Zwischen Komik und Tragik: "Penthesilea"

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Schüchtern beugt sich der blondgelockte Jüngling über seine daniedergestreckte Angebetete, ach wie seelenvoll richtet sich sein Blick aus schwarzumrandeten Augen Richtung Publikum, und wie machohaft unbotmäßig gebärdet sich der Rüpel auf der anderen Seite der Bühne. Nie werden die beiden Liebenden unter solchen Umständen zueinander kommen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, hier wird nicht über eine Soap-Opera berichtet, sondern über Peter Grubers Bearbeitung von Heinrich von Kleists "Penthesilea" im Wiener Künstlerhaus. Der Regisseur konnte sich bloß nicht zwischen der tragisch endenden Eruption der Gefühle, wie sie Kleist so sprachgewaltig niederschrieb, und dem, auch bereits von Zeitgenossen wie Goethe entdeckten, Hochkomischen des 1876 uraufgeführten Trauerspiels entscheiden. Er wollte alles, die Tragik, die Entlarvung der dem Kleistschen Pathos innewohnenden Komik und eine parodistisch-zeitgemäße Überhöhung des antiken Geschlechterkampfes noch dazu.

So laviert die Inszenierung mit dem Zusatztitel "Gender Trouble" unentschlossen zwischen den Möglichkeiten, wird weder dem Autor gerecht noch kommt sie über billige Modernismen (Maschinengewehre für die Amazonen) und Klischees (rülpsende, biertrinkende Machos) hinaus. Einigen Schauspielern gelingt es sich durchzusetzen, wie zum Beispiel Christine Brandner als glaubwürdige Penthesilea, Petra Christine Dinhof (Prothoe) oder Marion Kansy als abgeklärte Priesterin. Doch letztlich wirkt der gelegentlich recht humorvolle Versuch, die Gender Troubles zu durchschauen - Strapse an Männerbeinen ironisieren zum Beispiel die Fragiliät der Geschlechteridentität -, unausgegoren.

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