Wie man eine Sammlung veredelt

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Die Schweizer Privatsammlung Hubert Looser wird im Bank Austria Kunstforum erstmals im musealen Umfeld ausgestellt. Sie umfasst wichtige Werke von de Kooning und solche von Alberto Giacometti, Yves Klein und Cy Twombly - und stellt interessante Bezüge her.

In einem Haus am Zürichberg sind die Wände leer geworden: Hubert Looser, einer der wichtigsten Schweizer Privatsammler moderner und zeitgenössischer Kunst, der in den vergangenen Jahrzehnten mit seinen Werken lebte, hat diese nun auf Reisen geschickt - bis sie 2017 dem Kunsthaus Zürich übergeben werden. Als erstes Ausstellungshaus überhaupt präsentiert das Bank Austria Kunstforum die Sammlung im musealen Rahmen.

Schon früh hatte Looser, der als erfolgreicher Unternehmer tätig war, geplant, die Kunstwerke, mit denen er sich umgab, eines Tages einem Museum zur Verfügung zu stellen - und daher zwar nach eigenem Geschmack, aber andererseits auch so gesammelt, dass dort einstmals Lücken geschlossen werden können: amerikanischer abstrakter Expressionismus, Minimal Art, Arte povera, zahlreiche Werke des in europäischen Sammlungen wenig vertretenen Willem de Kooning. "Er hat singuläre Werke gekauft, nicht irgendwelche von bestimmten Künstlern, sondern wichtige“, sagt Kurator Florian Steininger, der Looser anlässlich der Abstrakte-Schau im Kunstforum 2008 als Leihgeber eines Twombly-Werks kennen lernte und zu ihm eine derart gute Beziehung aufbaute, dass Looser nun das Wiener Museum auf der Freyung für den ersten Ausflug seiner Sammlung wählte.

Nicht nur große Namen

Mit Giacomettis "Annette“ und Picassos "Sylvette“ begann Loosers Meister-Phase. Zwar hatte er schon zuvor gesammelt, von da an aber baute er das auf, was er heute als seine Kollektion wahrgenommen haben möchte. Doch nicht ausschließlich große Namen waren es, die Looser interessierten. Vielmehr stellte er gerne Bezüge her, wo sie nicht jedermann sehen würde. "Er baute ganz abseits von Ismen und Geografie Konstellationen und stellte jahrhundertealte Skulpturen aus dem asiatischen Raum ganz selbstverständlich in einen modernen Kontext“, so Steininger.

In Dialog treten ließ Looser auch de Kooning und Chamberlain - nachdem die Schau im Kunstforum der Aufstellung in Loosers Haus nachempfunden ist, ist auch hier der große, zentrale Raum diesen beiden Künstlern gewidmet. De Koonings Altar-Triptychon steht Chamberlains Autowrack-Skulpturen gegenüber, geschwungene Linien verbinden beide. Weiter geht es mit einem meditativen Raum mit Werken von Twombly und einem Raum, der Künstlerinnen gewidmet ist, die in Loosers Sammlung einen hohen Stellenwert haben. Am Ende der Schau werden Bezüge zwischen Skulpturen, die durch Schatten an die Wand malen, und Zeichnungen hergestellt, abgerundet wird die Ausstellung von einem Arte-povera-Werk von Giuseppe Penone, einer Wand aus Lorbeer, die eigens für Loosers Haus hergestellt wurde. Auch dieses sieht Looser als Teil seines "USA-Europa-Dialogprinzips“, für das er nach eifrigem Sammeln amerikanischer Künstler schließlich auch Werke von Yves Klein und Co erstand.

Ein atypischer Sammler

"Dem Geld Sinn geben“ wollte Looser, wie er vor Journalisten sagt, nachdem er 1993 seine Firmenanteile an ELCO Looser Holding AG und Walter Rentsch AG verkauft hatte. Seine Fondation Hubert Looser gründete er zugunsten von Kindern in Kambodscha, Albanien, Rumänien und Afrika, später kamen Aidsprojekte hinzu. Auch seine Kunstwerke brachte er in die Stiftung ein.

"Hubert Looser ist ein atypischer Sammler, normalerweise bekommen diese doch nie genug“, so Kurator Steininger. "Aber er sieht den Prozess des Sammelns nun als abgeschlossen an und will schauen, ob die Kollektion Bestand hat. Die Reisen werden die Sammlung veredeln.“ Mit der Schau im Bank Austria Kunstforum ist der erste Schritt getan.

My Private Passion: Sammlung Hubert Looser

Bank Austria Kunstforum, Freyung 8, 1010 Wien

bis 15. Juli, täglich 10-19 Uhr

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