Ein echter Holler, Herr Bundespräsident!

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Staatstragend rot-weiß-rot umrahmt, eine "Entschuldigung", vier Zeitungsspalten breit: Das war Ende Dezember der vorläufige Höhepunkt einer Limonaden-Werbekampagne. Die bezahlte Anzeige von "Echt Holler" richtete sich an den Bundespräsidenten, dessen Kanzlei angeblich gegen die Ausstrahlung einer Radiowerbung der Firma im ORF interveniert hatte.

Unerhörtes war geschehen. Werbetexter ließen von einem Diplomatentreffen berichten, in dem einige Gäste den erwähnten Hollersaft in Champagnergläsern genossen hätten. Der Bundespräsident habe sich besorgt gezeigt und vor einem Verlust der Werte gewarnt. Lustig? Halblustig? Oder Herabwürdigung eines hohen Politikers?

Der Bundespräsident ist nicht zum ersten Mal Opfer der Spaßwerbung. Ex-Gattin Edith rächte sich subtil in einem TV-Spot für eheliche Unbill und warb ausgerechnet für die Marke "Präsident" von Meinl-Kaffee: "So schmeckt die neue Freiheit" hieß es kurz nach erfolgter Scheidung.

Wenn Werbung feinfühlig Strömungen in einer Gesellschaft aufgreifen kann, dann ist das häufige Vorkommen des Herrn Bundespräsidenten in kabaretthafter Werbung ein Hinweis auf seinen Stellenwert. Denn das Amt des Bundespräsidenten lebt in Österreich nicht von den verfassungsmäßig eingeräumten Rechten, sondern von der Autorität des Amtsträgers. Ein klares Wort zur rechten Zeit, das kann billigerweise erwartet werden. Verfehlt ein Staatsoberhaupt dieses "rechte Maß" der Worte, lässt es sich von Boulevardmagazinen als Bannerträger vereinnahmen und in kleinliche protokollarische Scharmützel ziehen, dann wird der Ersatzkaiser zum Hanswurst.

Andererseits: Es waren nicht immer die schlechtesten Politiker, die Gegenstand von Witzen und Opfer von Kabarettisten wurden. Politiker zu sein, heißt eben auch, sich gelegentlich karikiert zu sehen. Im angelsächsischen Raum wird diese Haltung tagtäglich gepflegt.

Die Moral von der Geschichte? Ohne ein Quäntchen Selbstironie ist es heutzutage schwierig, Staatsmann zu sein. Nicht nur die Werbeindustrie reagiert auf solch einen Makel schnell. Und das ist in diesem Fall für Thomas Klestil vor allem eines: "Echt Holler"!

Die Autorin ist innenpolitische Redakteurin der Tageszeitung "Der Standard".

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