Wo bleiben die Theologinnen?

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Vorige Woche hatten wir an der Universität in Münster hochrangigen Besuch von der Kairoer Al-Azhar-Universität. Es ging um eine interreligiöse Begegnung zwischen muslimischen und christlichen Theologen. Bei der Auftaktveranstaltung wurde ein Gruppenfoto von den Hauptgästen geschossen: Um den Bischof von Münster herum scharten sich die Vertreter der Al-Azhar, aber auch einige christliche und muslimische Theologen. Schnell war das Foto auf meine Facebook-Seite hochgeladen, und ziemlich bald meldete sich meine sehr geschätzte Kolumnenkollegin Ina Praetorius mit einer berechtigten Frage frustriert zu Wort: Warum sind keine Frauen dabei?

Ich musste mir das Gruppenfoto nochmals genau ansehen und tatsächlich: 13 Männer standen da und keine einzige Frau! Meine Freude über die Aussage "Die Erneuerung des Islam wird von Europa kommen“, mit der der Berater des Großscheichs von Al Azhar die Arbeit von uns muslimischen Theologen würdigen wollte, war schnell verflogen. Frau Praetorius hat recht. Die Theologie ist eher eine Männerversammlung. Im islamischen Kontext sieht man, dass in der Öffentlichkeit Frauen zwar aktive Rednerinnen sind, es bleibt jedoch trotzdem die Frage nach ihrer Rolle in der Theologie. Natürlich gab es in der islamischen Ideengeschichte die eine oder andere Theologin. Die Frau des Propheten, Aischa, wird als Beispiel genannt. Diese sind jedoch Ausnahmen. Liegt es an den Religionen, dass Frauen kaum Platz als Theologinnen haben, oder liegt es eher an den Frauen selbst, dass sie das Feld den Männer überlassen, oder sind es die männlichen Theologen, die dafür sorgen, dass ihre Kolleginnen kaum zu Wort kommen? Gott selbst, der mit der Mutter von Moses und der Mutter Jesu kommunizierte, hat offensichtlich kein Problem mit den Frauen.

* Der Autor leitet d. Zentrum f. Islam. Theologie an der Uni Münster

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