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Hertha Kräftner war eine der vielversprechendsten literarischen Hoffnungen der Nachkriegszeit. Als sie sich 1951 das Leben nahm, war sie gerade 23 Jahre alt. Der Schweizer Autor Jürg Amann hat nun der burgenländischen Autorin ein dramatisches Denkmal gesetzt, das im Theater Gruppe 80 zur Uraufführung kam. Seine Elegie für und nach Hertha Kräftner mit der Gedichtzeile "Weil immer das Meer vor der Liebe ist" als Titel setzt sich ausschließlich aus Gedichten und kurzen Prosatexten der Autorin zusammen. Chronologisch ausgewählt vermittelt sich berührend das Bild einer Frühvollendeten, die das Leben liebte und doch unweigerlich aus ihm herausglitt. Hertha Kräftner schien, wie Ilse Brem - selbst eine anerkannte Lyrikerin - schrieb, "mit Novalis zu sagen": "Ein sehr interessantes Leben scheint auf mich zu warten - indessen aufrichtig, wäre ich - doch lieber tot."

Bühnenbildner Gernot Sommerfeld hat für Stefan Webers sensible Inszenierung einen Seelenraum geschaffen. Verträumt, mit pinkfarbenen Mond über dörflicher Scherenschnittidylle läßt er sich schwer mit der Klarsicht und der dichterischen Tiefe verbinden, die sich in den Texten der Autorin spiegelt. Doch Katrin Thurm läßt mögliche Zweifel vergessen. In einem eineinhalb Stunden langen Monolog entwickelt sie sich von der Achtzehnjährigen, die jugendlich naiv, aber sprachtalentiert erste lyrische Verse formt, zur reifen Dichterin. "Ich bin kalt und brenne doch gleich einer roten Flamme", beschrieb sich Hertha Kräftner. Mädchenhaft, melancholisch, unbändig in ihrem Sehnen nach vollkommenem Glück läßt sich Katrin Thurm auf ihre Figur ein. Sie läßt Sehnsucht nach dem vollkommenen Glück, dessen Unerfüllbarkeit und die Anziehungskraft des schwarzen Lochs spüren, in das die Autorin gezogen wurde.

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