Affären statt Debatten

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Silvia Fuhrmann, die jüngste Abgeordnete des österreichischen Nationalrats, hat es schlagartig zu flächendeckender Bekanntheit gebracht. Der so genannte "Wurstsemmel-Sager" - die junge Dame hatte sinngemäß gemeint, die Pensionisten sollten sich nicht so haben wegen zehn Euro Pensionseinbuße, um das Geld kriege man eh nicht mehr als drei Wurstsemmeln - gehört seither zum fixen Bestandteil des politischen Vokabulars. Ähnlich wie der Krüger-Jaguar, die Grasser-Homepage und andere Wort gewordene Dummheiten, ohne die der politische Alltag einfach nicht denkbar ist.

Oft ist es ja so, dass sogenannte "Affären" als Debatten-Ersatz fungieren. Der Wunsch des Kurzzeit-Justizministers Michael Krüger, sich einen Jaguar als Dienstwagen zuzulegen (billiger als KHGs schnittiger A8 wäre er immer noch gewesen), war genau so ein Fall: Man hatte bald den Eindruck, dass da ein hochgradig labiler, überforderter Mensch auf einen Posten gefallen war, dem er nicht im geringsten gewachsen ist, aber man diskutierte nicht darüber, sondern über seinen Dienstwagen. Denn Rest gab ihm ein Ex-Freund, der in einem Nachrichtenmagazin nostalgisch in gemeinsamen Sex-Erinnerungen schwelgte. Wie heißt es so schön in der Managementlehre: Man muss Prioritäten setzen.

Man wird sehen, wie lange sich die Wurstsemmel-Silvia wird halten können, oder ob sie noch einmal kurzen Ruhm als jüngste Ex-Politikerin aller Zeiten genießen wird dürfen. Ein bisschen wird das hoffentlich auch davon abhängen, ob ihr zum entscheidenden Thema Pensionen und Generationenvertrag außer Wurstsemmeln auch noch was einfällt. Schön wär's, denn, auch wenn das nach dem Wurstsemmel-Sager niemand für möglich halten würde: In der Sache hat sie recht.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

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