Vom klassischen Schul- und Mutterwitz

Da nun in ganz Österreich wieder die Schule begonnen hat - bis demnächst die ersten Herbst- oder Kartoffelferien dräuen, die übergangslos in verkürzte Nationalfeiertags- und Allerheiligen-Brückentage-Konstruktionen zwecks Erholung angespannter Nerven münden -, sei die Betrachtung dem klassischen Schulwitz gewidmet. Nicht gemeint ist der Ulk, der sich in senfbeschmierten Türklinken, versteckten Klassenbüchern oder durchnässter Kreide erschöpft. Gemeint ist vielmehr die aus der Not geborene Intelligenzleistung, die jedes Maß an paratem Wissen übersteigt, indem sie das Gelernte mit dem Gefragten derart verknüpft, dass der Fragende vermeint, zumindest einen Teil einer richtigen Antwort gehört zu haben. Dabei ist es bestenfalls das Echo seiner Frage, doch ist es damit wie im Hochgebirge: Besser ein Echo als gar kein Selbstgespräch.

Der heilige Hohlkopf

So ist es auch mit dem Kandidaten, der, für manche Aufgabe wohl präpariert, auf die unerwartete Frage nach den Wärmezonen in Afrika nach einigem Zögern doch beginnt und feststellt, in "Afrika ist es warm, und je weiter südlich man kommt, desto wärmer wird es. Die Wärmer teilt man ein in Rundwärmer, Plattwärmer, Fadenwärmer“ usw. Dem wahren Pädagogen bleibt nichts anderes übrig, als diese sprachliche Glanzleistung in ihrer Evokation übergeordneter Zusammenhänge zu zu honorieren.

Candidus, der Glänzende, ist eben dies häufig nicht. Und so sei der Hinweis auf den weitgehend vergessenen hl. Candidus gegeben, einen Märtyrer des frühen 4. Jahrhunderts. In der Stiftskirche von St. Maurice in der Schweiz findet sich ein vollplastisches Reliquiar für die bereits im Jahr 380 geborgenen Knochen des Heiligen. Und dieses Reliquiar ist ein hohler Schädel. So wäre recht eigentlich Candidus als der wahre Schutzpatron der Schüler zu betrachten, der in unmittelbarer Not einen Genieblitz wie den der "Wärmer“ zu schleudern vermag. Er, und nicht sein Zeitgenosse Expeditus, von dessen seltsamem Kult wir ein andermal berichten wollen. Kehren wir zum Ausgangspunkt zurück: Nach den Ferien ist vor den Ferien. Und es wird kälter und kälter …