Was hat Ihnen nicht geschmeckt?

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Käsebrot und Marmelade“ war das Motto des kürzlich veranstalteten Heidelberger Ernährungsforums. Die Dr. Rainer Wild Stiftung für gesunde Ernährung hatte Wissenschaftler eingeladen, die daraufhin vor Publikum über den Geschmack referierten.

Dabei kamen größtenteils Naturwissenschaftler zu Wort, die sich mit den körperlichen Empfindungen beim Essen auseinandersetzen. Es ging also um die menschlichen Sinne. Man sprach über die Lust.

Und dabei stand ausschließlich das "Gute“ zur Debatte. Ist nicht auch der sogenannte gute Geschmack ein kultureller Wert, definiert von einigen wenigen, meist selbsternannten Experten? Einzig ein Vortrag der deutschen Forscherinnen Karolin Höhl und Elisabeth Hahn thematisierte "das Schlechte“. Die beiden wollten vom Publikum wissen, ob denn eine oder einer während der letzten Tage etwas schlecht Schmeckendes gegessen habe.

Ekel und gesellschaftliche Zugehörigkeit

Abgesehen davon, dass eine solche Frage im Rahmen einer Konferenz mit all ihren Buffets und Kaffeepausenkeksverbrechen absurd ist, wurde das vorhersehbare Ergebnis dieser Publikumsfrage negativ bewertet. Wir leben, so der Tenor, in Zeiten schlecht schmeckender Nahrung. Mag sein. Die Frage, warum uns eigentlich so vieles nicht schmeckt, blieb aber aus.

Dabei ist das Nichtschmecken, also der Ekel essenziell. Wir lernen von Kindesbeinen an, uns vor Bedrohlichem zu ekeln, und man bringt uns bei, mithilfe von Ekel ein Mitglied einer bestimmten Gesellschaft zu werden. Es gibt keinen logischen oder instinktiven Grund dafür, warum Europäer keine Insekten oder US-Amerikaner keine Innereien essen. Wir lernen es einfach. Dennoch glauben wir, dass ablehnende Emotionen pur individualistisch sind. Vielleicht sollten wir uns einfach einmal die Frage stellen, warum wir denn so manches nicht schlucken können wollen.

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