Vom Ural bis zu den Karawanken

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Es blieb kein Gogol’sches Versatzstück auf dem anderen. Dass in einem süditalienischen Bergdorf sich drei Bergbauern die EU-Subvention für acht geteilt haben, war der Anstoß für Christoph Batscheider, die Gogol’sche Komödie neu zu fassen. Die Posse um einen hochstapelnden Hilfsbeamten basiert darauf, dass die korrupten Bürger eines russischen Provinzkaffs einen Wink bekommen, ein Revisor sei inkognito zu einer Prüfung des Ortes unterwegs. Nun wird der durch Spielen pleite gegangene Chlestakow irrtümlich für den Prüfbeamten gehalten; man steckt ihm reichlich Geld zu, denn das Thema Korruption reicht "vom Ural bis zu den Karawanken“.

Der Ausgangspunkt: Lenin ist längst gestürzt, seine Statue, noch nicht weggeräumt, dient als Sitzgelegenheit, Putin pickt als lieblose Fotokopie über der Wirtshaustür. Stark reduziertes Personal zeigt auf der Simultanbühne (Tobias Kraft, Kostüme Isabel Graf), was weit weg von Moskau so läuft. Das ist der eine Strang: Die korrupten Bürger müssen in verschiedene Rollen schlüpfen, um vor dem vermeintlichen Revisor strammzustehen, dem sie - allen voran der Stadthauptmann - aus seinen pekuniären Verlegenheiten helfen, weil der Wirt nicht mehr anschreiben wollte.

Lokales Anschauungsmaterial

Die treibende Figur, das ist der andre Strang, ist Chlestakows Diener Ossip, eine Figur wie aus der Commedia dell’Arte, gerissen wie Leporello, mit der Nase für den richtigen Augenblick, um die Reißleine zu ziehen. Simon Ahlborn ist dieser sichtbare-unsichtbare Treiber dieses Spiels mit dem korrupten Haufen, wobei natürlich die gegenwärtige Situation in Österreich und insbesondere in Salzburg Gelegenheit zu allerlei Anzüglichkeiten bietet.

Thomas Enzi gibt den Chlestakow, der sich Geld immer nur "leiht“ und nach amourösem Intermezzo mit der Frau des Stadthauptmannes (Ute Hamm) deren Tochter (Kristina Kahlert) die Ehe verspricht, ehe er mit Ossip das Weite sucht. Der Stadthauptmann ist Marcus Marotte mit all seiner "Nehmerqualität“, der schließlich seine Eselei in einer heftigen Selbstanklage öffentlich macht.

Martin Brunnemann und Benjamin Lang sind Bobtschinskij und Dobtschinskij, zwei Lümmel, die mehrere Rollen spielen müssen. Da geht es in die Groteske, stellenweise, offensichtlich gewollt, sogar in die Schmiere. Zwischen Komödie, Groteske, Klamauk und Commedia dell’Arte ist also alles in guter Qualität zu haben. Den Staub vom "Revisor“ weggeblasen zu haben und ein lange vorführbares, unterhaltsames Stück für den Fasching inszeniert zu haben, zählt zu Batscheiders Meriten.

Weitere Termine

19., 24., 25., 29. Jänner, 2., 4., 5., 7., 9. Februar

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