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Immer nur Faust?

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Zum viertenmal wurden die „K 1 o s t e r- neuburger Külturtage“ eröffnet. Zum viertenmal steht Goethes „U r- f a u s t“, auf dem nachtdunklen Platz vor der Basilika dargeboten, im Mittelpunkt des Programms. Was zur winzigen Scheidemünze des bürgerlichen Zitatenschatzes zerstückelt und zerschnitzelt wurde, was man von „Nachbarin, euer Fläschchen!“ bis „Heinrich, mir graut vor dir!" aus dem Zusammenhang gerissen täglich hören kann, wieder zu einem großen Ganzen zusammenzufügen, den Schemen aus dem deutschen Bücherschrank wieder Leben einzuhauchen, das ist eine besonders harte Aufgabe, wenn man nicht den „großen", sondern nur den Urfaust zu spielen hat. Aber die Vergötzung der Faustgestalt erstreckt sich nun einmal auch auf ihn.

Man muß ihnen dies zugute halten, wenn man findet, daß Peter Arens als Faust etwas blaß und etwas leer gewirkt und daß Margrit Ensinger das Gretchen vielleicht etwas zu kühl und stellenweise zu pathetisch angelegt hat. Daß Günther Tabor dem Teufel soviel Überlegenheit — über den Faust und über den Text — verleihen und als einziger, o scheinbarer Widerspruch, einen lebendigen, ganzen Menschen auf die Bühne (beziehungsweise Kirchenstufen) stellen konnte, liegt sicherlich nur zum Teil an der Rolle. Ihm hat man wirklich mit Gewinn zugehört.

Vielleicht könnte man die eine oder andere Rolle anders besetzen oder anders anlegen. Vielleicht könnte man aber auch auf den Rat hören, den Unterrichtsminister Dr. Drimmel in seiner Eröffnung -

ansprache gab, und auch das Neue zum Zug kommen lassen. Vier Jahre hintereinander „Faust“ — das sieht bereits nach einer Konkurrenz für „Jedermann“ aus. Aber eine Konkurrenz für „Jedermann“ ist eben dasjenige, was Wir nicht unbedingt benötigen.

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