Unechte Wachauer Marillenknödel

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Ein österreichisches Leitmedium berichtete vor wenigen Tagen online von erbosten Wachauer Marillenbauern. Sie beschwerten sich über Marktstandler, die an frequentierten Straßen angebliche Wachauer Marillen zum Verkauf anboten. Dabei sind diese, die Wachauer nämlich, noch gar nicht reif. Die Marillen sind also Fremde. Man munkelt, dass auch die betrügerischen Verkäufer zugereist sind.

Fraglich, ob wir die an und in die Knödel lassen sollen. Zweifelhaft ist auch, ob denn die Marille, auch wenn sie nicht Aprikose heißen will, überhaupt ein so echter Niederösterreicher ist. Genetiker streiten darüber, ob China oder Indien die Ursprungsländer der Frucht sind. Ausgrabungen im heutigen Armenien brachten ebenfalls Marillenkerne aus der Kupferzeit zum Vorschein. Erwiesen ist die Nutzung der ungarischen Tiefebene für die Marillenzucht durch die Osmanen. Österreich als Ursprungsland kommt im Expertenstreit nicht vor. Seit 1996 ist der Begriff "Wachauer Marille“ eine geschützte Ursprungsbezeichnung, die nur Früchte aus 22 definierten Gemeinden tragen dürfen.

Fusion, Multikulti, zugereist

Der Zucker, den wir im Idealfall anstelle der Kerne in die rosig-orangen Stücke stopfen, um damit Knödel zu füllen, stammt auch nicht aus dem Donauland. Und wenn man die süßen Runden mit Erdäpfel- statt mit Topfenteig zubereitet, dann ist auch die Entdeckung Amerikas von lustvoller Bedeutung. 4000 Jahre alte Knödelfunde hat man in Mondsee gemacht. Immerhin. Wir wutzeln alle in die Knödel. Fusion, Multikulti, zugereist - wie auch immer.

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