Kommunismus in Südostasien hat die Faszinationskraft eines geistigen Abenteuers, denn anders kann man den Versuch, alle Kämpfe und Krämpfe eines Weltteiles auf das dialektische Miteinander und Gegeneinander zweier übermächtiger historischer Kräfte zurückzuführen, kaum bezeichnen. Mit weniger wollte er sich nicht begnügen, selbst ein ehrenvolles Scheitern an dieser Aufgabe wäre viel. Rindl ist keineswegs gescheitert, aber die Bewältigung dieses Buches ist eine Aufgabe, an der der Leser zu scheitern droht.
EINE WELTAUSSTELLUNG GEHT ZU ENDE. Noch ist es zu früh, um Bilanz zu ziehen, Erfolg oder Mißerfolg zu analysieren. Rückschauend muß sich Österreich die Frage stellen: Was wollten wir über, haupt in Montreal? Wir wollten auffallen und werben. Es liest sich freilich anders. „Um die Vielgestalt der Gesichter Österreichs in einem eindrucksvollen Bau auszudrücken, wurde“, so heißt es in einer der offiziellen Aussendungen, „ein Leitbild der Bauform gewählt, das Assoziationen zu kristallinen Strukturen vermittelt.“Oder: „Gedanken an Berge, Edelsteine, Romantik und Landschaft
MENSCHEN STÜRZEN IN BRENNENDE HÄUSER, um anderen zu helfen. Menschen springen ins Wasser, um andere herauszuziehen, wagen sich aufs dünne Eis, um eingebrochene Kinder zu retten, verbringen ihre Freizeit im Dienst des Roten Kreuzes oder der Bergrettung, täglich und stündlich riskieren Menschen ihr Leben, um das Leben anderer zu erhalten. Man bewundert und ehrt die Retter, und die Zeitungen singen mit Recht Loblieder auf ihren Mut.Die sieben Lebensretter, von denen hier die Rede sein soll, waren nicht in Gefahr, zu verbrennen oder zu ertrinken. Ihr Risiko war absurder. Es bestand darin,
IN DEN USA ist schätzungsweise ein Viertel aller Studenten verheiratet. In den meisten Fällen studieren beide Partner. Dafür ist die Zahl der Ehepaare mit Kind unter den amerikanischen Studenten wesentlich geringer als bei uns in Europa. In den USA findet man es nicht unvernünftig, vor dem Ende des Studiums eine Familie zu gründen. Heirat bedeutet für den amerikanischen Studenten keine finanzielle Katastrophe, egal, ob er vom Geld der Eltern lebt oder selbst verdient. Vor allem aber: Er braucht keine Angst zu haben, ohne Quartier dazustehen.In den Wohnvierteln der amerikanischen
DAS IST DER HELD: „LashLarue war ein Polizei-Marshall vom rechten Schrot und Korn, hart wie Stein, schnell wie ein Pferd — und ein kaltblütiger, sicherer Schütze! Doch seine Gegner waren skrupellos und schlau..Und das ist sein Gegenspieler: „Revolver-Tom war genauso hart, schnell und kaltblütig wie er selbst.“ Und so sieht der Schurke aus: „Siehst du diese Augen? Es sind dieAugen eines Jägers, kalt, hart, unbarmherzig! Die Augen eines Mannes, der vor keinem Wagnis zurückschreckt, der gnadenlos sein Opfer bis zum letzten Atemzug verfolgt.“ Viel mehr erfahren wir über die
SIE SCHREIBEN IN ZEHN DEUTSCHEN ZUNGEN und sie reden auch so. Mehr urwüchsig oder mehr konstruiert, kühl oder mit Temperament, mir oder dir oder angeblich keinem nach dem Mund, und das alles sehr betont.Sie reden über die Bücher, die sie geschrieben haben, schreiben oder zu schreiben gedenken, verlegt haben oder verlegen werden, die sie gelesen oder rezensiert haben oder nicht, die ein Geschäft geworden sind oder keins. Sie reden über die eigenen Bücher und über die der anderen, und die dritte Person, das ,.sie“ ist nur ein stilistisches Hilfsmittel, denn wer so schreibt, war
SIE WÄHLEN IHREN KOMMANDANTEN SELBST. Und gehorchen ihm dann blindlings. Bei ihnen stehen Disziplin und Demokratie in keinem Widerspruch. Bei ihnen, den Männern von der freiwilligen Feuerwehr.Überall in Österreich. Überall, wo es keine Berufsfeuerwehr gibt, riskieren sie ehrenamtlich ihr Leben. Allerdings, in Niederösterreich sind nun längst fällige gesetzliche Änderungen geplant, die dem Vernehmen nach in der vorliegenden Form die Bewegungsfreiheit der Feuerwehren allzusehr einzuschränken drohen.DIE FREIWILLIGEN FEUERWEHRMÄNNER sind ein lebender Beweis dafür, daß Drill nicht
DER MANN WARF DEN SPEER 21 Meter weit und erzielte damit einen Weltrekord. Das ist ein Witz? Das ist kein Witz. Das ist die in einem harten Training erreichte Höchstleistung eines gehandikapten Menschen. Sein Handikap heißt Querschnittlähmung. Der Mann heißt Walter PrösslSIE STEUERN IHRE AUTOS quer durch Europa zu sportlichen Veranstaltungen. Sie vertreten die österreichischen Farben gegen schwerste internationale Konkurrenz. Sie erringen Olympiamedaillen und stellen Weltrekorde auf. Doch nur ein winziger Kreis von Freunden und Eingeweihten feiert ihre Siege, und außerhalb dieses
DIE SIEBEN METER HOHE KUPPEL über der Plattform des 35 Meter hohen Betonturmes ist der Stolz des Meteorologen unid ein neues Wahrzeichen für Döbling. Sie ist weit und breit die größte ihrer Art. Ihrer Art — das heißt in diesem Fall: aus Plastik. Radarstrahlen können Metallkuppeln nicht durchdringen, aus Plastik werden daher die Gehäuse angefertigt, unter denen sich Radargeräte vor neugierigen Blicken — und vor Wind und Wetter — verbergen.Im gegenständlichen Fall handelt es sich um ein kombiniertes Wind- und Wetterradar, ersteras mit einer Reichweite von 180 Kilometern,
Noch ein paar Häuser. Noch ein paar winzige Äcker. Noch ein wenig dorniges Gestrüpp, Steine, eine Böschung, dahinter das Meer. Rundherum nur Meer.Badeparadies der Pariser, wenige Sommermonate lang, an einigen Schwerpunkten. Sonst Melancholie, Lethargie, Dornröschenschlaf einer Landschaft.Getreide will vor allem in den Küstenregionen nicht recht gedeihen. Der Boden ist steinig, der Wind trägt das bißchen Ackerkrume davon. Dafür wird alles Unkraut riesengroß, vor allem die Disteln, die mannshohe, undurchdringliche Dickichte bilden. Der Autobus rollt endlos an Hecken und niedrigen
AKBAR, DER GROSSMOGUL, hielt sehr darauf, daß sich niemals weniger als 20.000 Tauben in seinen Schlägen tummelten. Der Wesir Abu Fazil berichtet ausführlich über diese Marotte seines Herrn, der sich als einer der ersten mit planmäßigen Versuchen, Tauben miteinander zu kreuzen, befaßte. Die Großstadt Wien mag drei- bis fünfmal so viele Tauben beherbergen wie die Taubenschläge des Großmoguls Akbar, doch was in den Dachstühlen ihrer alten Kirchen nistet, sich im Park um Brotkrumen balgt und die Denkmäler beschmutzt, ist alles andere als das Produkt planmäßiger Zucht. Es betrachtet
SCHLOSS EICHBÜCHL — ein Name, der dem politisch durchschnittlich, das heißt wenig interessierten und durchschnittlich, das heißt schlecht informierten Österreicher wenig sagt. Allenfalls kennt man das acht Kilometer von Wiener Neustadt entfernt bei Katzelsdorf gelegene Schloß von Sonntagsausflügen.Würde des Österreichers Sinn für Geschichte nicht um so geringer, je kürzer diese zurückliegt, würde der Geschichtsunterricht an österreichischen Schulen nicht weit vor der gefürchteten Schwelle zur Zeitgeschichte haltmachen, kurz, in einem seiner selbst bewußten und sicheren
EUR POLITISCHEN PRAXIS IN DER BUNDESREPUBLIK. Kritische Betrachtungen Ton 1957 bis 1961. Von Theodor Eschenburg. Piper-Verlag, München. Paperback 280 Selten. Preis 10.80 DM. - KAMPF UM BERLIN. Von Wolfgang Paul Langen-Muller-Verlag, München. „Das moderne Sachbuch.“ 358 Selten, sahireiche Photos Preia 12.80 DM. — AKTION SÜHNEZEICH EN. Von Ansgar S k r IT e r. Kreui-Verlag Stuttgart. Paperback, 151 Selten, 16 Bildtafeln. Preis 8.80 DM. TNDeutschland hat eine ganze Reihe politischer Moralisten, doch ihre Stimme wird weder im Bundestag noch in den Parteivorständen gehört, sondern
SIE DÜRFEN IN DER SCHULE auf der Maschine schreiben, sogar auf einer elektrischen. Andere sitzen nicht, sondern liegen beim Unterricht. Manchmal muß ein Kind plötzlich das Klassenzimmer verlassen, um nach einer halben Stunde mit einem Gipsverband wiederzukommen — es hat sich beim Hantieren mit dem Bleistift einen Finger gebrochen.Der „Heimweg“ ist kurz, die Schüler legen ihn zum Teil im Rollstuhl zurück, denn sie sind Patienten und die Schule, der zwei Räume und vier Lehrer zur Verfügung stehen, ist einem Sanatorium angegliedert.Und zwar einem Sanatorium, auf das man als
EINE VIOLETTE AHNUNG AM HORIZONT. Dann ein mit freiem Auge wahrnehmbarer Strich. Schließlich ein deutlich erkennbares Profil: rechts kantig, links sanft zum Meer abfallend, die aus Bombardements und Sprengungen hervorgegangene neue Form der Insel Helgoland. Zuletzt ein Hafen, Häuser, ein Leuchtturm ...Von Anfang April bis Ende Oktober kommen die Touristen, um zu baden und um zu trinken, denn Helgoland ist Zollfreizone, und Alkohol und Tabak sind spottbillig.Von Anfang April bis Ende Mai und dann wieder Anfang September bis Ende Oktober kommen die Zugvögel. In breiter Front ziehen sie über
Wild rattert die Waffe los, und der Oberfeldwebel denkt gar nicht daran, nur kurze Feuerstöße zu geben, wie er eigentlich wollte. In einem wilden Rausch fetzt er den ganzen Gurt durch.Die vordersten stolpern im Halbdunkel über zuckende Leiber. Der MG-Schütze zieht durch und siebt den ganzen Schuppen ab.Grellrote Flammen zischen aus den Luken, und zwei Russen wälzen sich brennend auf dem Boden.Wüste Schreie zittern durch die Gegend.UND DAS JEDE WOCHE, DENN jede Woche erscheint ein neues Landser-Heft, Groß- und Sammelbände nicht gerechnet. In fast jedem Heft kann man Schilderungen wie
NOCH HAT DIE JOSEFSTADT unter den Wiener Bezirken den bedeutendsten Bestand an alten Häusern. Alt nicht in dem Sinne, in dem man etwa von einem alten Rock spricht, der besser durch einen neuen ersetzt würde, sondern alt im Sinn von liebens- und erhaltenswert. Trotzdem liegt die Betonung auf dem Wörtchen „noch“, denn die Tage der alten Häuser sind gezählt.Oder sagen wir — die Jahre. In einigen Fällen die Monate. Eines nach dem anderen fallen die alten Häuser der Josefstadt unter der Spitzhacke. Nicht etwa, weil ihre natürliche Lebenszeit abgelaufen wäre. Sie standen Jahrhunderte
EINST KAMEN SIE ZU FUSS, mit Wanderschuhen und Rucksack, und waren froh, in der Jugendherberge einen Strohsack zu finden.Heute kommen sie mit der Bahn oder per Autostopp und finden es selbstverständlich, warm zu duschen und auf einem sauberen Leintuch zu schlafen.Zwischen einst und heute liegen wenige Jahrzehnte. Jahrzehnte, in denen sich, trotz Krieg und Nachkriegszeit, das Jugendherbergswesen aus bescheidensten Anfängen entwickelt und über die ganze Erde verbreitet hat.Die jungen Leute von heute seien su bequem, und die modernen Jugend-Herbergen paßten sich dieser Bequemlichkeit
VERFOLGUNG UND ANGST IN IHREN LEIB-SEELISCHEN AUSWIRKUNGEN. Dokumente. Herausgegeben von Hans M a r c h. Erhst-Klett-Verlag, Stuttgart, 1962. 274 Seiten, 32 Abbildungen. Preis 140.40 S.
DER KOMMUNISMUS. Günter-Olzog-Verlag, München. Vier Bände in einer Kassette: „Die ideologischen Grundlagen des Kommunismus.“ Von Heinrich Falk. „Die Geschichte der KPdSU.“ Von Werner Scharndorff. „Der Kommunismus in Deutschland.“ Von Hilmar Toppe. „Der internationale Kommunismus.“ Von Peter Rindl. Preis der vier Leinenbände, Gesamtumfang 602 Seiten: 19$ S. Jeder Band ist einzeln erhältlich. - HOMO SOWJETICUS. Der Mensch unter Hammer und Sichel. Von Joseph Nowak. Alfred-Scherz-Verlag, Bern-Stuttgart-Wien. 410 Seiten, leinen. Preis 130.70 S. - BERLIN - EINE STADT WIRD GETEILT. Eine Bilddokumentation von Wolfdietrich Schnorre. Walter-Verlag, Ölten nnd Freiburg. 176 Seiten, 200 Photos, Paperback. Preis 64.70 S.
ES SIEHT GAR NICHT SO GEFÄHRLICH AUS. Ruhig und sicher bewegt sich der Dompteur zwischen Löwen, Tigern, Pumas, Panthern. Teils gelangweilt, teils verdrossen, selten nur kurz zögernd, machen sie, was er von ihnen will. Erklettern Postamente, . springen über einander hinweg, wagen den Satz durch den brennenden Reifen— und warten ruhig auf ihren Plätzen, bis man sie wieder braucht. Nur die Schwänze pendeln gelegentlich nervös durch die Luft, oder klopfen auf den Boden, scheinen zu warnen: Reiz mich nicht, sonst freß ich dich!Ist die Warnung ernst zu nehmen? Wie gefährlich ist der Beruf
„ES IST EINE AUSNAHME von der Regel, wenn ein gutgenährter Mann zum Branntweintrinker wi,.<i“. schrieb vor ziemlich genau hundert Jahren der große Chemiker Justus von Liebig. Schnapstrinken, so erklärte er, sei in den allermeisten Fällen nicht die Ursache, sondern vielmehr eine Folge der Not.Heute ist es meistens weder das eine noch das andere. Heute trinkt man, weil man es sich leisten kann. Der Schnaps wurde zum Symbol des Wohlstandes. Deshalb spricht man auch nicht mehr von Schnaps. Man spricht von Whisky, von Cognac, von Wodka. Oder man umschreibt.Mehr als ein Fünftel der
DER ALTE ÖSTERREICHISCHE OFFIZIER hatte zweifellos seine Schwächen. Aber eines konnte man ihm bestimmt nicht nachsagen: Mangel an gutem Benehmen. Seine Erziehung und seine Haltung gelten auch heute noch als unerreichtes Vorbild.1918 war es mit dem alten österreichischen Offizier vorbei — und von diesem Augenblick an ging es, leider, in weiten Kreisen auch mit dem Benehmen bergab.Doch die alten Kadettenschulen und Offizierstöchterinstitute, in denen typisch österreichische gute Erziehung von Generation zu Generation weitergegeben wurde, sind in dieser Hinsicht geblieben, was sie waren:
ÖSTERREICH hat sich nach seiner Befreiung im Jahre 1945 mit Erfolg auf seinen „eigenen Beitrag“ zu eben dieser Befreiung berufen. Er wurde im offiziellen Weißbuch detailliert behandelt und im Staatsvertrag schließlich gebührend honoriert. Man verstand darunter den Widerstand österreichischer Patrioten, einzeln oder in mehr oder weniger straff organisierten Gruppen, gegen Hitler. Die Märtyrer dieses Kampfes wurden in den ersten Nach-Jcriegsjahren mit gemeinsamen Gräbern, Denkmälern und in feierlichen Reden geehrt. Später wurde es still um sie, und heute hat es manchmal
METERDICKE WÄNDE AUS SCHWERSTBETON schirmen das Core, das unbewegliche, aber gefährliche Herz des Hochschulreaktors im Wiener Prater ab. Trotzdem kann man es, zum Greifen nahe, in aller Ruhe betrachten. Es liegt auf dem Grund einer mit Wasser gefüllten, oben offenen Betonröhre. Für die gefährliche Neutronen Strahlung, welche die im Core untergebrachten zehn Kilogramm Uran aussenden, sind nämlich fünf Meter Wassersäule ein ebenso wirksamer Panzer wie zwei Meter Beton. Doch das destillierte, absolut klare Wasser läßt diesen Panzer noch viel dünner erscheinen.Ob es sich nun im
DER FORTSCHRITT DER MEDIZIN I ist nicht nur dem Menschen, sondern i auch dem Tier zugute gekommen. . Zahlreiche Pionierleistungen im Kampf um die Heilung des einzelnen und um ] die Verlängerung des menschlichen \ Lebens im allgemeinen wurden in Wien ; Vollbracht. Doch während dies all- i gemein bekannt ist, während Hunderttausende mit Stolz von „unserer“ medizinischen Schule sprechen, hat sich j der Weltruf der österreichischen Veterinärmedizin hierzulande nicht so all- i gemein herumgesprochen.Dabei zählen die Kliniken der Tier- . ärztlichen Hochschule in Wien (der gegenwärtig
RRRRRRRRRRl Am Morgen reißt den Großstadtmenschen der Wecker mit lautem Rasseln aus dem Schlaf. Er greift nach dem Knopf des Radioapparats, der Lärm aus dem Lautsprecher macht ihn erst richtig wach. Auf der Straße empfängt ihn das Dröhnen der Autos, das Klingeln der Straßenbahnen, das Kreischen der Bremsen. Dann ist er endlich in der Fabrik, wo die Werkzeugmaschinen rattern oder die Büromaschinen klappern und die Telephone klingeln. Acht Stunden lang. Nur zu Mittag begibt man sich zur Abwechslung auf eine halbe Stunde vom Lärm der Arbeitsstätte in den Lärm der Werks-küche mit ihrem
EINES TAGES KOMMT DER RÄUMUNGSBEFEHL. Die Mieter haben ihre Wohnungen zu verlassen... bis zum ... widrigenfalls... Die Zimmer sind finster, eng, feucht, ungesund. Wer könnte sich wünschen, hier zu wohnen? Trotzdem verlassen viele Leute auch solche Behausungen alles andere als'gern. Doch eines Tages steht der Möbelwagen vor dem Haus. Wer nicht freiwillig geht, wird delogiert.Dann steht das Haus einige Zeit leer. Tage, Wochen, -in manchen Fällen sogar Monate.Dann kommen die Demolierer.Schließlich gähnt ein ! Loch neben der Straße, und wenn man sich an das Haus erinnert, das einst hier
WELCHE IST DIE UNPERSÖNLICHSTE DIENSTSTELLE ÖSTERREICHS? Antwort: Die Telephonzentrale, denn man spricht zwar mit ihr, aber man bekommt sie normalerweise nie zu Gesicht. Manchmal, wenn man Auskunft, Kundendienst oder „Störung“ angerufen hat, und wenn der Hörer wieder auf der Gabel liegt, denkt man einige Augenblicke nach: Mit wem habe ich jetzt wohl gesprochen? Denn zur Stimme von der Auskunft gehört ein ganzer Mensch ...Was würde die Stimme von der Auskunft wohl erwidern, würde man sie nicht um eine Nummer bitten, sondern um ein Rendezvous? Aber wer wagt das schon? Da ist es schon
HOLZGESCHNITZTE DECKEL, Lederrücken, Messingschließen, ein lateinischer Text, verschnörkelt, vom Holzstock gedruckt, langsam zerfallendes Papier ... Wer an einem solchen alten Folianten den Inhalt höher einschätzt als die äußere Gestalt, der gehe hin und kaufe' sich ein billiges, neues Taschenbuch, das liest sich leichter, steckt sich bequemer ein und leistet im übrigen oft die gleichen Dienste. Doch wer ein echter Bibliophile ist, der hat für die Weisheit nur einen achtlosen Blick, wenn sie im Kleid von der Stange wandelt. Nur was rar ist, ist wert, gesammelt zu werden. Was soeben in
EIN MANN SUCHT EINE WOHNUNG. Ein Mann, der eine Wohnung sucht, studiert die Inseratenspalten der Zeitungen. Da findet er auf Anhieb eine Vierzimmerwohnung mit Dienerzimmer auf der Mariahilfer Straße, Küche, Bad, Speisekammer, alles zusammen 150 Quadratmeter, Monatsmiete 120 Schilling. Eine ruhige Dreizimmerwohnung mit Küche, Vorzimmer, Dienerzimmer, Bad, in guter Lage, 280 Schilling im Monat. Eine Wohnung mit zwei Zimmern und Kabinett, Bad komplett eingerichtet, gekachelt, Parkettböden, ruhige Lage, sofort beziehbar, Miete monatlich 130 Schilling.Die erste Wohnung wird von einer
„PAWERLWERI“ nennen in einigen österreichischen Gegenden die Bauern minderwertiges, billiges Zeug. Pawerl- werk. Das Wort geht auf die Zeit der Franzosenkriege zurück. Damals geriet so mancher französische Brocken in unsere Umgangssprache. „Pawerl“ ist nichts als eine Verballhornung des Wortes „pauvre". Es bedeutet: arm.„Pawerlweri“ sagen viele österreichische Bauern auch zu ihren alten Lebkuchenmodeln, zu den Räucherpfannen, wo sie es noch gibt, zu Weihnachtspyramiden und Weihnachtsbögen und im übertragenen Sinn zu ihren Bräuchen überhaupt.„Pawerlweri“ — dieses
HIER DER KREDITBRIEF, MEIN HERR. Und hier Ihre Lohnbestätigung retour. Nur noch eine kleine Unterschrift. Hier und hier und hier. Die X-Kopie ist nicht recht leserlich. Bitte, hier noch einmal! Wir danken Ihnen und wünschen ein frohes Fest. Nehmen Sie ruhig einen Kalender mit!Selbstverständlich, meine Dame. Aęhtzehn Monatsraten, das geht in diesem Fall ohne weiteres.Haben Sie den Radioapparat schon gewählt, mein Fräulein? Nein? Am besten, Sie bemühen sich erst in unsere Radioabteilung und kommen dann wieder zu mir.Haben Sie eine Lohn- oder Gehalts-' bestätigung bei sich? Bitte, da
ICH HATTE IN OST-BERLIN KEINE FREUNDE und keine Adresse in der Tasche. Ich hatte wenig Hoffnung, Leute zu finden, die zu einem offenen Gespräch mit einem wildfremden Ausländer — noch dazu mit einem Journalisten — bereit sein würden. Ich erwartete, auf eine Mauer der Vorsicht, des Schweigens, der unverbindlichen Ausflüchte zu stoßen. Es kam ganz anders.Man braucht sich heute keineswegs besonders geschickt anzustellen, wenn man wissen möchte, wie die Menschen, mit denen man in Ost-Berlin gerade zusammentrifft, denken. Nichts leichter, als ins Gespräch zu kommen.Die wenigen
MAN NEHME EINEN KESSEL, fülle ihn mit Wasser, mache ein Feuer darunter an und leite den entstehenden Dampf zu einem Schaufelrad, welches eine Dynamomaschine antreibt. Die Einzelteile dieser Apparatur kann man in jedem Spielwarengeschäft kaufen. Was ist ein Dampfkraftwerk? Das gleiche, nur etwas größer.Und vor einigen Jahrzehnten hat der Vergleich auch wirklich noch beinahe gestimmt. Doch mittlerweile wurden die Kessel besser, die Feuerungen raffinierter, die Dampfturbinen komplizierter und die Generatoren leistungsfähiger. Das Dampfkraftwerk von heute , hat mit dem Dampf-, kraftwerk von
EIN MANN stöbert auf dem Dachboden herum, oder er kramt in den Schachteln einer verstorbenen Großtante, sichtet Liebesbriefe, die nach Moder riechen, und Rechnungen aus dem vorigen Jahrhundert — plötzlich fallen ihm ein paar alte Münzen in die Hand. In diesem Augenblick kann sich ein Schicksal entscheiden. Wird er sie liegenlassen, wo sie sind? Wird er sie um ein paar Schilling dem nächsten Münzenhändler verkaufen? Oder verfällt er der seltsamen Anziehungskraft, die Münzen, und vor allem schöne alte Münzen, auf die Elster in uns ausüben?Dann ist’s um ihn geschehen. Es genügt
ES BRUMMT IN DER LUFT, das sind die Flugzeuge, es summt tausendstimmig am Rand der großen Wiese, das sind die Menschen, es gurgelt dumpf, das ist der Lautsprecher, und es rollt in der Ferne, doch das ist glücklicherweise kein Gewitter, sondern nur der Schnellzug nach Wien. Die notwendigen Reden sind gehalten, jetzt sind die Flugzeuge an der Reihe. Großflugtag in Krems!IN DEM WÄLDCHEN, über dem, unweit des Flugplatzes, die startenden Maschinen bei Ostwind die ersten hundert Meter Höhe gewinnen, erkennt man noch da und dort die Hügel, unter denen Tote zahlreicher Nationalitäten begraben
MAN BRAUCHT NICHT NACH TOKIO ZU REISEN, um sich der Gefahr auszusetzen, daß einem diese Frage unversehens gestellt wird und man, je nach Naturell verlegen oder gleichgültig, mit einem „Nein" antworten muß. Auch in einzelnen Wiener Kaffeehäusern kann man bereits Leuten begegnen, die Go-Partner suchen. Noch sind es ganz wenige Lokale, in denen sie zum großen Angriff auf die Alleinherrschaft des Schachs in Bereitstellung gegangen sind. Aber wenn sich die Freunde des fernöstlichen Spieles Go zu dessen Popularisierung der gleichen Methoden bedienen, mit denen man auf dem Go-Brett gegen
Zum viertenmal wurden die „K 1 o s t e r- neuburger Külturtage“ eröffnet. Zum viertenmal steht Goethes „U r- f a u s t“, auf dem nachtdunklen Platz vor der Basilika dargeboten, im Mittelpunkt des Programms. Was zur winzigen Scheidemünze des bürgerlichen Zitatenschatzes zerstückelt und zerschnitzelt wurde, was man von „Nachbarin, euer Fläschchen!“ bis „Heinrich, mir graut vor dir!" aus dem Zusammenhang gerissen täglich hören kann, wieder zu einem großen Ganzen zusammenzufügen, den Schemen aus dem deutschen Bücherschrank wieder Leben einzuhauchen, das ist eine besonders
EIN TRIEFEND NASSES SCHIFF ist in diesem Sommer Stockholms Touristenattraktion und Schwedens Stolz. Schwedens Stolz war es schon im 17. Jahrhundert, aber nur sehr kurze Zeit. Dann verschwand es auf drei Jahrhunderte. Nun ist es wieder aufgetaucht.Die Planken triefen, die Holztreppen sind naß und glitschig, auf den Decks stehen Pfützen, das ganze Schiff ist in einen glitzernden Wassernebel eingehüllt. Am 10. August 1628 kenterte die „Gustav Wasa“ mitten im Hafen von Stockholm. Am 24. April 1961 wurde sie endgültig gehoben. Jetzt steht sie im Trockendock, aber nicht um zu trocknen. Es
Ein Mann wurde auf die Zentrifuge geschnallt und im Kreis herumgewirbelt, bis ihm das Blut durch die Haut aus dem Körper drang. Ein anderer wurde auf einen Raketenschlitten gesetzt, in fünf Sekunden auf tausend Stundenkilometer beschleunigt und in eineinhalb Sekunden bis zum Stillstand abgebremst, so daß er Sekundenbruchteile lang soviel wog wie seine eigene Statue aus Metall. Er lebte mit gebrochenen Knochen, mit blutenden Verletzungen, minutenlang blind und unfähig zu sprechen — aber er lebte.Tauglich. Der Mensch ist körperlich tauglich, ins All zu fliegen.Er stieg in der Gondel unter
IN DER LANGE GASSE AUF DEM TROTTOIR stehen ein paar Herren, starren durch die große Glasscheibe in das Café Alserhof und unterhalten sich halblaut:„Es tat’ ich spielen ...”„Das wär’ vielleicht noch besser, da greift er auch gleich den Läufer auf C 7 an. “Ein Ausruf des Entsetzens: „Ist der wahnsinnig? Ausgerechnet B 5? Also, jetzt kann er nicht mehr decken. Zwei, drei Züge vielleicht noch. Dann kommt Matt auf E 1...”„Viel war eh nicht mehr zu machen!”Der Mann hinter der Glasscheibe kann die Unterhaltung nicht hören. Unaufhaltsam steuert er auf seinen Untergang zu.
EIN ÄLTERER HERR MIT AKTENTASCHE und grauen Schläfen, anscheinend gerade auf dem Heimweg von der Arbeit. Ob er bereit ist, sich für unsere Umfrage zur Verfügung zu stellen? Bitte, gern.„Würden Sie Gufler begnadigen?“„Begnadigen? San se teppert, Herr?“„Würden Sie Eichmann begnadigen?“„No ja … also, das ist so eine Frage … also, das ist schon eine andere Sache … schließlich hat er seine Befehle gehabt!“„Würden Sie Eichmann begnadigen?"„Wann S’ mich so direkt fragen — also, ja!“„WÜRDEN SIE GUFLER BEGNADIGEN?“Die junge Dame zieht erstaunt die
NÄCHTLICHE VERFOLGUNGSJAGD durch ausgestorbene Straßen, kreischende Bremsen, die Kriminalbeamtin lenkt mit der einen Hand und bringt mit der anderen die Pistole in Anschlag …Oder sie hat sich als Lockvogel in das Hauptquartier der Rauschgiftschmuggler gewagt, wurde erkannt, nun sitzt sie gefesselt auf einem Stuhl, und der Bandenchef hält ihr das Messer an die Kehle …Ja, derlei kommt vor — in Schundheften und gewissen Filmen. Die Wirklichkeit sieht auch in jenen Ländern, aus denen derartige Erzeugnisse kommen, wesentlich anders aus. Mit dem Alltag der österreichischen Kriminalbeamtin
Eine Reise nach Helgoland und darüber hinaus zu den ungeheuren Möglichkeiten der Ozeane, die in Freundschaft genutzt werden können. Und eine dringende Warnung vor der Raubgier des Menschen.
Denkmalschutz. Die Erkenntnis, daß sie erhalten werden müssen, hat sich durchgesetzt. Es ist nicht allzulange her. Da hatten wir doch noch nach dem zweiten Weltkrieg gleich bei der Secession eine Gasse mit einem alten, poetischen Namen: Dreihufeisengasse . . . Heute findet man sie im Straßenverzeichnis unter der Bezeichnung Lehärgasse.ANDERSWO gibt es keinen Schutz für gewachsene, alte Straßennamen. Zur Illustration eine Stelle aus einemBrief, den ein Mann aus Budapest seinem Freund im Westen schrieb:„Mein Weg an weine Arbeitsstelle führt über die Stalinstraße, entlang des
ZUERST KOMMEN DIE BAGGER und die Kolonnen der Lastautos, die das ausgehobene Erdmaterial wegführen. Dann errichten die Arbeiter aus Brettern und Pfosten — oder auch aus Stahlteilen — seltsame Muster: die Schalungen. Dann fließt, dick, schwer und grau, der Beton in die vorbereiteten Zwischenräume. Und dann wächst, Stück für Stück, etwas empor, was eines Tages ein Bürohaus, eine Halle, ein Verkehrsbauwerk oder irgend etwas anderes sein wird.Manchmal bleiben wir stehen und sehen eine Weile zu. Kräne, die alle Häuser der Umgebung überragen, reichen schwere Blechtonnen mit flüssigem
Modellandschaft, Äcker, die an Ornamente von Klimt erinnern, und unter ihm die Wiese, auf die er fallen soll ... Das flaue Gefühl vor dem ersten Absprung lernt jeder kennen, und wenn er sich noch so sehr auf den Sprung freut. Wahrscheinlich ist die Angst vor der Angst am größten. Passieren kann beim Absprung selbst kaum etwas — besondere Pechvögel sind am Flugzeug hängengeblieben, aber das kommt sehr selten vor.Der allererste Sprung wird natürlich mit dem automatischen Schirm durchgeführt. Ein Ende der Reißleine bleibt am Flugzeug befestigt, das zweite führt in den Fallschirmsack
Autohändler (verzückt, mit Honig in der Stimme): „Das ist kein Fahren mehr, in diesem Wagen gleiten Sie, Sie schweben, Sie vergessen, daß Sie sich noch auf der Erde fortbewegen...“Autokäufer: „80.000 Schilling sind viel Geld!“Autohändler (mit betonter Männlichkeit): „Und wie der Motor aufheult! Das wäre doch ein Fahrzeug für Sie. Jammerschade, sich einen Mann wie Sie in einem billigen Vehikel vorzustellen!“Autokäufer: „Aber 80.000 Schilling sind ehr viel Geld!“Autohändler (sachlich): „Auf Teilzahlung natürlich. Sie spüren die Raten nicht einmal.“Autokäufer
„Was gibt es Neues?“„Ach, nicht viel. Die Kuh meines Freundes Gustafson in Schweden hat heute Nacht ein Kalb geworfen. Pfarrer Smith in Südwales klagte mir vorhin, daß die Regenrinne auf seinem Dach schon wieder ein Loch hat. Für heute Abend bin ich mit Abdullah in Ägypten zu einem kleinen Plausch auf 20-Meter-Band verabredet ... Nein, es gibt wirklich nichts Neues von Wichtigkeit!“Wäre es vor ein paar Jahrhunderten • jemandem eingefallen, zu prophezeien, eine derartige Unterhaltung würde Menschen künftiger Zeiten gar nichts Besonderes bedeuten, so hätte man ihn
AN DEN ZEITUNGSSTÄNDEN, auf den Bahnhöfen, im kleinsten Dorf Österreichs ebenso wie in der Bundeshauptstadt, kann man um ein paar Schilling bunt eingebundene Hefte kaufen, die jedem, der etwa Heimweh nach den „tausend Jahren“ verspüren sollte, sicherlich volle Befriedigung schenken werden. Man schlägt auf und liest:„Eine unbeschreibliche Wut befällt die Schützen. Sie lachen gellend, während ihre Finger den Abzugbügel durchziehen, so, als hätten sie in ihrem ganzen Leben nichts weiter getan als getötet.“Oder: „Kubalke packte die kalte Wut auf den Feind, der sich auf dem
DAS WIENER KAFFEEHAUS GLEICHT EINEM TREIBHAUS, in dem nur eine ganz bestimmte Spezies, der Kaffeehausmensch, die idealen Lebensbedingungen vorfindet und entsprechend gedeiht. Er führt denn auch ein ganz und gar pflanzenhaftes Dasein, und ein Marsmensch, bei der Landung auf der Erde in ein Wiener Kaffeehaus geraten, würde über die Bewohner unseres Planeten in sein Beobachtungsjournal schreiben: Sie sind festgewachsen, nähren sich von Wasser, Und ihre Lebensäußerungen bestehen darin, daß sie ihre Blätter dem Licht zukehren und von Zeit zu Zeit wenden.Aber was dem flüchtigen Blick eines
BITTE, SICH NICHT AUF DIE SÄRGE ZU SETZEN!“ Diese Bitte ist heute in der Kaisergruft leider durchaus nicht überflüssig. Lange Kolonnen von Autobussen schleudern Tag für Tag ihren abgezählten Inhalt durch die enge Pforte auf dem Neuen Markt hinunter in die Grabstätte, wo in den engen Gängen zwischen 138 mehr oder weniger großen Särgen oft ein gefährliches Gedränge entsteht. Ehrfürchtiges Staunen. „Bitte nicht drängen, in diesem Sarg ruht Gräfin Fuchs-Mollardt, auf Wunsch Maria Theresias als einzige Nicht-Habsburgerin hier bestattet, bitte weitergehen, nein, in diese Richtung,
VOR DREIEINHALB MONATEN tauchte ein Silbervogel mit rot-weiß-roten Schwanzfedern und dem Zeichen einer neuen Fluggesellschaft über London auf — er erscheint seither täglich um die Mittagsstunde über der Themsestadt. Im Monat darauf nahmen die Flugzeuge der „Austrian Airlines“, kurz AUA genannt, den Verkehr nach Frankfurt und Zürich auf. Und wiederum einen Monat später den regelmäßigen Flug nach Paris mit einer kurzen Zwischenlandung in Stuttgart.Vor kurzem startete eine AUA-Maschine zum Erstflug nach Rom. Die Propellerwirbel und die Abgasstrahlen aus den Turbinen peitschten das
Werben, das hieß noch vor wenigen Jahren: den Käufer überzeugen. Auch heute noch hat ein großer Teil der Reklame den Zweck, den erhofften Käufer von der Güte der angebotenen Ware und davon zu überzeugen, daß er sie überhaupt braucht. Schreiende Farben, fette Schlagzeilen sollen seine Aufmerksamkeit erregen — hat man ihn erst zum Zuhören gebracht, wird er mit den Mitteln der Vernunft angesprochen.Neben dieser Art von Werbung macht sich seit einigen Jahren, vor allem in den USA, eine neue breit: Reklame mit den Mitteln der Tiefenpsychologie. Immer mehr Psychologen vertauschten in den
EINE SCHMALE TÜR und einige Stufen führen von der Kirche St. Severin in Köln hinunter in das Totenreich eines Gräberfeldes, zu den Anfängen des Christentums. St. Severin ist eine jener Kirchen in der einstigen Colonia Claudia Ära Agrippinensis, deren Geschichte bis in die Römerzeit zurückreicht. Wie weit? Viele Jahrhunderte hat der Boden unter St. Severin dieses Geheimnis bewahrt.Um so freigiebiger zeigte er sich dann. Den Ausgrabungen unter der Kirche und in ihrem LImkreis verdanken wir die Antwort auf eine Reihe offener Fragen über die Anfänge des Christentums im Abendland;
ALS WINZIGER VIOLETTER STRICH erscheint Helgoland am Horizont. Dann taucht ein sanftgeschwungener, rotbrauner Walrücken aus dem Meer. Dann erkennt man auch den kantigen Leuchtturm. Schließlich wird neben der Insel die benachbarte Düne mit dem Badestrand sichtbar. Vom Fuß der Felswand leuchtet eine Reihe bunter Flecke herüber, rot, blau, weiß, gelb: Häuser. Unsere schneeweiße „Bunte Kuh", die mit dem Seeräuberschiff, nach dem sie benannt wurde, nichts gemeinsam hat, als daß sie schwimmt, läuft ins molengeschützte ruhige Fahrwasser ein. Der Anker reißt mit dem Schlamm ein paar
DER MAGEN DES ERWACHSENEN MENSCHEN hat ungefähr denselben Rauminhalt wie die Zylinder eines mittleren Personenautos, eineinhalb Liter. Wien mit seinen Randgemeinden hat 1,7 Millionen Einwohner. Wenn wir uns ihre Mägen zu einem monströsen Zentralmagen vereinigt denken, würde sein Inhalt im betonierten Oval der Opernpassage gerade einen Meter hoch stehen. Auf den ersten Blick scheint er also nicht überwältigend groß. Trotzdem bedarf es ungeheurer Nahrungsmengen, um ihn Tag für Tag zu füllen.Jeder Wiener, ob Mann oder Frau, Wickelkind oder Greis, verbraucht monatlich durch- . schnittlich
„Wie glücklich könnte man hier leben!“ rief J. A. Schultes aus, als er im Sturmjahr 1809 auf seinen berühmten „Reisen durch Oesterreich“ am Ufer des Traunsees einen besonders lieblich gelegenen Ort kennenlernte. 150 Jahre später wurde sein Wunsch für junge Menschen ohne Heim auf unerwartete Weise Wirklichkeit.Einige Minuten hinter der Ortschaft A11-m ü n s t e r weist uns eine große Tafel den Weg zum Kinderdorf. Bunte Häuser lugen durch die Lücken zwischen den herbstlich kahlen Bäumen, die ein kleines Hochplateau schützend umgeben. Sieben Häuser stehen hier nebeneinander,
In den letzten zehn Jahren haben sich viele Leute angewöhnt, die Donau als einen mehr oder weniger verödeten Strom anzusehen. Wenn man sich heute etwa bei Hainburg an das Ufer setzt und auf vorüberziehende Schiffe wartet, will einem tatsächlich scheinen, sie hätten recht. Abgesehen von den Tankern, die österreichisches Erdöl nach Osten transportieren, kommt hier wenig vorbei. Obwohl sich der Verkehr zwischen 1953 und 1955 immerhin verdoppelt hat, ist er im Vergleich zur Vorkriegszeit noch immer recht kümmerlich.Trotzdem ist der Güterverkehr aijf der ganzen Donau zwischen Regensburg
EIN UNGUTES GEFÜHL in der Magengegend ist wohl jedem beschieden, der zum erstenmal' in ein Flugzeug steigt. Ob er nun, behaglich in seinen Polstersitz gelehnt, zu einer Geschäftsreise startet oder ob er sich, angeschnallt und durch eine Haube aus Plexiglas von der spöttisch lächelnden Umwelt getrennt, als Segelflugschüler zur Eroberung der Lüfte anschickt.Tief drinnen in seinem Sitz hockt das Flugkücken, durch feste Leib- und Schultergurten auf Gedeih und Verderb mit dem etwas windig aussehenden Vogel verbunden. Das ungute Gefühl in der Magengegend hat genügend Zeit, sich
DER UNWISSENDE FREMDLING, der durch die Straßen oder über den schönen alten Hauptplatz Leobens spaziert, mag sich darüber wundern, daß er hier oft genug einem Menschenschlag begegnet, den er in der kleinen steirischen Gruben- und Hüttenstadt nicht vermutet hätte: Griechen, Persern, Türken, und, wenn er Glück hat, sogar einem der beiden hier ansässigen Inder. Sie alle hat der Ruhm der „Alma mater Leobensis“ hergelockt. Hier, an der Montanistischen Hochschule, sammeln sie die Kenntnisse, die sie einst in ihrer fernen Heimat nutzbringend anwenden werden. Es ist so, wie anläßlich
IM KLEINEN, HÖLZERNEN „SALETTL“ an der Südecke des Schlosses Laxenburg ist die Kaiserin Elisabeth gern gesessen; sie hat hier so manche Stunde ihres unglücklichen Lebens verbracht. Wir müssen über lose Bretter und vermorschte Balken turnen, wenn wir es betreten wollen. Auf dem Boden liegt hereingewehter Schnee, in den Fensterrahmen stecken Glasscherben.Von unserem luftigen Aussichtspunkt aus sehen wir in den langen Verbindungsgang hinein, durch den der alte Kaiser aus dem Hauptgebäude, dem „Blauen Hof“, zum Speisesaaltrakt hinübergegangen ist. Schnee bedeckt gnädig den Schutt,