Es geht nicht bloß um Gaugg

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Das politische Hick-Hack um die Person Reinhart Gaugg hat das prinzipielle Procedere bei der Bestellung des Generaldirektor-Stellvertreters der Pensionsversicherungsanstalt verdeckt. Tatsächlich ist dieses für einen Managementjob dieser Kategorie (die PV bewegt schließlich Milliarden Euro) ziemlich ungewöhnlich.

Die Rede ist davon, dass für diesen Spitzenjob zunächst als Salär nur 5.865 Euro (rund 80.000 Schilling) brutto offeriert werden. Es sei denn, der Herr Generaldirektor-Stellvertreter unterzieht sich einer "Leitungsprüfung" und besteht diese - dann erhält er eine Leitungszulage von 60 Prozent.

Wir wollen einmal die Frage, was passiert, wenn der Herr Generaldirektor-Stellvertreter die Prüfung nicht besteht, beiseite lassen. Kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass ein Mitglied der Geschäftsführung eines größeren Unternehmens (etwa OMV oder Bank Austria) "auf Verdacht" bestellt wird und sein Gehalt dann von der erfolgreichen Ablegung einer Prüfung abhängt? Dass die Leiter eines Unternehmens eine "Leitungszulage" bekommen ist ja auch recht herzig, sonst aber allenfalls auf Abteilungsebene üblich.

Unüblich ist natürlich auch, dass ein Unternehmen dieser Größenordnung Mitgliedern der Geschäftsführung das Ausüben eines anderen, zeitintensiven Full Time-Jobs (wie es der eines Abgeordneten zum Nationalrat zweifellos ist!) gestattet. Es sei denn, dieses Unternehmen verfolgt damit bewusst das Ziel der politischen Einflussnahme ("Lobbying"). Im Falle der PV wäre das grotesk, hier dürfte es ja wohl eher umgekehrt sein ...

Die Nebengeräusche rund um die Bestellung sind letzten Endes das Ergebnis dieser Rahmenbedingungen. Auch wenn sich die PV immer noch "Anstalt" nennt (weil zur Gänze im öffentlichen Einfluss): Die Bestellung des Top-Management sollte wie bei großen Unternehmen erfolgen, nämlich nach einer Ausschreibung, kritischen Evaluierung der Bewerber und einem Hearing der Spitzen-Kandidaten - mit adäquater Bezahlung und für beide Seiten verbindlich. Aber jedenfalls ohne Nebenberuf und Rückfahrschein.

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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