Welches Buch fängt so an?

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Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.

Wir kennen das alle: Wir befinden uns irgendwo, nehmen etwas wahr, und plötzlich verknüpfen wir es mit etwas Vertrautem, also mit etwas, das uns in der Vergangenheit geprägt hat (oder geprägt zu haben scheint), wir meinen vielleicht sogar, das schon einmal ganz genau so wahrgenommen zu haben. Wenn es um optische Wahrnehmungen geht, nennt man das Deja-vu. Am Beginn des Buches, nach dem hier gefragt wird, geht es aber nicht um ein Deja-vu-, sondern eher um ein Deja-mange-Erlebnis. Ausgehend von einer kulinarischen Erfahrung beschreibt der Autor viele Jahre seines Lebens, vom allabendlichen, oft vergeblichen Warten auf den Gutenachtkuß der Mutter und der großen Distanz zum Vater über seine ersten literarischen Versuche bis zu seiner Bekanntschaft mit einem reichen, unglücklichen Mann, der sich für Malerei und besonders für Vermeer interessiert. Ein großer Abschnitt des Werkes ist denn auch der unglücklichen Liebe seines Bekannten zu einer Kokotte und dessen Eifersucht gewidmet. Ausführlich wird eine einflußreiche Familie geschildert, in deren Salon sich alle möglichen Leute treffen und sich wichtigmachen. Alle miteinander haben sie keine Berufe außer denen des Diplomaten oder des Künstlers, die meisten leben offenbar von ihrem Vermögen. Eine entscheidende Rolle spielt für den Ich-Erzähler auch ein Pflasterstein.

Auflösung Furche 33/00: Die letzte fertiggestellte Bildergeschichte von Wilhelm Busch (1832 - 1908) ist 1884 erschienen. Busch, der selber dreimal erfolglos versucht hat, sich als Maler zu etablieren, zeigt einen Menschen, der sich irgendwann damit abfindet, daß er sich für eine künstlerische Karriere nicht eignet. Ironie des Schicksals. Während Buschs damals arrivierte Malerkollegen heute kaum noch bekannt sind, ist er mit etwas Neuem unsterblich geworden. Recht so.

"Maler Klecksel". In: Balduin Bählam/Maler Klecksel. Von Wilhelm Busch. Diogenes, Zürich 1995. 160 Seiten. öS 93,-/e 6,76

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