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Grundsatzdiskussionen mit Menschen unter sechs Jahren entbehren ja nicht einer gewissen Mühsamkeit - und da rede ich jetzt gar nicht mehr von den Lieferkonditionen des Christkinds. Es reicht schon, so etwas Banales wie Zeit zu thematisieren.

Erklären Sie doch einmal einem Naseweis, was "morgen“ ist! Morgen ist - eben morgen, der Tag nach heute, jener Tag, an dem ich aufwache, nachdem ich heute Abend wieder viel zu spät ins Bett gegangen sein und ein paar jämmerliche Stunden, geschunden und getreten von einem kleinen, sich von der Mitte des Bettes überallhin wälzenden Wesen, geschlafen haben werde. Mit "gestern“ ist es das Gleiche in Grün.

Eine Stufe komplizierter wird die Sache, wenn wir weiter in die Zukunft schauen und plötzlich Begriffe wie "Woche“ oder "Monat“ ins Spiel kommen. Da hilft dann nur noch radikale Komplexitätsreduktion. Kinder beherrschen das übrigens aus dem Effeff: dreimal schlafen noch, bis wir zum Maxi gehen; achtmal schlafen noch, bis die Oma kommt; 78-mal schlafen noch, dann ist endlich Geburtstag. (Die Frage "Wievielmal schlafen noch, bis der Schnee kommt“ ist in einem Wiener Winter eine eigene Kategorie.)

Ausgewachsene Menschen, die diese äußerst einprägsame Technik der Zukunfts-Abschätzung für sich selbst verwenden wollen, brauchen freilich eine gehörige Portion Frustrationstoleranz: 68-mal schlafen noch, bis der Frühling kommt; etwa 730-mal schlafen noch, bis die Kinder endlich in ihren Betten bleiben; und 5840-mal schlafen noch, bis sie mutmaßlich aus dem Hause sind und nach gängiger Lehre das Leben beginnt.

Alles in allem jedenfalls ein guter Grund, sich nach einer halben Ewigkeit mal wieder eine gute, nein, sehr gute, nein, himmlisch gute Matratze zu kaufen. 30-mal schlafen noch, und sie liegt in meinem Bett.

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