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Tiroler Passion

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Zum erstenmal seit dem späten Mittelalter gibt es in Tirol wieder das Passionsspiel in der Kirche und nicht mehr nur im Spielhaus oder im Freien. Im Vorjahr gelang in Osttirol das Experiment mit der „Tiroler Passion“, die

nach Originaltexten aus dem 15. und 18. Jahrhundert geschaffen wurden.

Spielbeginn war am 6. März in Sillian. Es folgen Aufführungen in den Kirchen von Kais, Matrei, St. Jakob, Obertilliach, Dölsach und Lienz. Am Passionssonntag, dem 15. März, ist die „Tiroler Passion“ in der Stiftskirche Wüten in Innsbruck zu sehen.

Die Neuinszenierung machte aus der „Tiroler Passion“ ein Spiel ohne Requisiten, ohne die berühmten Passionsspielbärte und — was noch viel mehr erstaunt — ohne Abendmahl und realistisch dargestellte Kreuzigung. Es ist keine historisch echte Passion, sondern eine Passion im Kostüm spätmittelalterlicher Fresken, die die Frage des Warum und nicht des historischen Wie beantworten will. Auch die in manchen Orten hochgespielte Frage der Judenfeindlichkeit ist hier einwandfrei geklärt. Ankläger mit dem berühmten Ruf „Kreuzige ihn!“ ist im Kirchenraum nicht irgendein „jüdischer“ Mob, sondern eine kleine politische Clique, die.absichtlich nicht in altjüdische Kostüme gesteckt wurde, so daß die Aussage der „Tiroler Passion“ 1970 nur heißen kann: Die Passion findet überall statt.

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