Urbane Furchen werden an der Drau gezogen

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Die zweitgrößte slowenische Stadt Maribor (Marburg) ist 2012 Kulturhauptstadt Europas. Sie lockt mit einem bunten Programm und will damit raus aus der eigenen Lethargie.

"Cista energija!“ - "Reine Energie!“: So lautet der Slogan von Maribor (Marburg), das neben dem portugiesischen Guimarães 2012 Kulturhauptstadt Europas ist. Aber eigentlich ist nicht die etwas verschlafen wirkende, zweitgrößte slowenische Stadt vor den Toren Österreichs, 70 Kilometer südlich von Graz, allein der Schauplatz der diesjährigen kulturellen Großleistung sondern eine ganze Region. Denn auch Partnerstädte wie Velenje, Murska Sobota, Slovenj Gradec, Novo Mesto und Ptuj beteiligen sich an dem ganzjährigen Kulturevent.

Energie und Optimismus

Und strotzend vor Energie und Optimismus präsentieren sich Programmdirektor Mitja Cˇander und sein Team: "Maribor wird eine andere Stadt sein als sie jetzt ist!“ Aus der ehemaligen Industriestadt mit seinen knapp 120.000 Einwohnern und einer hohen Arbeitslosenrate von 17 Prozent soll 2012 ein Zentrum für Kultur und Bildung werden. Wegen Geldmangels mussten die anfänglichen großen Pläne für neue Kulturbauten, mit denen man auch städtebaulich auftrumpfen wollte, aufgegeben werden.

Vom ursprünglichen Budget von rund 40 Millionen Euro sind aufgrund der Krise weit weniger als die Hälfte übrig geblieben, was man überwiegend ins Programm gesteckt hat. Dieses präsentiert sich als abwechslungsreicher Reigen von Einzelveranstaltungen und großformatigen Festivals. Maribor und Co bieten über 400 Projekte und 4000 Events aus allen Sparten.

Am kommenden Wochenende (13.-15.1.) wird man zur Eröffnung gleich aus dem Vollen schöpfen: Am Freitag eröffnen Finnland und Estland das Projekt der "Kulturbotschaften“, in das 22 europäische Nationen integriert sind und an dem auch Österreich im November mitwirken wird. Am Sonntag bietet sich die Gelegenheit zur Begegnung mit einem in Vergessenheit geratenen Bühnenwerk: "Cˇrne Maske“ ("Schwarze Masken“), die einzige - 1929 in Ljubljana uraufgeführte - Oper von Marij Kogoj (1892-1956), einem Schüler von Schönberg und Schreker, der zu einer Kultfigur der slowenischen Avantgarde wurde.

Übers Jahr werden Plätze, Höfe, Straßen, Galerien, Museen, Cafés, leer stehende Schaufenster zur Bühne. Ziel des groß angelegten Kulturprojektes ist die Wiederbelebung des Stadtkerns von Maribor. Das höchst vielfältige und lebendige Programm gliedert sich in vier Themenblöcke: "Stadtschlüssel“ forciert den Dialog zwischen der Stadt und der Kunst. "Urbane Furchen“ soll modernes Wohnen der Zukunft zeigen. "Terminal 12“ vereint alle Kunstgattungen. Jeden Monat wird sich dabei eine herausragende international bekannte Persönlichkeit vorstellen. "Leben auf Knopfdruck“ stellt die Verbindung zu multimedialer Kultur dar.

Highlights sind ein Konzert mit dem Ausnahmepianisten Ivo Pogorelich und den Zagreber Philharmonikern unter Dmitri Kitajenko im März. Im gleichen Monat wird in Slovenj Gradec (Windischgrätz), seinem Geburtsort, des Meisters der spätromantischen Liedkunst Hugo Wolf mit einem großen Projekt gedacht. Anfang Juli wird in Ptuj, der ältesten slowenischen Stadt, die Monteverdi-Oper "Orfeo“ aufgeführt - dort, wo im August auch ein Festival der "Poesie und des Weines“ mit Lesungen und Konzerten stattfinden wird. Diverse Theatergattungen werden das gesamte Jahr vertreten sein. Einen Glanzpunkt wird "Krieg und Frieden“, eine Produktion der Theatergruppe des Tomaž Pandur im Juli, darstellen - wie auch ein großes Theaterfestival im Oktober. Maribor und Murska Sobota werden mehrmals ganz im Zeichen des Modern Dance stehen; Maribor zeigt auch die Kultur der Roma.

Der älteste Rebstock der Welt

Integriert in das Jahr 2012 werden die bereits über Jahre bestehenden, erfolgreichen Events wie das multikulturelle Lent Festival, das größte in Südosteuropa, das Maribor Festival mit klassischer, ethnischer und Jazz-Musik, ein Jazz- und ein Rockfestival in Novo Mesto … Klingt ja beinahe rekordverdächtig!

Mit einem Rekord kann man auf jeden Fall jetzt schon aufwarten: An einer historischen Fassade entlang der Drau steht in Maribor der älteste Rebstock der Welt. Er ist 450 Jahre alt, was schon zu einem Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde führte.

www.maribor2012.info

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