Wien wäre anders... wenn...

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Franz Hawla über Unrealisiertes und Unvollendetes in Wien.

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Franz Hawla über Unrealisiertes und Unvollendetes in Wien.

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Es gibt so viele Wien-Bücher und Wien-Führer wie Tauben am Markusplatz oder mürrische Ober in Wiener Kaffeehäusern. Wer sich in diese Menagerie einreihen und doch hervorstechen will, muß schon über ein besonderes Wissen und einen ungewohnten Blickwinkel verfügen. Beides bietet der spätberufene Historiker Franz Hawla. In dem alphabetisch aufgebauten Buch "Wien wäre anders, wenn ..." widmet er sich unvollendeten Plänen seiner Heimatstadt. Das Wien, durch das er seine Leserschaft führt, gibt es so nicht, denn vieles war anders geplant, als es sich heute darstellt.

In Hawlas Wien steht die Votivkirche zwischen Schottentor und Donaukanal oder neben dem Oberen Belvedere, davor der Hochstrahlbrunnen. Neben dem Parlament reitet Feldmarschall Radetzky auf seinem Pferd. Für das Wiener Rathaus diskutierte man 23 verschiedene Standorte, für einen war schon die Baugrube ausgehoben und von den Wienern sofort "Kommunalloch" genannt worden. Hawla verfolgt aber auch die verschiedensten Denkmäler auf ihrem Weg durch die Stadt, so zum Beispiel das Lessing-Denkmal oder die Statue von Josef Sonnenfels. Wien ist für den Autor oft aber auch nur der Ausgangspunkt für so manche geographische und historische Reise. So führt die Namensgebung des Rennwegs, benannt nach einem Rennen, das jeweils am Christi-Himmelfahrtstag und am Katharinentag von sechs bis 13 Pferden durchgeführt wurde, zum möglichen Ursprung des Spruches "Nochmals Schwein gehabt" (ein Preis war ein Schwein) bis zur Geschichte der Stephanskrone, da Matthias Corvinus einer der begeisterten prominenten Teilnehmer war. Zu den unzähligen Lesefrüchten, die genüßlich serviert werden, zählt auch, daß der Bürgermeister Dr. Cajetan Felder zehn Sprachen beherrschte und sich überdies auch auf Türkisch, Arabisch und Persisch verständigen konnte. Mittels des umfangreichen Registers können noch weitere abenteuerliche Reisen durch die Stadt selbst zusammengestellt werden. Die Federzeichnungen von Jan Koci lassen Gewohntes in neuem Licht erscheinen.

Wien wäre anders, wenn ... Bekanntes und noch mehr Unbekanntes aus Wien. Von Franz Hawla. Edition Volkshochschule, Wien 1999. 316 Seiten, brosch., öS 248,-/e 18,02

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