Wegschauen hilft nicht

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Nach dem Burgtheaterabend mit Otto Mühl steht endgültig fest, daß Claus Peymann zu den kräftigsten Promotoren von Jörg Haider zählt. Noch einige Premieren von Peter Turrini und Elfriede Jelinek könnten nachhelfen, um die SPÖ landesweit noch zahlreiche Wähler zu kosten; denn jetzt hat sich sonnenklar herausgestellt, daß es in der Burg keineswegs um Literatur, um Dramatik, um Kunst geht, die zu diskutieren ist, sondern eindeutig bloß um Skandal.

Wäre Otto Mühl (ein Maler, keineswegs ein Schriftsteller) je auf die Bühne des großen Hauses gekommen, hätte er nicht Minderjährige verführt, sektiererischen Psychoterror ausgeübt, wäre er nicht nach rechtskräftigem Gerichtsurteil sechseinhalb Jahre im Gefängnis gewesen? Sämtliche Proteste der Schauspieler und des Personals der Burg hatten nichts genützt. Eine miserable, flaue Justizsatire auf Staatskosten, dazu andere auf Skandal abzielende Premieren haben den Bereich von Kunst und seriösem Theater längst verlassen.

Die Theaterlust des einst hochbegabten Regisseurs Claus Peymann ist anscheinend hoffnungslos in kreativer Impotenz zur Skandalsucht herabgekommen. Die Präsentation des Nicht-Schriftstellers Otto Mühl schnell nach der Entlassung aus dem Gefängnis ist wohl noch nicht Peymanns letzter Streich. Einige ausgebrannte Autoren werden sich vielleicht noch finden. Ein Malheur ist das nicht nur für den Steuerzahler, sondern für Österreich und im besonderen für die SPÖ: Otto Mühl etwa erhielt für die Hochburg seiner kriminellen Perversitäten, den "Friedrichshof", als Subvention 43 Millionen Schilling von der den Sozialisten zuzurechnenden Wohnbau-Förderungsstelle ("Die Presse").

Wem gehört denn die "Burg"? Claus Peymann persönlich? Kann mit der Berufung auf Freiheit der Kunst Staatsgeld zur völlig unliterarischen Propaganda für Gesetzesbruch, zur Verhöhnung von Gericht und Schutz von Jugendlichen verwendet werden? Sind Burg und Staatstheater nicht Eigentum des Staates, der Bürger und Steuerzahler? Gibt es da nicht eine Amtsverantwortung und ebenso einen Amtsmißbrauch? Wer wagt es noch, einzuschreiten, wenn Mißbrauch getrieben wird? Unter SPÖ-Kompetenz wurde Peymann berufen, dort ist die Verantwortung. Wie wird sie wahrgenommen?

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