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Während das Erzählwerk des Triestiners Ettore Schmitz (1861-1928), der sich als Italo Svevo zwei Sprachnationen zugehörig fühlte, heute weltweit rezipiert wird, sind die meisten seiner Theaterstücke kaum bekannt. Nach dem Erfolg von Svevos letztem Drama "Ein Mann wird jünger", brachte Schauspieldirektor Marc Günther ein weiteres Werk Svevos in Graz heraus.

"Alberta und Alice" trägt den Untertitel "Die Unterwerfung" und bezeichnet damit bereits das psychosoziale Problem, um das es geht: den raffinierten Kleinkrieg zweier Cousinen aus gutbürgerlichem Haus, der sich in unerbittlichem Haß unter der unverbindlichen Oberfläche eines gepflegten Konversationstones abspielt. Alberta, die Starke, dominiert durch gezielte Wohltätigkeit, Alice, die Mittellose, begehrt auf gegen den großherzigen Terror ihrer Cousine und gegen die Abhängigkeit von ihr.

Geschäft und Gefühl, Liebe und Geld sind auf komplizierte Weise miteinander verschränkt. Svevos Meisterschaft in der Darstellung der Psychopathologie des Alltags deckt behutsam die dunklen Regionen auf, die sich unter dem Schleier bürgerlicher Konversationsriten verbergen.

Marc Günthers hochsensible Text-Durchleuchtung, die Positionierung der Figuren im Gegenlicht und in der optischen Kühle von Martin Zehetgrubers kahlen Innenräumen weisen dem Werk und seiner Wiedergabe einen beachtlichen künstlerischen Rang zu, der nicht zuletzt der nuancenreichen Dialogkultur der Darsteller - vor allem Julia Wolff (Alice) und Renate Winkler (Alberta) - zu danken ist.

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