Gelübde der Armut für ÖGB und Politiker?

Werbung
Werbung
Werbung

Werden Führungskräfte künftig, bevor sie ihren Job in Politik, Wirtschaft oder Verbänden antreten, das Gelübde der Armut ablegen müssen? Die durch patscherte Post-Betriebsräte - wer traut sich ob der Wahl des Zeitpunktes und des amateurhaften Krisenmanagements noch die Frage zu stellen, ob die Überlegungen für die Gehaltsänderungen nicht ungeachtet dessen richtig waren? - ausgelöste Diskussion läuft leider nur in eine und noch dazu falsche Richtung: In Richtung Neid. Natürlich sagen dann drei Viertel der Österreicher (laut OGM/Format-Umfrage), dass Politiker zuviel verdienen. Die populistische selbstauferlegte Einkommensobergrenze für FPÖ-Politiker (66.000 netto im Monat) scheint sie ja zu bestätigen.

Auch wenn es unpopulär und für den Durchschnittsverdiener emotionell schwer verkraftbar ist: Rund 200.000 Schilling brutto pro Monat für eine so komplexe, risikoreiche und zeitaufwändige Führungsaufgabe, wie es ein Ministerium ist, ist bestenfalls angemessen. Ich finde auch nicht, dass der Job des ÖGB-Präsidenten überbezahlt ist (möglicherweise ist sein Penthouse unterbezahlt).

Gewiss: das Einkommen sollte nicht das ausschlaggebende Motiv für die Übernahme politischer Funktionen sein. Verbindet man die Übernahme derartiger Aufgaben aber tatsächlich verbindlich mit der Bereitschaft, für ein Durchschnittseinkommen zu arbeiten, wird man nur ausnahmsweise die Besten dafür bekommen. "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen" ist ja bekanntlich nachhaltig gescheitert - mit höchst unangenehmen, bis heute nachwirkenden Begleitgeräuschen für hunderte Millionen Menschen.

Warum stößt sich eigentlich niemand an den - dort tatsächlich oft unsittlich hohen - Gagen für Fußballer, Formel-1-Lenkraddreher und Popstars? Weil auf diesem Gebiet offenbar akzeptiert wird, dass sich die Bezahlung nach Angebot (Michael Schuhmacher gibt's nur einmal) und Nachfrage (Millionen wollen ihn im Kreis fahren sehen) richtet. Diese Betrachtung auch für die Gagen der Politiker zu fordern, ist zwar zwar sachlich richtig, könnte für die Betroffenen aber gefährlich sein ...

Der Autor ist Generalsekretär des ÖAMTC und Wirtschaftspublizist.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung