Zu Lasten der Kinder

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Die Kinder-statt-Pensionistensteuer-Debatte, die Elisabeth Gehrer durch ihren ausgedehnten Ausflug ins Tanten-Fach (Party, Lech & Co.) mit einem problematischen "Spin" versehen hat, ist am Verebben. Verständlich: Ein so komplexes Thema wie die Zusammenhänge zwischen Demografie, sozialen Sicherungssystemen und Familienbild lässt sich üblicherweise ohnehin nicht so lange "am Kochen" halten wie diesmal.

Einige Wortmeldungen hätten sich eine Vertiefung verdient. Zum Beispiel der Hinweis von Paul M. Zulehner, dass sich ein entspannterer Umgang mit Karriere und Lebenssinn erst durch die Rückgewinnung des Transzendenzgedankens erreichen lässt: Wer sein volles Seins- und Sinnprogramm schon hienieden abspulen muss, kann seinen Erlebnisstress schwer unter Kontrolle halten.

Ebenfalls bedenkenswert, vor allem in ihren Konsequenzen, erscheint die familienideologische Festlegung von Andreas Khol: Er lehnt das Aufmachen der Zuverdienstgrenzen beim Kinderbetreuungsgeld ab, weil das Kind bis zum Ende des dritten Lebensjahres im Familienverband bleiben soll. Ein schweres Karriere-Hindernis für Frauen, keine Frage. Aber in dieser Zuspitzung zeigt sich ein Problem in aller Schärfe, das wir einige Jahrzehnte lang zugedeckt haben.

Der - ohnehin viel zu spät erfolgte - Zugewinn an Entfaltungsmöglichkeiten für die Frauen müsste eigentlich logischerweise auf Kosten der Männer gehen, die sich über Jahrhunderte am Verwirklichungsbuffet über die Maßen bedient haben. Tut er aber nicht: Statt einer Neuverteilung der Möglichkeiten zwischen Männern und Frauen reduziert man die familiäre Aufmerksamkeit für die Kinder. Eine Rechnung, die mit großer Wahrscheinlichkeit am Ende nicht wirklich aufgehen wird.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der "Presse".

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