Das System Bundesland

Werbung
Werbung
Werbung

Waltraud Klasnic hat eine beeindruckende politische Schönwetterperiode hinter sich: Acht Jahre lange umwölkte sie die steirische Seele mit wohldosierten Prisen ihrer Mütterlichkeit, sie erledigte aufkeimende Probleme, seien sie personeller oder sachlicher Natur, mit kühler Präzision. Und sie baute die Machtposition ihrer Partei auf eine Weise aus, die zuletzt nicht einmal ihrem Vorgänger Josef Krainer vergönnt war, der vielerorts als der letzte Landesfürst galt.

Plötzlich befindet sich diese Frau in der Defensive. Das Estag-Debakel hat nicht nur den Blick auf ein Netzwerk freigegeben, das sich um Unvereinbarkeitsregeln und Corporate Governance wenig scherte, sondern auch gezeigt, wie schwer es der Politik nach wie vor fällt, mit der Eigentümerrolle in der staatsnahen Wirtschaft umzugehen.

Wenn es "läuft" und das Geld - wie nach der Teilprivatisierung der Estag - mit beiden Händen ausgegeben werden kann, gibt man schon mal den einen oder anderen freundschaftlich-unverbindlichen Rat, von dem das Gegenüber weiß, dass jede andere Interpretation als die einer Weisung eher unangenehme Folgen haben könnte. Wenn es kracht, hat man mit der ganzen Sache nichts zu tun, der frei gewählte Aufsichtsrat hat dann ganz allein die Verantwortung, man weiß eigentlich gar nicht mehr so recht, warum man überhaupt gefragt wird und ist darob ein wenig ungehalten, mitunter sogar ein bisserl empört.

Das alles ist in Zeiten von New Public Management nur noch im System Bundesland denkbar. Mit dem gerade stattfindenden Übertritt der Steiermark in das wirkliche Leben bleiben als Stützen dieses Systems nur noch der niederösterreichische Sakristeistalinismus und das Wiener Modell der halbaufgeklärten sozialistischen Monarchie übrig. Es ist eben alles eine Frage der Zeit.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung