Unbelehrbares Europa

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"Messenhauser oder Bomben auf Venedig", eine bissige Farce.

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"Messenhauser oder Bomben auf Venedig", eine bissige Farce.

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Der Intendant des St. Pöltner Stadttheaters, Peter Wolfsdorff, hat zum 150. Jubiläum der Revolution von 1848 beim Wiener Autor Erwin Riess ein Stück bestellt. Nun hat er mit "Messenhauser oder Bomben auf Venedig" eine bissige Farce bekommen, deren Fülle penibel recherchierter Details dazu geeignet ist, das Herz von Historikern zu erfreuen.

Es dauert eine Weile, bis Peter Wolsdorffs Inszenierung in Schwung kommen kann und Riess' spöttischer schwarzer Humor die vielen Erklärungen hinter sich läßt. Angesiedelt ist die Geschichte in den letzten Monaten der Revolution im Habsburgerreich. In Österreich hat der junge Kaiser Franz Joseph I. die Ordnung bereits wieder hergestellt, in Ungarn und Oberitalien wird noch gekämpft. Wir befinden uns im belagerten Venedig. Hier versuchten am 25. Juli 1949 die Österreicher, erstmals in der Geschichte, eine Stadt aus der Luft zu bombardieren. Der Erfinder der bombenbestückten Ballons war Franz Uchatius, der im Stück als wahnsinniger Führer mit einer obstrusen düsteren Vision eines zukünftigen Europa bei den Aufständischen in Venedig auftaucht.

Die Aufständischen jedoch, ein bunt zusammengewürfeltes Völkchen, das sich pragmatisch gewitzt und streitend durch den Belagerungsalltag kämpft, hält ihn allerdings für den 1848 zum Tode verurteilten Kommandanten der Wiener Nationalgarde und Schriftsteller Messenhauser. Wie beiläufig fallen Tote an, und ab und zu läßt ein Bühnenfenster den Blick auf ein verstaubtes Offizierstrio der Gegenseite zu, das sich kulinarischen Genüssen hingibt. So hat jeder etwas zu tun in diesem Europa, das, so könnte man am Ende den Schluß ziehen, wohl auch in Zukunft nichts aus seinen Kriegen lernt.

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