Jörg Krenn und Kurt Haider

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Die verquere Art, auf die sich die letzten Reste des österreichischen Barockkatholizismus, verkörpert in Kurt Krenn, und des deutschnationalen Antiklerikalismus, verkörpert durch die FPÖ, während der 90er Jahre einander angenähert haben, ist eines der interessantesten politisch-gesellschaftlichen Phänomene der jüngsten Vergangenheit.

Die inhaltliche Klammer bildete schon früh der von Ewald Stadler programmatisch veredelte Begriff des "wehrhaften Christentums". Die jüngsten Äußerungen des St. Pöltener Bischofs in der Oberösterreichischen Rundschau zeigen, dass die Mauern dieser frommen Trutzburg noch intakt sind: Wo kämen wir denn da hin, wenn wir kaum mehr als 300 Jahre, nachdem die ärgste Gefahr gebannt ist, die Türken freiwillig hereinlassen wollten ins christliche Abendland?

Neben dieser inhaltlichen gibt es seit jeher auch eine personelle Klammer: Der mediale Aufstieg und Niedergang des Jörg Haider verlief parallel mit dem des Kurt Krenn, beide waren Bestandteil der Sumpf-Fauna im bunten Papierbiotop der alpenländischen Magazinlandschaft.

Irgendwie ist es dann aber doch schnell gegangen: Noch vor drei, vier Jahren hätten Krenns Voodoo-Thesen zum Islam einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen, heute erntet er mit seinen Eskapaden den milden Spott, mit dem auch Haiders Ausbrüche während einer wohltuend langen Zeitspanne bedacht wurden.

Haiders öffentliche Auferstehungsfeier wurde durch das Koalitionschaos und das Kommunikationsdebakel der Regierung rund um die Pensionsreform ermöglicht. Vielleicht erbarmt sich ja ein frommer Geist wie Gerhard Haderer des St. Pöltener Hirten und widmet ihm ein kleines Büchlein zur reanimierenden Erregung.

Wir für unseren Teil haben hiemit getan, was wir konnten.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

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