"Verkauft's mei Gwand ..."

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Das "Gwand" verkaufen wir. Ob wir "in Himmel fahren", darf bezweifelt werden. Musste doch zum ersten Mal in der Geschichte von Burg und Oper der Spielbetrieb der letzten beiden Jahre durch den Verkauf von Immobilien finanziert werden. Größtenteils handelt es sich dabei um luxuriöse Appartements im Dachausbau des Hanuschhofes, dem Sitz der Bundestheater-Holding neben der Albertina. Klingt wie eine Meldung aus dem bankrotten Griechenland und zeigt den Zustand unserer Kulturnation. Jahrelang wurde die Subvention der staatlichen Theater nicht erhöht. Nach dem Finanzskandal im Burgtheater wurde zwar der Direktor gefeuert und der verantwortliche Geschäftsführer in seine luxuriöse Pension entlassen - an eine Erneuerung der Struktur wird nicht gedacht. Weder auf den Luxus eigener Werkstätten wird verzichtet, noch auf die Holding, die Ineffizienz und Unfähigkeit zur Kontrolle effektvoll bewiesen hat. Anderswo können Theater ohne zentrale Verwaltung mit klar geregelter Verantwortlichkeit ihr Auslangen finden. Bei uns wird das Weiterwursteln durch den Verkauf des Familiensilbers ermöglicht - nicht nur bei den Bundestheatern. Die österreichische Identität und die unserer Kinder wird von der Politik eigenmächtig und selbstherrlich verscheppert. Das Burgtheater darf wenigstens das Kasino am Schwarzenbergplatz weiterbespielen, da der russische Käufer abgesprungen ist. Die Postsparkasse, dieses Meisterwerk von Otto Wagner, wurde bereits verkauft. Die Zukunft der Immobilienperle Bank-Austria-Zentrale am Schottenring scheint immer noch ungewiss. Bei Umwidmung muss zwar der Denkmalschutz berücksichtigt werden, Geldstrafen für Verstöße sind bekanntlich leistbar. Beispiele gibt es unzählige, nicht nur in Wien. Kultur ist für die Verantwortlichen nur interessant, wenn man mit ihr schnelles Geld verdienen kann. Das versickert meist in den Kanälen lukrativer Bauprojekte.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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