Witzlose Demontage eines Helden

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Der Dirigent Ulf Schirmer bestimmt Richard Wagners "Siegfried" in der Neuinszenierung im Grazer Opernhaus mit einer faszinierenden Interpretation der Partitur in großer Spannungsdichte und delikater Wiedergabe der kammermusikalischen Feinheiten des Satzes, mit der die Grazer Philharmoniker und einige Sänger in imponierender Weise zu brillieren vermögen. Rühmenswert ist aber auch der wortdeutlich singende Manuel von Senden, der seinen geschmeidigen, tänzerischen Mime in origineller Konzeption beinahe zur Hauptfigur macht.

Der regieführende Bühnenbildner Gisbert Jäkel dürfte hingegen Wagners Wort vom "heroischen Lustspiel" als Aufforderung zu parodistischem Unfug missverstanden haben. In sein manieristisches Stilkauderwelsch aus Entmythologisierung, Banalisierung und schlichter Ratlosigkeit mischt er bei dieser Produktion immer mehr Elemente der Karikatur. Deren Hauptopfer ist der Titelheld Siegfried (George Gray), der zunächst als aufmüpfiges dickes Kind mit Kinnbart und Brille ständig am Kühlschrank hängt, seine Schmiedelieder zum Taktieren benützt, später dann als eine Art pavarottihafter Gastwirt in Hosenträgern auf der Hinterhof-Gstätten des "tiefen Waldes" eine schwächliche Clown-Nummer mit Kindertrompete abzieht, so nebenher den dackelhaften Drachen erledigt und mit dem Waldvogel flirtet.

Gipfel der Peinlichkeit ist, wenn der solcherart demontierte, sichtlich hormongeplagte "wonnige Knabe" die erwachte Brünnhilde (Gabriele M. Ronge) brünstig umkriecht. Den totalen Flop der Inszenierung können auch keine aus dem Hut gezauberten, mystifizierenden Projektionen verhindern. Die Reaktion des Premierenpublikums war einhellig: wütend.

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