Gnade statt Gewerkschaft?

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Ein Kalifornier hat fast eine halbe Million Euro dafür bezahlt, mit dem Börsen-Guru Warren Buffett essen gehen zu dürfen. Der Erlös kam Obdachlosen zugute. Für Buffett war das Sozialbuffet ein kleiner Zuckerüberguss über die gute Tat, die er zuvor gesetzt hatte: 37 Milliarden Dollar für die Wohltätigkeitsstiftung seines Bridgepartners Bill Gates, der als einziger Mann der Welt noch reicher als er selbst ist. Buffett fand, dass ein Genie wie Gates sein Spendengeld wirksamer einsetzen würde als Profi-Sozialmakler. Der Software-Weltkaiser widmet sich nun full-time seiner Geschenkschatulle. Schulen und Spitäler, Museen und Kirchen in den ärmsten Ländern der Welt profitieren davon. Bravo!

Der amerikanische Kapitalismus ist immer schon von seinen Nutznießern ein wenig vergoldet worden - freilich fast schoflig, wenn man an die acht Milliarden (heutiger) Dollar von John Rockefeller oder die vier Milliarden von Andrew Carnegie denkt. Heutige Reiche sind aber auch erheblich reicher als gestrige. Auch Mr. Gates hat seine Mutter eingebläut, er habe die Verantwortung, etwas von dem "zurückzugeben", was er verdient hat.

Dreimal Nein ist freilich jenen zuzurufen, die Wohlfahrt am besten bei den Wohlhabenden aufgehoben wähnen, Gewerkschaften für überholte Schmarotzerinstitutionen halten und den Staat wieder auf eine Nacht-und vielleicht noch Grenzwächterrolle reduzieren möchten. Jeder vernünftige Unternehmer weiß, um wie viel verlässlicher ein mit Autorität ausgestatteter überparteilicher Gewerkschaftsbund ist - als ein wilder Haufen radikaler Kleingewerkschaften. Jeder Gesellschaftspolitiker weiß, dass auch im fortschrittlichsten Sozialstaat private Wohltätigkeit unersetzlich bleibt. Aber niemals mehr darf soziale Gerechtigkeit von der Gnade übersättigter Milliardäre abhängig sein.

Der Autor ist freier Publizist.

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