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Nicht dass uns alles wurscht wäre. Keineswegs. Gar vieles gibt es, das uns stört, und manchmal habe ich das Gefühl, uns Österreichern missfalle an der Welt und an denen, die sie bevölkern, sogar mehr als anderen. Ist uns also auch nicht alles wurscht, wird doch vieles hierzulande Wurst. Im schönen Prägraten sind es jetzt sogar die Bergeshöhen geworden. Die Gemeinde in Osttirol hat damit zu kämpfen, dass die Touristen auch nicht mehr von selber kommen. Man muss ihnen schon etwas bieten, zum Beispiel ein gut ausgebautes Streckennetz für die Mountainbiker, die die Hänge hinabsausen wollen. Aber ehe man an diesen etwas zu verdienen hat, muss man in jenes etwas investiert haben. Gott sei Dank gibt es in Prägraten einen Berg, der bisher den unanhörlichen Namen Mullwitzkogel trug und nur von tüchtigen Bergwanderern über einen Steig zu erklimmen war. Jetzt wird der Mullwitzkogel für die Mountainbiker erschlossen, eine Errungenschaft der Zivilisation, die überfällig war. Aber wer soll das bezahlen?

Die Gemeinde hat kein Geld, der Wurstfabrikant Wiesbauer aber zu viel davon. Darum übernimmt er die Kosten, die eben anfallen, wenn ein Berg, der schändlich der Wertschöpfung entzogen war, dem Tourismus nutzbar gemacht wird. Aber dem Wurstfabrikanten ist natürlich auch nicht wurscht, was mit dem Geld geschieht, das er reichlich mit der Wurst verdient, und darum hat er mit dem Gemeinderat von Prägraten ein Geschäft ausgehandelt. Der Wiesbauer macht einmal keine Würste, sondern Wege für Mountainbiker, und der Mullwitzkogel heißt dafür künftig: Wiesbauer-Spitze. Das ist wirklich Spitze, und wer sich darüber ärgert, hat den Zusammenhang nicht begriffen, der zwischen dem Fortschritt, der endlich auch Prägraten erreichen musste, und der Verwurstung der Heimat besteht, die ach so teuer ist, obwohl die ganze Sache den Wurstfabrikanten doch relativ billig kommt.

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