"Weil ich nicht anders kann"

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Die Meraner Preisträgerin Ulrike A. Sandig über das Schreiben von Lyrik.

Die Furche: Frau Sandig, dem Träger des Meraner Lyrikpreises 2000, Lutz Seiler, ist es zu verdanken, dass Sie Ihre Texte eingereicht haben; welchen Umständen ist es zu verdanken, dass Sie überhaupt zu schreiben begonnen haben?

Ulrike A. Sandig: Ich denke, viele von uns fangen in einer Zeit an, wo die Orientierung fehlt, wo das Glück fehlt, wo man nicht weiß, wohin mit sich und wohin mit seiner Umwelt, und unglücklich ist. So war das auch bei mir. Aber ernster geworden ist es für mich in einem Plakatprojekt, das ich mit einer Freundin zusammen gemacht habe, wo wir Plakate mit unseren Gedichten im öffentlichen Raum von Leipzig und anderen Städten geklebt haben; und da habe ich gemerkt: Schreiben ist das eine, nach außen gehen wollen das andere; und dass man sich da auch aus einer gewissen Isolation herauslöst - aus einer emotionalen, aus einer schreiberischen und dass das was Gutes ist, dass ich nicht anders kann und das so möchte.

Die Furche: Und es war dann auch immer klar, dass Sie dabei bleiben?

Sandig: Ich kann wahrscheinlich nicht anders, als dabei zu bleiben, es ist weniger eine Wahl als eine Tatsache.

Die Furche: Was bedeutet der Meraner Lyrikpreis auf diesem Weg?

Sandig: Ein wahnsinnig großes Geschenk, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet habe, weil das für mich der erste Preis ist, bei dem ich überhaupt Finalistin bin. Und ich fühl, mich nach wie vor sehr jung in dem ganzen "Geschäft" - es ist ein großer, großer Mutmacher.

Die Furche: Auffällig viele Finalisten kommen in diesem Jahr aus dem Osten Deutschlands - ist das eine gute Landschaft für Lyrik, vielleicht aufgrund der geschichtlichen Erfahrungen der letzten Jahrzehnte?

Sandig: Ich kann grundsätzlich nur von mir und von meinem Umfeld in Leipzig ausgehen. Und da erlebe ich schon - ohne den Grund dafür zu wissen -, dass ich immer wieder in Kreise hineinkomme, wo gemalt wird, wo Musik gemacht, wo geschrieben wird und wo man das nicht nur aus Spaß macht, sondern wo man nicht anders kann. Und das ist ja das Wichtigste daran. Ich weiß nicht woran das liegt, ich bin zu tief drin.

Das Gespräch führte Cornelius Hell.

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