Worum geht es in der derzeitigen ORF-Diskussion eigentlich? Diese Frage ist dieser Tage vielerorts zu hören. Geht es um den Polit-Einfluss auf den ORF? Um den Kopf von Gerhard Weis? Um den Werbekuchen? Ums Geld? Um Privilegien? Oder gar: Ums Programm?
Auch der runde Tisch, den der ORF seinen Sehern am Sonntagabend zumutete, brachte nicht im Geringsten Klarheit: * Zum Ersten fehlten - weil sie der Einladungspolitik des ORF misstrauten - wichtige Stimmen (ÖVP, Zeitungen ...).
* Zum Zweiten nutzte ein blaues Duo aus Parlamentsklubchef und Kärntner Landeshauptmann die Runde zum Doppelpassspiel der eigenen Anschauungen, die sich überdies als konfus erwiesen.
* Zum Dritten versuchte die ORF-Spitze - mit nicht gerade überwältigendem Erfolg - zu transportieren, was das neue Gesetz dem ORF alles antun wird. (Immer noch ist man sprachlos, dass die ORF-Führung die Forderung nach Qualitätsprogramm auch zur Prime Time als geradezu unsittliches Ansinnen auffasst.)
Vielleicht harrten ja deswegen relativ viele Zuschauer vor den Bildschirmen aus, weil sie hofften, irgendwann doch noch zu erfahren, worum es sich die Auseinandersetzung wirklich dreht.
Auch wenn es ein schier aussichtsloses Unterfangen zu sein scheint, ist auf die Hierarchie der Diskussionsthemen zu pochen: Zuvorderst muss es ums Programm des ORF und dessen Philosophie gehen. Dann erst sollte über das Geld, die Werbung, die Rechtsform, den ORF-General und so weiter gestritten werden.
Typisch Österreich, dass diese Themen-Hierarchie vollkommen über den Haufen geworfen wird: Man rauft um (politischen) Einfluss, man verteidigt reine Machtinteressen - und unter ferner liefen folgt dann die inhaltliche Diskussion.
Im Jänner 2001 hatte Medienstaatssekretär Franz Morak mit der Enquete "Quo vadis, ORF?" den Startschuss zum gegenwärtigen Schlachtgetümmel um den ORF gegeben: Ein halbes Jahr später, knapp bevor die Koalition ihr ORF-Gesetz durchs Parlament jagen will, ist obige Enquete-Frage vom Jänner offener denn je.
E-Mail: o.friedrich@styria.com
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!