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Der Otto Mauer-Preisträger 2001: Michael Kienzer.

Zwei Telefonzellen in der Wiener Gumpendorferstraße, quer darüber liegt eine dritte: Das ist eines der skulpturalen Werke von Michael Kienzer, dem Otto Mauer-Preisträger des Jahres 2001. Gewohnte Blickwinkel zu stören, herkömmliche räumliche Situationen aufzubrechen, das gelingt Kienzer mit seinen Werken. "Mich interessiert, mit vorgegebenem Inventar umzugehen. Es ist ein simpler, gleichzeitig aber auch ein sehr elementarer Eingriff - Telefonzellen werden zu einem Modulbausystem, zur Skulptur", erklärt Kienzer.

Für die Innsbrucker Stadtwerke hat Kienzer eine Säule der Eingangshalle durch einen riesigen Knäuel aus verschiedenfärbigen, Elektrokabeln ersetzt, ungefähr drei Meter im Durchmesser. Sieht höchst überraschend und merkwürdig aus. "Meist entstehen gleich bei der Besichtigung des Ortes bestimmte Vorstellungen, oft haben sie einen Bezug zu früheren Arbeiten, die Inspiration geht vom Raum aus", sagt Kienzer .

Der 1962 in Steyr Geborene übersiedelte früh nach Graz und studierte bei Josef Pillhofer an der Kunstgewerbeschule Bildhauerei. Er hat die traditionellen Techniken erlernt, die er freilich auf ungewohnte Weise umsetzt. Der Wunsch sich plastisch zu betätigen, sei schon während der Schulzeit, auch bei Begegnungen mit Plastiken Michelangelos entstanden.

Nach dem Studium ging es zunächst für einige Jahre nach Berlin, zwischen 1987 und 1989 hat der Künstler auch Bühnenbilder für das Westfälische Landestheater Castrop erarbeitet. "Das war recht spannend und auch befruchtend für meine bildhauerische Arbeit. Das aufregendste Stück war "Kabale und Liebe". Das Bühnenbild bestand aus einer riesigen Sandkiste für Ferdinand und Luise, auf einem Steg rundum bewegten sich die übrigen Figuren."

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt Kienzers sind Glasarbeiten - Blöcke aus Glasplatten, deren eine Seite mit Silikonschlieren oder mit Buchstaben beschichtet sind, wobei die Lesbarkeit nicht gegeben sein muss.

Sieht sich der Künstler als Kritiker der Gesellschaft? "Wenn etwas nicht oberflächlich und dumm ist, ist es kritisch", sagt Kienzer dazu. Das nächste Projekt gilt einer internationalen Ausstellung in Bozen. Der Künstler will die diskriminierende Aufschrift am faschistischen Siegesdenkmal an anderen Stellen der Stadt in verändertem Zusammenhang anbringen - als Zeichen ihrer Absurdität.

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