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Schwer zu sagen, ob das Sozialstaatsvolksbegehren der Erfolg war, von dem die Opposition zu berichten weiß, oder der Misserfolg, den die Regierungspolitiker diagnostizierten. Eher leicht vorherzusagen ist hingegen ist die - möglicherweise sogar wörtlich zu nehmende - Durchschlagskraft der neuen Sozialschmarotzer-Serie der Kronen Zeitung. Die Eleganz, mit der Regisseur Hans Dichand den Übergang von den rührenden Gastkommentar-Sonetten der Volksbegehrer zu den Hardcore-Parolen aus eigener Produktion inszenierte, ist außerdem wirklich Respekt gebietend. Da hätte auch der alte Peymann noch was lernen können.

Man habe das Volksbegehren nicht stören wollen, ließ Cato wissen, aber was sein muss, muss nun einmal sein. Und wer es nicht wusste, der weiss es jetzt: die Krone ist die Fortsetzung des Volksbegehrens mit adäquaten Mitteln.

Irgendwie kann man das Bedürfnis nach einem etwas deftigeren Zugang zum Thema sogar verstehen: Die Peinlichkeit, mit der sich während der vergangenen Wochen alles, was in diesem Land in ganzen Sätzen sprechen und schreiben kann, bemüßigt fühlte, zu erklären, dass zwar die Verankerung des Sozialstaates in der Verfassung ein bissl ein Unsinn sein dürfte, man aber ansonsten doch wohl nix gegen einen funktionierenden Sozialstaat und das Sozialsein als solches haben könne, lag deutlich über der Schmerzgrenze.

Ein bissl Begehren, das weiß keiner so gut wie Hans Dichand, geht eben nicht: Wenn, dann volle Pulle. Wenn's nix wird, kann man ja - siehe Temelín - immer noch von einem Tag auf den anderen so tun, als wäre nie nichts gewesen.

Dass eine solche Haltung der Mischung aus Nostalgikern, Professoren und Gutwilligen, die das Sozialstaatsvolksbegehren initiiert haben, nicht leicht fällt, ist nicht nur klar, sondern auch sympathisch: Denkende Gemüter haben eben eine Hemmung vor unzulässiger Komplexitätsreduktion.

Die Frage ist nur, warum so viele kluge Menschen dann ein Volksbegehren inszenieren, statt ihr Differenzierungsbedürfnis mit einem gediegenen Symposion zu befriedigen.

Michael Fleischhacker ist Stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

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