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Für die heimischen Sozialdemokraten gab es schon unter Kreisky die real existierende soziale Utopie: Schweden. Vieles davon ist mittlerweile Mythos, passt aber prächtig zum Bild, das Ikea per Werbespot verbreitet: Da gibt es ein lustiges Völkchen, das nach Weihnachten Sofas und Christbäume auf die Straße schmeißt sowie anbetungswürdige Sozialleistungen hat.

Die gibt es zum Teil tatsächlich, allerdings gepaart mit rekordverdächtiger Steuerbelastung. Es stimmt, die Familienleistungen sind vorbildlich. Schweden hat in den siebziger Jahren, als andere Gastarbeiter für die brachliegenden Jobs holten, die Frauen für den Arbeitsmarkt entdeckt und ein gut funktionierendes Kinderbetreuungssystem aufgebaut. Gleichzeitig gibt es im sozialistischen Wunderland aber Dinge, die hierzulande als "neoliberal" eingestuft würden: Das Schulsystem wird - auch - einem privaten Anbietermarkt überlassen. Jeder, der eine Schule eröffnen will und sich an gewisse staatliche Vorgaben hält, kann dies tun und bekommt Geld von der Regierung. Eine solche private Institution kann natürlich auch in Konkurs gehen. Im Gegensatz zu Österreich gibt es in Schweden eingeschränkte Arztwahl und lange Wartezeiten auf Operationen. Ein schwedischer Patient zahlt Selbstbehalt beim Arzt, und mit einer kräftigen Pensionsreform wurde um Jahre früher begonnen. Schweden hat eine viel höhere Arbeitslosenrate als Österreich und eine mächtige private Industrie. Ein Gutteil der Wirtschaft inklusive vieler Medien und einer ausgeprägten Rüstungsindustrie wird von einer Industriellenfamilie dominiert.

Im Land der Gleichen gibt es ein Phänomen: Ikea-Boss Ingvar Kamprad gilt als reichster Mann der Welt. Er lebt übrigens in der Schweiz.

Die Autorin ist Innenpolitik-Ressortleiterin der "Presse".

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