Blick unter Österreichs Bettdecken

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Studien über Sexualität wählen üblicherweise den Blick unter die Bettdecke und sammeln, was Befragte über ihr Sexualleben mehr oder weniger wahrheitsgetreu "angeben". Demgegenüber ist die sozialhistorische Studie von Rotraud Perner "Sexualität in Österreich. Eine Inventur" eine Bestandsaufnahme ohne Peinlichkeiten.

Die Psychotherapeutin und Gastprofessorin für Sexualtherapie am Institut für Psychologie und Psychotherapie an der Universität Klagenfurt entschied sich für ihre Bestandsaufnahme für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Der gegenwärtige Stand der österreichischen Einstellungen, Verhaltensweisen, Bildungsangebote und Gesetzesregelungen zur Sexualität ist Grundlage des Buches.

Perner unterzieht den Einfluß der Geschlechterrollen auf die Sexualitäts-Kultur, den Einfluß des sozialen Status, der staatlichen Sexualerziehungskonzepte, der Medien auf die Erziehung Jugendlicher der gleichen wissenschaftlichen Untersuchung wie die Themen Homosexualität, Verhütungsmittel, Schwangerschaftsabbruch und Aids.

Es fehlen auch nicht ausreichende und umfassende Literatur- und Informationsquellen zum jeweiligen Thema. Jedes Kapitel ist spannend und gut verständlich aufbereitet.

Diese Bestandsaufnahme ist - trotz und auch dank der vielen wissenschaftlichen Daten - ein sehr persönliches Buch, das auch die Frage aufwirft, ob das 20. Jahrhundert wirklich das Jahrhundert der "sexuellen Befreiung" war.

Es wird auch hinterfragt, welche Kräfte nach wie vor die gelehrten und indoktrinierten Mythen der Sexualität in Österreich bestimmen und wer letztlich festzustellen hat, was erlaubt und was verboten ist.

Sexualität in Österreich. Eine Inventur. Von Rotraud A. Perner. Aaptos Verlag, 344 Seiten, öS 298,-/e 21,66,

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