Die Politik ist voll von Männern, die zu viel wollen. Josef Höchtl nannten sie den "Möchtl“, und das war nicht schlecht gesagt. Bei Männern, die zu viel wollen, kann die Substanz mit dem Ehrgeiz nicht mithalten, sie fühlen sich zu Ämtern berufen, von denen jeder außer ihnen selbst weiß, dass sie ihnen nicht gewachsen sind. Männer, die zu viel wollen, wirken insgesamt ein wenig peinlich, wie Firmlinge, die man in einen zu großen Anzug gesteckt hat, nur nicht so lieb. […]An der Spitze der österreichischen Sozialdemokratie werkt derzeit ein Anti-Höchtl und Anti-Möchtl: Alfred
Wir konnten in den vergangenen Wochen Einiges über den "Krieg der Bilder" lesen. Zum Stärksten gehört dabei, was Martin Walser im Spiegel unter dem Titel "Der Bilderkrieg" schrieb.Er schaffte es auch wieder, da oder dort Empörung hervorzurufen mit seiner Überzeugung, dass derjenige, der im Bilde festhält, wie einem Menschen Gewalt angetan wird, die selbe Strafe verdient habe, wie der, der die Tat begangen hat. "Mir fehlt die Rechtslogik", schrieb Walser, "um auszudrücken, dass dieses Abbilden kein bisschen weniger grässlich ist als das Tun. Das Abbilden der Scheußlichkeit ist die
Die Politik ist voll von Männern, die zu viel wollen. Josef Höchtl nannten sie den "Möchtl", und das war nicht schlecht gesagt. Bei Männern, die zu viel wollen, kann die Substanz mit dem Ehrgeiz nicht mithalten, sie fühlen sich zu Ämtern berufen, von denen jeder außer ihnen selbst weiß, dass sie ihnen nicht gewachsen sind. Männer, die zu viel wollen, wirken insgesamt ein wenig peinlich, wie Firmlinge, die man in einen zu großen Anzug gesteckt hat, nur nicht so lieb.Der ideale Politiker wäre natürlich der, welcher über seine Fähigkeiten und die damit korrespondierenden Ämter und
Silvia Fuhrmann, die jüngste Abgeordnete des österreichischen Nationalrats, hat es schlagartig zu flächendeckender Bekanntheit gebracht. Der so genannte "Wurstsemmel-Sager" - die junge Dame hatte sinngemäß gemeint, die Pensionisten sollten sich nicht so haben wegen zehn Euro Pensionseinbuße, um das Geld kriege man eh nicht mehr als drei Wurstsemmeln - gehört seither zum fixen Bestandteil des politischen Vokabulars. Ähnlich wie der Krüger-Jaguar, die Grasser-Homepage und andere Wort gewordene Dummheiten, ohne die der politische Alltag einfach nicht denkbar ist.Oft ist es ja so, dass
Waltraud Klasnic hat eine beeindruckende politische Schönwetterperiode hinter sich: Acht Jahre lange umwölkte sie die steirische Seele mit wohldosierten Prisen ihrer Mütterlichkeit, sie erledigte aufkeimende Probleme, seien sie personeller oder sachlicher Natur, mit kühler Präzision. Und sie baute die Machtposition ihrer Partei auf eine Weise aus, die zuletzt nicht einmal ihrem Vorgänger Josef Krainer vergönnt war, der vielerorts als der letzte Landesfürst galt.Plötzlich befindet sich diese Frau in der Defensive. Das Estag-Debakel hat nicht nur den Blick auf ein Netzwerk freigegeben,
Am Montag haben die österreichischen Verfassungsrichter eine weit reichende Entscheidung getroffen: Sie haben den (einfach)gesetzlichen Eingriff in privatrechtliche Verträge für zulässig erklärt. Inhaltlicher Ausgangspunkt dieser Entscheidung war das ÖBB-Pensionsrecht, in Analogie liegt die Frage nun natürlich auch bei den an die Sozialpartner delegierten Verhandlungen über ein neues Eisenbahnerdienstrecht auf dem Tisch.Man kann die Entscheidung der Höchstrichter - nach den Dämpfern, die der Regierung in Sachen Pensionsreform, Ambulanzgebühr etc. verabreicht wurden - wohl als Erfolg
Man darf davon ausgehen, dass in den Redaktionen der Tageszeitungen fertige Seiten mit dem Nachruf auf Papst Johannes Paul II. aufbewahrt werden. In den TV-Stationen liegen mit Sicherheit digitale Datenträger bereit, auf denen das Leben dieses außergewöhnlichen Mannes dokumentiert ist. Das alles nicht erst, seit der Wiener Erzbischof philosophisch, wie er nun einmal ist, der staunenden Öffentlichkeit mitgeteilt hat, dass auch der Pontifex Maximus zu den Sterblichen gehört.Das öffentliche Sterben Karol Wojtylas bewegt die Massen und ihre Medien, so wie das öffentliche Leben des
Die Kinder-statt-Pensionistensteuer-Debatte, die Elisabeth Gehrer durch ihren ausgedehnten Ausflug ins Tanten-Fach (Party, Lech & Co.) mit einem problematischen "Spin" versehen hat, ist am Verebben. Verständlich: Ein so komplexes Thema wie die Zusammenhänge zwischen Demografie, sozialen Sicherungssystemen und Familienbild lässt sich üblicherweise ohnehin nicht so lange "am Kochen" halten wie diesmal.Einige Wortmeldungen hätten sich eine Vertiefung verdient. Zum Beispiel der Hinweis von Paul M. Zulehner, dass sich ein entspannterer Umgang mit Karriere und Lebenssinn erst durch die
Die verquere Art, auf die sich die letzten Reste des österreichischen Barockkatholizismus, verkörpert in Kurt Krenn, und des deutschnationalen Antiklerikalismus, verkörpert durch die FPÖ, während der 90er Jahre einander angenähert haben, ist eines der interessantesten politisch-gesellschaftlichen Phänomene der jüngsten Vergangenheit.Die inhaltliche Klammer bildete schon früh der von Ewald Stadler programmatisch veredelte Begriff des "wehrhaften Christentums". Die jüngsten Äußerungen des St. Pöltener Bischofs in der Oberösterreichischen Rundschau zeigen, dass die Mauern dieser
Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, laufen derzeit die Vorbereitungen zu einem Sozialwort der christlichen Kirchen in Österreich. Das Dokument ist eine Art ökumenische Fortsetzung des katholischen Sozialhirtenbriefes aus dem Jahr 1990. Heute wie damals hat ein solches Unterfangen nur einen Sinn, wenn die christlichen Kirchen darin ihre Position zur Marktwirtschaft klarlegen.Und genau dort liegt ihr Problem: Man muss nicht so weit gehen wie der Wiener Ökonom Erich Streissler, dem es gefällt, den Papst wegen seiner einschlägigen lehramtlichen Aussagen für einen der letzten Marxisten
Eines der Lebensprinzipien in den Katholischen Hochschulgemeinden der sechziger Jahre, so erzählen die Veteranen, lautete: Wir sind materiell anspruchslos, aber intellektuell sind wir maßlos. Was die wohl von den heutigen KHG-Strategien halten?Immerhin könnte man der postmodernen KHG-Variante, die Finanzminister Karl-Heinz Grasser im wahrsten Sinn des Wortes verkörpert, bescheinigen, dass sich an den zentralen Begriffen nichts geändert hat: Nach wie vor geht es um Anspruchslosigkeit und Maßlosigkeit. - Doch halt! Spricht hier der Neid der Nichthomepagebeworbenen? Klingen da die Plagen
Thomas Klestil spielt in der österreichischen Innenpoltik eine Rolle, um die man ihn nicht beneiden muss: als Grüß-August, der von allen verhöhnt wird. Intensives Klestil-Bashing ist seit langem die weitaus billigste Möglichkeit, sich selbst als geistreicher Beobachter des politischen Geschehens zu präsentieren. Was sogar den ORF-Spaßmachern in Rundfunk und Fernsehen gelingt, kann so eine große intellektuelle Herausforderung nicht sein. Den Großteil der Satire liefert das Staatsoberhaupt ja leider selbst zu, durch eine unglückliche Mischung aus Arroganz, Pathos und Hilflosigkeit.Die
Kann man es Konrad Paul Liessmann verdenken, dass er sich irgendwie "gefrotzelt" fühlt, wenn nach drei Monaten des Sondierens, Verhandelns und Taktierens eine leicht veränderte Variante dessen herauskommt, was wir auch vor der Wahl schon hatten? Möchte man nicht Robert Menasse zustimmen, wenn er meint, dass er über die österreichische Innenpolitik nicht mehr nachdenken möchte, weil sie ihm zu "infantil" ist?Ja und nein.Nein, weil das politische Geschäft nun einmal so ist: Der Vorwurf des Opportunismus, der in der heftigen Kritik am Vorgehen von Kanzler Schüssel mitschwingt, steht den
Mit der Moral ist es so: Meistens erwischt sie uns auf dem falschen Fuß. Zum Beispiel wenn wir uns total freuen, dass der Maier Hermann nach seiner Verletzungspause wieder ein Rennen gewinnt. Der Umstand, dass die Meldung "Sensationssieg Hermann Maiers im Super-G" für einen halben Tag alle Online-Dienste, den Teletext, die Radionachrichten und die ZIB dominiert, löst moralisches Unbehagen aus: Zeugt das nicht von einer unglaublichen Provinzialität der Medienmacher? Bewegen wir uns alle nur noch auf regionalem Niveau? Sind wir noch ganz dicht, wenn wir angesichts der akuten Kriegsgefahr und
Madame Boisselier und die Raelianer-Sekte haben, wie es aussieht, im Wettlauf der Sektierer um das erste Klon-Baby die Nase vorn. Das wird Severino Antinori, den italienischen Reproduktionsmediziner, der ebenfalls demnächst mit einer Menschenkopie aufwarten will, gar nicht freuen.Sektierer sind sie beide: der ehemalige Schlagersänger Claude Vorilhon, der sich zum Religionsgründer mauserte - und der italienische Frauenarzt, der sich für einen strenggläubigen Katholiken hält. Als Beweis seiner Rechtgläubigkeit beteuert Antinori gelegentlich, dass er einem schwulen Paar nie und nimmer zu
Vermutlich, liebe Leserin, lieber Leser, wird es Ihnen nicht anders gehen als mir: Ich treffe fast ausschließlich Menschen, die nicht wissen, wen sie wählen sollen. Mag sein, dass mein Bekanntenkreis nur ein Abbild meines eigenen zauderhaften Wesens ist. Es könnte aber auch ein wenig daran liegen, dass es ein Problem mit dem Angebot gibt.Eine der alten moralischen Fragen der Demokratie, die leider von den Herren Martini und Eco in ihrem sonst so erhellenden Briefwechsel unbehandelt blieb, lautet: "Was wählt, wer nicht wählt?" Zunächst bestärkt er jene, welche die Demokratie ohnehin für
Daniels Goldhagens neues Buch "Die Katholische Kirche und der Holocaust" ist eine Enttäuschung. Der Mann, der mit "Hitlers willige Vollstrecker" zum Debattenstar avanciert war, bringt nichts Neues, er zitiert nur aus jüngeren Büchern zum Thema Kirche und Holocaust. Dass er sich auch zweifelhafte Arbeiten wie John Cornwells Pius XII.-Biografie völlig kritiklos zu eigen macht, zeigt, dass es ihm in diesem Fall weniger um Fakten geht, als ums Moralisieren.Sein originärer Beitrag beschränkt sich denn auch auf das, was er im Untertitel peinlich großspurig "Eine Untersuchung über Schuld und
Gut möglich, liebe Leserinnen und Leser, dass wir Bedarfsschreiber und Bonsaidenker dieser Tage Ihren Mediengenuss über das gewohnte Maß hinaus durch geistige Kurzatmigkeit beeinträchtigen. Wir bitten um Verständnis: Sind ein bissl im Gedenkstress.Bald wird es ein Jahr her sein, dass Osama bin Ladens zornige Jünger den Terrorkrieg ins Herz der Weltherrschaft getragen haben. Gerade erst war es fünf Jahre her, dass Lady Diana verunglückt ist. Und seit mehreren Tagen schon begehen wir mit der gebotenen Andacht den 53. Rückzug Jörg Haiders aus der österreichischen Bundespolitik.Nicht,
Ewald Stadler scheint das Amt, das ihm seine Parteifreunde zwecks Entsorgung aus der Tagespolitik zugeschanzt haben, einer eher eigenwilligen Interpretation unterzogen zu haben. Er sieht seine Aufgabe weniger in der Bereitstellung rechtlicher Infrastrukturen zugunsten von Bürgern, die innerhalb der öffentlichen Maschinerie unter die Räder gekommen sind, als in der sehr rechtsfreundlichen Vertretung des Völkischen. Angesichts seiner mangelnden Rücksichtnahme auf anwaltliche Benimmregeln könnte man auch sagen, es handle sich bei Herrn Stadler um einen völkischen Winkeladvokaten.Stadlers
Schwer zu sagen, ob das Sozialstaatsvolksbegehren der Erfolg war, von dem die Opposition zu berichten weiß, oder der Misserfolg, den die Regierungspolitiker diagnostizierten. Eher leicht vorherzusagen ist hingegen ist die - möglicherweise sogar wörtlich zu nehmende - Durchschlagskraft der neuen Sozialschmarotzer-Serie der Kronen Zeitung. Die Eleganz, mit der Regisseur Hans Dichand den Übergang von den rührenden Gastkommentar-Sonetten der Volksbegehrer zu den Hardcore-Parolen aus eigener Produktion inszenierte, ist außerdem wirklich Respekt gebietend. Da hätte auch der alte Peymann noch
Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn hat am Wochenende mit einem Gastbeitrag in der Presse für Aufsehen gesorgt. In scharfen Worten protestierte er gegen den Karikaturisten Gerhard Haderer und dessen jüngstes Buch "Das Leben des Jesus"."Ja", schrieb der Kardinal, "ich gehöre zu den vielen Menschen in diesem Land, die sich nicht dran gewöhnen können, dass der Glaube, auf den sie ihr Leben bauen, permanent verhöhnt, lächerlich gemacht wird." Seinen Protest gegen Haderers Werk, das den Heiland als Rauschgiftsüchtigen zeigt, trägt er "im Namen der vielen Kinder und Alten, einfachen
Michel Houellebecq bürgt für Skandale. Der Franzose, der bereits mit seinen Romanen "Ausweitung der Kampfzone" und "Elementarteilchen" für Aufregung gesorgt hat, bedient auch in seinem jüngsten Werk "Plattform" die Erregungsmaschine der Mediengesellschaft mit höchster Präzision. Da findet doch tatsächlich einer Sextourismus super und den Islam idiotisch: Ein gefundenes Fressen für die Hüter der politischen Korrektheit, deren Spezialität ja darin besteht, aufzudecken, was nie verborgen war.Dass Houellebecq sowohl von links als auch von rechts angegriffen wird, muss natürlich kein
Die Familie ist überall. Nicht nur in 28 Filmen und elf Vorträgen, aber auch dort. Projiziert zwar, aber irgendwie immer echt, Mythologisiert mitunter, aber verstehbar. Beim Filmfestival des steirischen herbstes „Die projizierte Familie" ging es um die Wirklichkeit der Familie, um die Mühen des Alltags, um Familienleben vom Glück bis zum Gehtnichtmehr, um Gewalt in den Familien, um Schwierige außerhalb familiärer Normen, um fremde Familien-Kulturen.Die Veranstalter - Filmreferat des Forum Stadtpark" und „KINO-Gra-zer Filmgespräche" - ließen erst einmal der Filmrolle