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Raimund — ein Erfolg

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Ferdinand Raimunds „Verschwender" in Kobersdorf geht um einiges darüber hinaus, was man sich von Sommertheater erwartet. Die philosophischen Hintergründe werden herausgearbeitet und die -nicht nur in vielen Details - überaus modernen Themen des Stückes in der Tradition des Alt-Wiener Theaters. In manchen Passagen wird einem traumartig bewußt, warum Theaterfachleute den Wiener Dichter volkstümlicher Zaubermärchen in die Nähe Shakespeares rücken.

Gerhard Baluchs Regie kommt mit den Gegebenheiten des Schloßhofs sehr gut zurecht und nützt die Möglichkeiten der Arkaden im 1. Stock, so-daß sich - dank eines flexiblen Rüh-nenbildes - mehrere spielerische und somit auch existentielle Ebenen ergeben. Der Regisseur spielt selbst den

Flottwell, zurückhaltend und ohne viel Pathos, Rudolf Ruczolichs Valentin ist aber das Ereignis des Abends. Man merkt nicht viel von den großen Vorbildern, wohl aber, daß dieser Valentin in der Tradition eines Hanswurst, Papageno oder Kasperl steht, der einerseits ein Opfer ist, wenn die großen Herren mit dem eigenen Schicksal Vabanque spielen und damit auch das Schicksal ihrer Leute negativ bestimmen. Dieser kleine Mann hat sich aber sein Mensch-Sein bewahrt - in Armut, Not, Unbedankt-heit und wird zum Retter der Großen, was wohl ein Idealtraum Raimunds gewesen sein mag, dennoch ein Teil des Menschenbildes ist, das dieses Österreich in diesem Jahr zu Recht feiert. Eine schöne und nicht zu unterschätzende Facette der Hoch-Kultur dieses Landes, dargestellt im Gewand des Märchenhaften, des Zaubers und der Volkskomik.

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