Wer bezahlte die Reise?

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Vier Seiten Interview mit Frank Stronach in der Sonntagsausgabe: Das war anlässlich des 80. Geburtstags und der Parteipläne des Magna-Mannes durchaus angemessen. Nur die FPK witterte so krumme Geschäfte, dass sich die Kleine Zeitung zur Reaktion bemüßigt sah: Sie hat alle Spesen für das Gespräch mit einem der erfolgreichsten Steirer in dessen Wahlheimat Kanada selbst getragen.

Kurz darauf ein ähnlicher Hinweis im noch größeren Kleinformat: Die Rechnung fürs Testzimmer in einem Wiener Luxushotel hat die Kronen Zeitung bezahlt. Solch Kleingedrucktes unter einem Artikel ist zumindest ungewöhnlicher als die verschämte Anmerkung "Werbung“ bei verblüffend redaktionell wirkenden Beiträgen. Wenige Seiten weiter findet sich jedenfalls keine Zeile, ob für die Stronach-Kolumne "Franks Welt“ der Schreiber oder die Zeitung Geld erhält oder diese wöchentlichen Texte gar kostenneutral sind.

Nun ist der Fall des Hobby-Politikers und Milliardärs zwar besonders heikel: Denn die Kooperation von Krone und Kandidaten kann wahlentscheidend sein - siehe Hans-Peter Martin. Das Transparenzproblem bei "Wer zahlt?“ hat allerdings nicht bloß die Speerspitze des Boulevards, sondern die gesamte Medienbranche hierzulande. Da liegen die sogenannten Pressereisen seit jeher in der Grauzone zwischen investigativer Distanz und Hofberichterstattung.

Das gilt für die offensichtlich gefährdeten Bereiche wie Autotests und Reisejournalismus ebenso wie für die Entourage von Ministern bis Landesräten bei deren Auslandsbesuchen. Dass hierzu mitten in der größten finanziellen Medienkrise Ansätze für ein neues kritisches Bewusstsein erkennbar sind, spricht für die Selbstreinigungsfähigkeit des Journalismus. Der Paarlauf von Stronach und Krone zeigt, dass solche Transparenz zumindest für den österreichischen Boulevard ein Feigenblatt bleiben wird.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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