Umgekehrte Moral

19451960198020002020

Das Wiener Auersperg 15-Theater spielt Marcel Pagnol.

19451960198020002020

Das Wiener Auersperg 15-Theater spielt Marcel Pagnol.

Werbung
Werbung
Werbung

Die Menschen sind nicht gut", ist das resignative Resümee des kleinen auf die Straße gesetzten und in einen Sumpf von Korruption und Wirtschaftsgaunereien geratenen Lehrers aus Marcel Pagnols humorvoller Satire "Das große ABC" (im Original: "Topaze"), die 1928 in Paris uraufgeführt, wurde und nach vier Verfilmungen im Wiener Theater Auersperg 15 wieder den Weg auf die Bühne gefunden hat. Zu diesem Zeitpunkt hat er sich allerdings schon längst "hochgearbeitet" und die dunklen Wege von Schmiergeldern und trickreichen Winkelzügen in einer Gesellschaft, in der Ehrlichkeit und Fleiß wenig, Erfolg und Reichtum, mit welchen unlauteren Mitteln auch erworben, umso mehr zählen, gewinnbringend für sich verwendet. Das Stück des französischen Autors und Filmregisseurs, der vor allem durch seine autobiographischen Werke, die durch farbige Naturbeschreibungen von seiner Liebe zur Provence erzählen (zum Beispiel: "Die Zeit der Liebe" 1978), in Erinnerung geblieben ist, funktioniert nach dem Prinzip eines Märchens mit umgekehrter Moral. Nicht das Gute wird am Ende belohnt, sondern wie meist im wirklichen Leben, erweist sich das Böse als die stärkere Kraft. Von Vilmos Desy gediegen in Szene gesetzt, entwickelt ein respektables Ensemble mit selbstverständlicher Natürlichkeit wirklichkeitsnahe Menschentypen. Insbesondere Gerhard Rühmkorf zeichnet berührend und komisch den Wandel des redlichen Pascal zu einem skrupellosen Geschäftsmann nach, der seine böse "gute Fee", einen betrügerischen Stadtrat (Cristo Melingo hat den erkrankten Paul Robert ersetzt), austrickst und sogar mit dessen schöner Freundin (Katharina Ortner) "belohnt" wird. In weiteren Rollen: Steven Warren, Ronald Rudoll, Kurt Hexmann, Susanna Hirschler, Martina Heim und Vanessa Nachtmann.

(Noch bis 30.September 1998. Karten: 01/4060707)

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung