Abschied vom Jugendwahn

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Man müsste eine Gerontokratie einführen und Ämter nur an Elder Statesmen verteilen", sagte kürzlich Lothar Höbelt, Historiker und FPÖ-Berater.

Man kann über den Mann geteilter Meinung sein, aber dieser Punkt (den er eigentlich nicht ganz ernst gemeint hat) ist durchaus diskussionswürdig. Hat doch der Jugendwahn nicht nur die FPÖ erfasst, siehe ORF: Seit Jahren werden Moderatoren weniger nach intellektuellen Fähigkeiten, sondern nach stromlinienförmigem Äußeren und Jugendlichkeit auserkoren. Das schmälert zwar leider ihre Überzeugungskraft bei den übrigens mehrheitlich älteren Sehern, lässt sich aber in bunten Programmillustrierten besser "verkaufen". Kommentatoren mit grauen Haaren, vife Sprecherinnen in reiferem Alter - die findet man eher in den seriösen deutschen, englischen oder amerikanischen Sendern.

Auch wenn Finanzminister Karl-Heinz Grasser vorführt, dass die jüngsten Regierungsmitglieder nicht unbedingt die peinlichsten sein müssen - üblicherweise ist Erfahrung von Vorteil. Es muss ja nicht so ausarten wie bei Hans Dichand, der zeigt, dass Alter nicht vor Torheit schützt. US-Notenbankpräsident Alan Greenspan hingegen wird als weiser Alter geschätzt - etwas, das hierzulande nicht üblich ist. Eine der wenigen rühmlichen Ausnahmen ist Maria Schaumayer, die vorübergehend als Verhandlerin in Sachen Restitution aus der Pension zurückgeholt wurde. Und sie hat dies mit Bravour absolviert, samt ihrer herrlich altmodischen Handtaschen.

Vielleicht kehrt ja doch langsam ein Umdenken ein: Sogar die Werbeindustrie hat entdeckt, dass nicht alle Konsumenten unter 25 sind und die Älteren noch lustig Geld ausgeben - mehr sogar als die umworbenen Kids. Wobei der natürlich nicht nur in Österreich grassierende Jugendwahn paradoxerweise sogar den Jungen das Aufwachsen erschwert: Wie kann man sich trotzig von Eltern abheben, die mit Piercing im Nabel sowie endlosem Verständnis für jeden Unfug herumrennen?

Manchmal gehört zum Erwachsenwerden eben auch dazu, schlechte Vorbilder einfach hinter sich zu lassen.

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".

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