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Einer 18-jährigen Novizin (Galatéa Bellugi) soll im Südosten Frankreichs die Jungfrau Maria erschienen sein. Der Zulauf der Pilger nimmt zu, der Vatikan setzt eine Kommission ein, um die Erscheinung auf ihre Echtheit zu prüfen. Neben Theologen und einer Psychiaterin wird in die Kommission auch der von seinem Einsatz im Irak schwer traumatisierte Kriegsberichterstatter Jacques (Vincent Lindon) berufen, der keinen Kontakt zur Kirche hat und nicht glaubt, dass es hinter dem Sichtbaren auch Mysteriöses und letztlich Unerklärliches geben kann. Er soll einen unvoreingenommenen und unparteiischen Blick von außen ins Spiel bringen.

Mit diesem Journalisten, der von Vincent Lindon mit gewohnter Zurückhaltung, aber gerade dadurch intensiv gespielt wird, führt Xavier Giannoli den Zuschauer in seinem in sechs Kapitel gegliederten Film zunächst in die Archive des Vatikans und bietet Einblick in den Umgang der Kirche mit Meldungen von Wundern. Gerade durch die nüchterne und sachliche Inszenierung gewinnt "Die Erscheinung" dabei Intensität und Dringlichkeit.

Mit dem Geheimnis baut der 47-jährige französische Regisseur Thrillerspannung auf, entwickelt in den Recherchen von Jacques im südfranzösischen Dorf aber auch ein zunehmend an Vielschichtigkeit gewinnendes Drama. Einerseits zerbröckelt nämlich das scheinbar feste Weltbild des Journalisten durch die Begegnung mit der tiefgläubigen jungen Nonne, die große Ruhe ausstrahlt, und seine Einblicke in deren Biographie sukzessive. Andererseits arbeitet Giannoli aber auch plastisch heraus, wie die junge Frau von unterschiedlichen Seiten manipuliert wird und mit dem angeblichen Wunder Profit gemacht wird. Und schließlich machen die Pilgerströme auch bewusst, wie sehr sich die Menschen in einer von Krieg, Terror und Katastrophen gezeichneten chaotischen Welt nach so einer Figur, die Heilung verspricht, sehnen.

Schwer erträglich ist zwar die dick auftragende Musik von Arvo Pärt, doch davon abgesehen bleibt Giannoli ein distanzierter Beobachter, der mit großem Ernst und differenziert das Thema behandelt. Er zwingt dem Zuschauer keine Sichtweise auf und lässt über das Ende des mit 140 Minuten etwas lang geratenen Films hinaus die Möglichkeit solcher Wunder bestehen.

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