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Es war einmal ein Kaiser, der war sehr alt und wollte nicht abtreten. Er war der festen Überzeugung, nur er könne regieren, das habe ihm der liebe Gott aufgetragen. Er durchschaute weder die Intrigen seiner Minister, noch die seiner Militärs. Er vertraute ihnen, weil er das so gewohnt und es bequem war. Er bemerkte nicht, wie sich Verrat und Korruption ausbreiteten und unterschrieb zuletzt eine Kriegserklärung, von der er genau wusste, dass sie das Ende seines Reiches bedeutete. Seine Untertanen folgten ihm wie die Lemminge, hatten sie doch panische Angst vor jeder kleinsten Veränderung. Man vermeinte sich in Sicherheit und wollte das Risiko einer längst fälligen Erneuerung nicht eingehen.

Von diesem mitunter tödlichen Irrglauben sind wir auch heute infiziert. Die meisten unserer Präsidenten, Kanzler, Minister, Landeshauptleute und sonstigen Verwalter haben sich selbst zu Kaisern gekrönt. Gott hat sie zwar nicht auserwählt, sondern vor allem ihr Parteibuch und die Zugehörigkeit zu Vereinen und Vereinigungen und natürlich wir Wähler, die wir Veränderungen meist nur beim Heurigen herbeiwünschen. Der Kampf der neuen Kaiser um den Erhalt ihrer Macht wird immer würdeloser. Sie preisen ihre Inkompetenz als Flexibilität, ihre Überforderung als Berufsvoraussetzung. Ihre grenzenlose Selbstüberschätzung findet Niederschlag in Gagen, deren Höhe sie selbst festsetzen. Da ist es nur klar, dass wir Steuerzahler für Skandale wie die Hypo aufkommen müssen oder dass der Burgtheaterdirektor zwar wegen eines Finanzdebakels entlassen wird, der nicht minder verantwortliche Holdingchef mit dem richtigen Parteibuch im Amt bleibt und von großen Strukturreformen kaum noch die Rede ist. Wenn unsere Kaiser selbst einmal sagen, dass das nicht sehr schön ist und es sie nicht gefreut hat, könnte das, wie damals beim alten Herrn, zu spät sein.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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