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Wer ist reaktionär?

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(Ensembletheater, Wien.) Die Stückwahl ist interessant. Von Dario Fo hat es nämlich auch Stücke wie etwa „Bezahlt wird nicht“ gegeben, gegen deren gesellschaftskritische Essenz aber, angesichts der italienischen Verhältnisse, wenig einzuwenden ist. Das Ensemble spielt aber das Stück „Zufälliger Tod eines Anarchisten“, einen grellen, wirkungssicheren Schwank über die Ermordung eines als Extremisten tätigen jungen Mannes. Die Inszenierung des „zufälligen Todes“ ist nicht nur im schlechtesten Sinn anachronistisch, sie beweist - durch ihren Erfolg beim Publikum - auch, daß es ein Publikum gibt, das in der Illusion lebt, eine linke Haltung mit der Weigerung, zu denken, auf einen Nenner bringen zu können. Und damit merkt, daß es dich damit das Etikett, mit dem es so gerne andere bedenkt, aufs eigene Hirn klebt: „Reaktionär.“

Eine glänzende Inszenierung, die haarscharf die Grenze zwischen Ernst und Klamauk trifft, und beachtliche darstellerische Leistungen machen das nur noch deutlicher.

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