Euroumstellung: Überflüssige Preishysterie

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Nach einem Monat Erfahrung mit der verpflichtenden Angabe der Preise in Schilling und Euro erscheint mir die mit der Währungsumstellung verbundene Preishysterie maßlos übertrieben. Mag schon sein, dass der eine oder andere Kaufmann ohne diese mediale Begleitmusik probiert hätte, sich anlässlich der Auspreisung in Euro ein Körberlgeld zu machen. Doch für wie lange?

Kann sich jemand ernsthaft vorstellen, dass BILLA (in Summe) über einen längeren Zeitraum hin billiger ist als SPAR (oder umgekehrt), nur weil die Preise jetzt (auch) in Euro angeschrieben sind?

Bei funktionierendem Wettbewerb - bei den angeführten Beispielen darf man wohl davon ausgehen - sind höhere Preise im Markt entweder "drinnen" oder nicht. In Schilling oder auch in Euro. Sind sie nicht "drinnen", fliegt der aus dem Markt (oder erleidet zumindest schmerzliche Marktanteilsverluste), der sie dennoch verlangt.

Die Euroumstellung ist ein Traumthema für die Medien: hoch emotional besetzt, es betrifft jeden, und jeder kann mitreden. Und natürlich war/ist sie eine hervorragende Gelegenheit für Politiker, ÖGB und Arbeiterkammern sich bei ihren Zielgruppen wichtig zu machen. Einen entscheidenden Beitrag zum unsachlichen Umgang mit der Thematik hat aber das überflüssige "Eurowährungsangabengesetz" (EWAG) geleistet, das bei den meisten Konsumenten die völlig falsche Hoffnung geweckt hat, dass es für die fünf Monate der verpflichtenden doppelten Preisauszeichnung quasi einen amtlich verordneten Preisstopp gibt.

In Wahrheit verbietet das EWAG nur Preiserhöhungen aus der Umrechnung heraus, nicht aber solche aus wirtschaftlichen Gründen. Und schon gar nicht konnte damit verhindert werden, dass vorausschauende Kaufleute schon Monate vor dem 1. Oktober ihre Preise "schleichend" erhöht haben, um jetzt werbewirksam Abrundungen verkünden zu können. Die meisten Euro-Länder haben daher klugerweise auf ein EWAG verzichtet und sich viel Hysterie erspart. Und die Preise sind dort auch nicht stärker gestiegen als in Österreich. Hat da nicht gerade jemand von Verwaltungs-vereinfachung gesprochen?

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

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