Weichsel Compotten, Marquis Chocoladenmuseum im Demel, Wien

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Wo seit anno 1786 - zuerst im Palais Arenberg, seit 1887 am Wiener Kohlmarkt - Hundertschaften von Mehlspeistigern und Gourmets aus aller Herren Länder in lukullischen Genüssen schwelgten, sollen nun auch kulturelle Bedürfnisse gestillt werden. So können Besucher derk. u. k. Hofzuckerbäckerei in den Tiefen des altehrwürdigen Hauses verschachtelte Rudimente des alten Vindobona bestaunen, bevor sie erwartungsfreudig wieder zur schwelgerischen Jetztzeit emporsteigen.

Unter dem aufmerksamen Blick der legendären "Demelinerin", Anna Demel, die sich in Marzipan verewigt im großen Salon findet, wird in den neuen Demel-Museumsräumen auch die berühmte "Demel-Torte" neben 90 anderen Torten präsentiert, deren Zutaten seit 1857 bestgehütetes Geheimnis blieben. Nicht geheim hingegen ist mittlerweile die aus Bestellscheinen im Hofkammerarchiv ersichtliche Naschhaftigkeit der ansonsten asketischen Kaiserin Elisabeth. Mit ihrer vertrauten Vorleserin Ida von Ferenczy wurden in deren Appartement am Ballhausplatz, gleich um die Ecke, wahre Fressorgien veranstaltet - mit Weichsel Compotten, Marquis Chocoladen, Katzenzungen, Guglhupf, Eis Cafes, Chocolade Busserln und anderer Demel-Schleckerei.

O Wunder, Sisi schlug das süße Laster nicht an, sie blieb gertenschlank, während Kaiser-Freundin Katharina Schratt, ebenso Demel-Fan, nicht nur selber in Kuchen und Konfekt schwelgte, sondern auch Seiner Majestät allmorgendlich bereits den köstlichen Demel-Guglhupf präsentierte, von dem sie listig behauptete, er wäre "eigenhändig" mit Liebe von ihr gebacken. Wie sich die Zeiten ändern! Wer heute zu Gast im noblen Demel weilt, verschweigt dies nicht. Gilt er doch als Connaisseur von allerhöchsten Graden.

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