Ziemlich das Schlimmste, was einem derzeit in Österreich zustoßen kann, sind ausländische Gäste aus funktionierenden Demokratien, wo ein Wechsel nach Wahlen die natürlichste Sache der Welt und demokratiepolitisch prinzipiell auch wünschenswert ist. In Österreich verwandelt ein Wahlakt, nur weil er alle überrascht hat, Politiker in Primadonnen, Nebelwerfer und Watschentänzer.Manche bekennen sich zu einer Großen Koalition, die sie gleichzeitig mit aller Kraft zu hintertreiben versuchen. Andere basteln an abenteuerlichen Alternativen, die alle mühsam, riskant und mit Sicherheit nicht
Superwahljahr in Österreich: Volksabstimmung, vier Landtagwahlen, Nationalratsentscheidung. Wer wird gewinnen? Die Präsidentenwahl in den USA hat man inzwischen sehr präzise analysiert. Welches Wissen könnte auch österreichischen Politikern nicht schaden?Barack Obama hat immer das Notwendige gesagt und, was er konnte, auch getan, vor allem in der Außenpolitik - die Entzauberung der USA als alleiniger Supermacht und ihre Unterordnung unter das Völkerrecht war und ist in der diesbezüglich gewaltig verwöhnten Bevölkerung wahrlich nicht leicht oder gar populär. Bisweilen schien es, als
An seinem 28. Geburtstag, dem 13. März 1938, marschierten Hitler-Truppen in Österreich ein. Am 1. April war Franz Olah zusammen mit zwei späteren Bundeskanzlern (Figl und Gorbach) und einem Vizekanzler (Bock) im ersten Transport aus Österreich ins kz Dachau. Vorher war er mehrmals in Gefängnissen des autoritären Ständestaates gesessen. 1969 trug ihm ein Gerichtsverfahren noch einmal ein Jahr Haft ein: wegen Veruntreuung von Gewerkschaftsgeldern. Die spö-Spitze hatte ihr prominentes Mitglied fallen gelassen und behauptet, die Starthilfe aus der sozialistischen Gewerkschaftskassa für
Dieser Tage haben Kardinal Schönborn und Caritas-Direktor Landau etwas getan, was uns Politiker seit langem schuldig bleiben: Sie haben zwei Forderungen in einen sinnvollen Zusammenhang gestellt. Ja zur längst vereinbarten Mindestsicherung, aber auch zu einem Transparenzkonto, in dem neben Sozialleistungen (ÖVP-Forderung) auch alle Subventionszahlungen (SPÖ-Verlangen) aufscheinen sollen. Warum reduziert jede Partei beide Komplexe immer nur auf „ihre“ Hälfte?Ähnlich verhält es sich im Steuerdiskurs. Wann immer auch nur das Stichwort Vermögenszuwachssteuer fällt, schäumt die ÖVP
Angeblich hat sein Bruder Hassan ihm eine Pistole mit der Bitte "Erschieß' mich, wenn du an meiner Loyalität zweifelst" überreicht, als er vor zweieinhalb Wochen als Kronprinz abgelöst wurde. Ob der Wechsel erwiesene Untreue oder eine Hofintrige als Ursache hatte, wissen wir nicht. Aber eins wissen wir: daß König Hussein von Millionen Menschen in der Welt, nicht nur der arabischen, vermißt wird wie kaum ein zweiter Herrscher. Hussein war schon zeitlebens zu einer Legende geworden. Im Tod ist er ein Idol.Jordanien ist uraltes Kulturland. Im kleinen, aber sehenswerten Nationalmuseum von
Erasmus von Rotterdam als Orientierungshilfe gegen Versuchungen der Unfreiheit. Eine Empfehlung Ralf Dahrendorfs an Intellektuelle.Ralf Dahrendorf, der deutsche Parade-Intellektuelle mit britischer Lord-Würde, ist einer spannenden Frage nachgegangen: Was hat zu kritischer Begleitung des Geschehens verpflichtete "öffentliche Intellektuelle" veranlasst, den Schalmeientönen des Nationalsozialismus oder des Kommunismus zu erliegen, was hat andere zu opportunistischer Anpassung veranlasst, was hat sie in innere oder äußere Emigration getrieben oder was half ihnen, den Verlockungen der
Dieser Tage hat man sich dort und da eines bedeutenden katholischen Journalisten erinnert, der 100 Jahre alt geworden wäre: Richard Barta, Kathpress-Chefredakteur, enger Berater und Redenschreiber von Kardinal König. Unvergessen ist er unter Wissenden als Hauptverfasser des "Mariazeller Manifests“, mit dem der Österreichische Katholikentag 1952 das Staatskirchentum zu Grabe trug und die Nabelschnur zwischen Kirche und Parteipolitik mit einem Schwerthieb zerschlug. Die SPÖ gab den Anspruch auf Religionsersatz auf und stimmte einer Neufassung des Konkordats zu. Eine neue Ära begann. Ihr
Wie werden Araber zu Massen- und Selbstmördern in der Hoffnung auf reichen Himmelslohn? Darüber wird in aller Welt viel gerätselt. Die Engländer haben nach den Anschlägen in London ein aufschlussreiches Seelenmosaik von Tätern zusammentragen: Der eigenen Kultur und Religion zunächst entfremdet, von der Oberflächlichkeit der westlichen Genusskultur bald angewidert, suchen sie neuen Halt in einer simplen Botschaft des "wahren Islam": Tut etwas für eure verfolgten Glaubensbrüder!In allen, vor allem in jungen Menschen steckt Begeisterungsfähigkeit. In der westlichen Welt gelingt es fast
Fairness gebietet, einem Kontrahenten auch dann noch Recht zu geben, wenn er nicht mehr unter den Irdischen weilt. Vor 20 Jahren habe ich in der furche mit dem früheren Unterrichtsminister und brillanten ÖVP-Vordenker Heinrich Drimmel über die bevorstehende Unabhängigkeit Rhodesiens eine Kontroverse ausgetragen. Er schrieb: Man wird die weißen Farmer aus dem neuen Staat Simbabwe vertreiben, die Wirtschaft ruinieren, niemandem wird geholfen und vielen geschadet sein. Ich schrieb: Das ist abendländischer Defaitismus, die neuen Führer werden nicht gegen heimische Interessen handeln,
Dass ein Rabbiner in Wien jüngst angeflegelt wurde, ohne dass Polizisten im Umkreis dagegen einschritten, hat mit Recht Religions- und Politikfunktionäre zu scharfer Verurteilung veranlasst. Die Verteidigung einer antijüdischen Karikatur durch den FPÖ-Obmann brachte gleichfalls mit gutem Grund eine breite Front gegen diese üble Entgleisung in Stellung.Deshalb war es erfreulich, dass auch ein dieser Tage gegen das Trappistenkloster Latrun westlich von Jerusalem verübter Überfall von Israels Ministerpräsident Netanjahu klar verurteilt wurde. Der Vorsitzende der israelischen
Kreationisten gegen Evolutionisten, Bibel-Fundis ("Sieben-Tage-Schöpfung") gegen Naturwissenschafter - das war bisher ein Albtraum aus Bush-Amerika. Soll er durch den Erzbischof von Wien nun auch in Europa zum Leben erweckt werden? Ein Gastkommentar von Kardinal Schönborn in der New York Times vom 7. Juli warnt davor, einen "eher vagen und unwichtigen Brief unseres geliebten Papstes Johannes Paul II." von 1996, wonach die Evolutionslehre "mehr als nur eine Hypothese" sei, als deren Billigung zu missdeuten. Seine "wirkliche Lehre" gehe von einer "inneren Finalität" allen Lebens aus, wie sie
Die Fronten klären sich auch in der Schreibzunft: auf der einen Seite die selbstbewußten Kriegshandwerker, auf der anderen die Rückblick-Besserwisser und Träumer. Wahr aber ist: Alle Alternativen waren, sind und bleiben schrecklich.Das Ergebnis müßte sich im Tonfall der Kriegsberichterstattung ausdrücken. Das Ergebnis nüchterner Analysen auch. Eine bisher nicht angestellte Analyse betrifft die Auswirkungen des Kosovo-Krieges auf die Ökumene. Das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten auf der einen und den Orthodoxen auf der anderen Seite ist nachhaltig gestört.Westchristen
Donner und Blitz, Sack und Asche können nicht gutmachen, was Kardinal König vor zwei Wochen an dieser Stelle angetan worden ist: Dem fast 95-jährigen Kirchenmann wurden 80 Lebensjahre gegeben, satte 15 also glatt unterschlagen. Das kann nur ein Wink des Himmels gewesen sein, der ihm die hier geraubten 15 Jahre auf sein jetziges Alter noch drauflegen möchte: 110 also soll er werden, wir brauchen ihn jeden Monat davon!Franz König, der sich in seinem Ruhestand weniger Ruhe als je zuvor vergönnt, landauf landab seine mahnende Stimme zu Gunsten von Weltoffenheit und Toleranz erhebt, national
Die FURCHE hat in der letzten Nummer viel Aufklärungsarbeit für die Bundespräsidentenwahl geliefert, die nicht wenigen „bürgerlichen“ Wählern diesmal unerwartet großes Kopfzerbrechen beschert. Erfreulich einig sind sich viele, dass eine Stimmabgabe für Barbara Rosenkranz Volk und Land keinen guten Dienst erweisen würde: Es käme zu weiteren aufwühlenden Vergangenheitsdebatten, statt die Zukunft ins Blickfeld zu rücken.Auch das Problem des Weißwählens sollte nicht übersehen werden: Da die Prozente von der Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen berechnet werden, trägt jemand,
Heutige Islam-Verteidiger rühmen gern das Klima der Toleranz, das in den von Muslimen ("Mauren") im 8. Jahrhundert eroberten Gebieten Westeuropas geherrscht habe. Und wahr ist: In Córdoba studierten und diskutierten Ibn Rushd (Averroes) und der große jüdische Religionsphilosoph Maimónides auf Arabisch friedlich über Aristoteles, und der christliche König Alfons der Weise ließ sich von arabischen und jüdischen Gelehrten das Neueste aus Medizin, Mathematik und Astrologie erklären. Handel und Liebe verbanden viele und vieles.Aber wahr ist auch: Die Muslime hatten schon den ersten
Vor zwei Wochen war an dieser Stelle von der schwer bestreitbaren Tatsache die Rede, daß Österreichs Neutralität praktisch nicht mehr besteht. Die logische Konsequenz daraus wäre wohl ein Beitritt zum US-europäischen Sicherheitsbündnis NATO. Redlichkeit gebietet heute eine Rückkehr zu diesem Thema mit der Feststellung: Derzeit ist keine gute Zeit für NATO-Werbung!Der jugoslawische Diktator Slobodan Milosevi'c sollte in die Unterzeichnung eines Friedensabkommens über die Provinz Kosovo gebombt werden. Nach einem Dutzend einschlägiger Drohungen stand im Umgang mit dem brutalen
Schwer faßbar: Kardinal Schönborn, der uns jahrelang als Zusammenführer, Versöhner, Friedenstifter erschien, trug jetzt selbst einen neuen Konflikt in die krisengeschüttelte katholische Kirche von Österreich. Daß die stillose Entlassung von Generalvikar Helmut Schüller ein neues Erdbeben auslösen würde, mußte klar sein: Als beherzter Präsident der Caritas hatte Schüller ein riesiges Vertrauenskapital - nicht nur für sich, sondern für die ganze Kirche! - erworben, als Generalvikar den Ruf als effizienter, wenn auch durchaus nicht unumstrittener Manager gefestigt.Deshalb schien es
Jetzt ist Benedikt xvi. acht Monate im Amt - und man hat erfahren: Motor für einen neuen Aufbruch in seiner Kirche ist er nicht. Seine bisherigen Auftritte waren sympathisch, seine Aussagen ohne übertriebenes Pathos, die Themenwahl wohltuend selektiv und nicht einseitig in traditionellen Fixierungen verfangen. (Der Schlachtruf gegen Homophilie war ein geerbter Sonderfall.)So weit, so gut. Aber auch nicht so gut. Die heutige Situation der katholischen Kirche in Europa und Nordamerika bedürfte dringend eines neuen Aufbruchs. Ein starker Impuls müsste Schläfer wecken, Gleichgültige
Der europäische Einigungsprozess stockt. Die Währungsgemeinschaft ist durch das Nein der Dänen zum Euro ins Schleudern gekommen. Der Euro hat gehalten, die Stimmung nicht. Viele Europäer sind europamüde geworden - EU-müde, um es präziser zu sagen. Wird die Europäische Union zerfallen?Sie wird nicht. Seit einem halben Jahrhundert wachsen ihre Bestandteile zusammen: die wirtschaftlichen, die politischen, die kulturellen, die sozialen. Der Wachstumsprozess hat Umwege und Abwege hinter sich, Sternstunden und Krisen. Aber er ist unumkehrbar geworden. Und die meisten wissen es auch.Vor
"Stromaufwärts" - so der Titel eines neuen Sammelbandes - wollen Christdemokraten im 21. Jahrhundert rudern. Ein mutiges Buch - weil anders als die Wirklichkeit.Die Zukunft der Christdemokraten wird nass sein: Unter dem Sammeltitel "Stromaufwärts" beschreiben 38 Autorinnen und Autoren ihre Visionen, Träume, Zielvorstellungen in flüssigen Bildern: "Zu den Quellen" ist gemeint, aber auch gegen illusionären Zeitgeist, freudig auch auf Zuflüsse (Migranten) und sogar Stromschnellen (Wissenschaft und Technologie, Generationen- und Geschlechterfragen) bauend. Die EU wird zum Stausee (oder auch
Dieser Tage erhielt ich den Telefonanruf einer Studentin aus Salzburg, der mir sehr zu denken gab: Ich lebe jetzt in Wien, suche Anschluss in einer religiösen Gemeinschaft, habe einen solchen auch schon gefunden, aber er entspricht nicht völlig meinen Erwartungen. Was würden Sie mir empfehlen?Sie fühlt sich in einer Gemeinschaft junger Menschen, die viel beten und singen, freundlich aufgenommen und beheimatet. "Aber das kann ja nicht die ganze Kirche sein." Wenn sie irgend eine kritische Meinung zur Kirchenleitung äußert, wenn der Papst einmal nicht nur bejubelt wird, spürt sie sofort
Als bekannt geworden war, die Europäische Union habe den Friedensnobelpreis erhalten, war auch bei vielen Smarthirnträgern der Teufel los. Hirngespinst und Selbstbetrug sei das sogenannte Friedensprojekt Europa, um nichts als Macht- und Interessenpolitik sei es von Anfang an gegangen, noch vor Kurzem sei auch in Südosteuropa Krieg geführt worden, und der Weltfinanzkrise stehe Brüssel hilflos gegenüber. Wer traut sich als Erster "Kehrt euch!“ zu kommandieren?Es müssten Narren sein. Der Startschuss für die Integration Europas war eine geschichtsmächtige Tat. Jahrhundertelang hatten
Politik braucht den Konflikt. Und dessen kultivierte Austragung. Den Österreichern wird gern nachgesagt, dass sie aus Harmoniesucht schon an Kompromissen basteln, noch ehe der Konflikt überhaupt ausformuliert ist. Also könnte man sagen, der seit Monaten mit großer Hitzigkeit betriebene Konflikt um das Kernkraftwerk Temelín sei Demokratie in Reinkultur. Und doch ist er das nicht.Was die Kronen Zeitung rund um dieses Thema in letzter Zeit aufgeführt hat, war beschämend. Tag um Tag wurden Bundeskanzler Schüssel und Umweltminister Molterer in schreienden Schlagzeilen niedergemacht, weil
Nach dem Papst der Dalai Lama, aber als Dauerbrenner für voraussichtlich noch lange Zeit: der Islam in Europa. Religion hat dem gesellschaftlichen Diskurs im Handumdrehen Brisanz verschafft. Das ist kein Unglück. Klärungen tun der Gesellschaft und den Religionen gut.Viele Verantwortlichen warnen mit Recht davor, wegen möglicher krimineller Handlungen einzelner eine Bevölkerungsgruppe unter Generalverdacht zu stellen oder deren Religionsausübung zu behindern. Wir haben uns bisher die unselige Kopftuchdebatte anderer Länder erspart, niemandem wäre damit gedient. Eine Gesellschaft, die
Ein Kalifornier hat fast eine halbe Million Euro dafür bezahlt, mit dem Börsen-Guru Warren Buffett essen gehen zu dürfen. Der Erlös kam Obdachlosen zugute. Für Buffett war das Sozialbuffet ein kleiner Zuckerüberguss über die gute Tat, die er zuvor gesetzt hatte: 37 Milliarden Dollar für die Wohltätigkeitsstiftung seines Bridgepartners Bill Gates, der als einziger Mann der Welt noch reicher als er selbst ist. Buffett fand, dass ein Genie wie Gates sein Spendengeld wirksamer einsetzen würde als Profi-Sozialmakler. Der Software-Weltkaiser widmet sich nun full-time seiner
Eine halbe Million Österreicher/innen unterschrieben jene Reformforderungen an die katholische Kirchenspitze, die als „Kirchenvolks-Begehren“ in die Annalen eingingen. Das Volk Gottes – so das II. Vatikanum über die Kirche – war aber polarisiert. Erinnerung an eine bewegte Entwicklung.Vor zehn Jahren schien Bewegung in Österreichs katholische Kirche zu kommen. Um zu verstehen, aus welchem Wellental 1998 noch einmal mühsam der einen neuen Anfang verheißende Gipfel erklommen worden ist, muss man sich das Wellental davor in Erinnerung rufen und dieses wieder mit der Hochstimmung nach
Schüchterner Abglanz der Menschen-freundlichkeit Gottes: Kardinal König hat vorgelebt, was Kirche sein sollte und wollte.Der "Pontifex"-Titel ist schon arg überstrapaziert worden, aber auch dem damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger fiel kein besserer ein, als er Kardinal König einmal in seiner Gesamtleistung illustrieren wollte. Als "österreichischer Brückenbauer" ist Franz König in der Tat ein Glücksfall sondergleichen gewesen - einfach, weil er in seiner Person verkörpert und vorgelebt hat, was Kirche sein sollte und sein könnte, wenn sie es sein wollte: schüchterner
Das Kasperltheater, in das Jörg Haider ganz Österreich geführt hat, verzerrt das Bild der Politik. Atemberaubende Schlussfolgerungen für angeblich ganz Europa werden aus dem irrationalen Verhalten eines einzigen Politikers abgeleitet, der jedes Maß verloren, seine Wähler um politische Früchte betrogen und die Kasperl- in eine Krokodilsrolle umgemodelt hat.Es gibt in Österreich ein traditionelles rechtsliberales Lager, das durch die Last seiner deutschnationalen Tradition nach 1945 mit begründeten Akzeptanzproblemen zu kämpfen hatte, jedoch von Friedrich Peter und später Norbert
Wie hoch darf man die Wahrscheinlichkeit einschätzen, der heutige Bundeskanzler und sein Vize seien bereits übereingekommen, nach der Nationalratswahl 2013 Steiermark zu spielen“, Parteitabus abzubauen und Reformen anzugehen, die diese Bezeichnung auch verdienen? Im "Klartext“ 30/13 habe ich diesen Funken der Hoffnung, ein diesbezügliches Gerücht könnte wahr sein, zu entzünden versucht. Ein Sonnwendfeuer ist daraus nicht geworden.In einem Kreis politisch überdurchschnittlich aufgeschlossener Mitdenker reichten die Antworten auf diese kürzlich gestellte Frage von "höchstens
Bischofssynoden sind strenge Geheimsache. Was der Vatikan an die Öffentlichkeit gelangen lässt, ist stark gefiltert. Aber manchmal dringt halt doch auch Ungefiltertes ans Licht. Die italienische Nachrichtenagentur Adista, kirchlichen Reformanliegen zugetan, hat alle 67 "Vorschläge" (propositiones) der jüngst abgehaltenen Weltbischofssynode zum Thema Bischofsamt erhalten und veröffentlicht. Dabei zeigte sich, dass hinter verschlossenen Türen weit deutlicher geredet worden ist, als die offiziellen Angaben erkennen ließen.So wurde in zehn der Vorschläge, die an den Papst weitergeleitet
Es gärt im Islam. Die jüngsten Ausbrüche erlebte die Welt im Iran, wo demonstrierende Studenten auf eine Beschleunigung des Reformporzesses (und keineswegs auf eine Abschaffung) der Islamischen Republik drängten. Während der zuletzt von Ausschreitungen begleiteten Aktionen war es nicht immer leicht, den Überblick zu wahren, denn die für den gemäßigten Staatspräsidenten Khatami demonstrierenden Studenten wurden zuletzt von diesem selbst zurückgepfiffen. Hinterher glaubt man zu wissen, daß ultrakonservative Mullahs die Ausschreitungen provoziert hatten, um zurückschlagen zu können,
Es bleibt dabei: Trotz aller Schwächen und Mängel waren die sieben Bitten des Papstes um Vergebung historischer Schuld ein singuläres Ereignis, an dem sich weltliche Herrscher ein Beispiel nehmen könnten. Am schwächsten fiel die pontifikale Reue gegenüber der Wissenschaft aus: Versäumnis, Zufall oder Erkenntnis, daß hier noch schwere Herausforderungen auf eine Kirche zukommen, die auf der Höhe der Zeit argumentieren will?Für die Demütigung Galileo Galileis hat sich der Vatikan nach 350 Jahren entschuldigt. Für die Verbrennung Giordano Brunos ein bißchen. Für die Verteufelung
Advent ist die Zeit der Propheten. Die großen Rufer der biblischen Frühzeit waren keine Wahrsager, sondern Visionäre: Sie weissagten, was drohte, wenn das Volk seinen Schöpfer und Herrn der Geschichte verriete. Unsere Zeit ist reich an Angstmachern, aber arm an Propheten. Auch die Stimmen der Kirche Christi sind dünn geworden. Man merkt es auch in einer Frage, die derzeit mehr Menschen bewegt als viele andere: Christentum und Islam, Türkei und Europa.Amtsträger der Kirche mahnen zum respektvollen Dialog in Wahrheit und Liebe. Aber sie vermeiden konkrete Aussagen. Viele wollen wissen:
Okay, da sind mehrere Versatzstücke, die zum Thema Österreichs Verteidigungs- und Sicherheitspolitik herumliegen: allgemeine Wehrpflicht, Wehrersatzdienst, Berufsheer, Neutralität, Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten, NATO, Krone-Vorgaben, Kostenfragen. Und am Zusammenfügen dieser Puzzle-Elemente soll die Regierung scheitern?Wehrpflicht (und damit auch Wehrersatzdienst) für alle: bis vor weniger als einem Jahr vor allem SPÖ-Dogma, heute Fahnenlogo von ÖVP und Bundespräsident. So plötzliche Frontwechsel verraten Flexibilität - da müsste doch ein Kompromiss erzielbar sein. Berufsheer:
Ein muslimischer Schüler wird von einer Lehrerin diszipliniert, die Mutter kommt in die Schule und bekundet Verständnis dafür. Tags darauf erscheint der Vater und lässt die Lehrerin wissen, dass (auch angehende) Männer sich von einer Frau nichts vorschreiben lassen müssen. Aber die Mutter...? "Die hat hier nicht mitzureden!" Das ist keine erfundene Geschichte. Mangel an Integrationsbereitschaft? Oder Übergangsprobleme beim Hineinwachsen in eine neue Zivilisation? Wer dafür ein schnelles Urteil zur Hand hat, weiß nicht, wovon er (sie) redet.Integration von Zuwanderern ist kein
Die Kirche fürchtet sich am meisten vor der Säkularisierung, der Verweltlichung aller Lebensbereiche. In Wirklichkeit müsste sie sich vor allem vor der Pluralisierung fürchten, also der Entwicklung vom dumpfen Schicksal zur eigenen Wahl. Oder noch besser: sich darauf gewissenhafter vorbereiten! Auf diesen einfachen Nenner könnte man eine Botschaft bringen, die der bekannte Soziologe der Boston University, Peter L. Berger, deutlich ausformuliert.Seine Analyse ist vielfältig belegbar. Was alles im Leben war nicht einmal Schicksal, dem der Einzelmensch wenig entgegenzusetzen hatte: der
Eine neue über Debatte Kirche und Politik ist fälligZweitausend Jahre Christentum und keine 200 Jahre christliche Parteien - wie das? Einfache Antwort: weil es bis ins 19. Jahrhundert überhaupt keine Parteien gab! Politik machten die Herrscher und ihre Höflinge. An der Wiege der Volksherrschaft standen Christen in Kontinentaleuropa nicht. Das besorgten Aufklärungsanhänger, Freidenker, Liberale, die durch den erbitterten Widerstand des Vatikans in ihrer krass antikirchlichen Haltung allzu lange bestärkt wurden.Das 19. Jahrhundert war kein gutes für die katholische Kirche, als deren
In der Nacht zum 20. August 2003 ist Hermann Withalm gestorben: der "Eiserne Hermann", wie ihn alle nannten, die sich seiner erinnern. Warum "eisern"? Nie war er unerbittlich hart, gar unmenschlich. Das Urteil galt seiner damals nicht allgemein üblichen Konsequenz. In den ersten zwei Jahrzehnten nach Nazi-Tyrannei und Weltkrieg, mit Bürgerkriegserinnerungen noch im Nacken, zählten mit Grund Kellerstuben-Diplomatie und Heurigen-Gemauschel. Aber dann kam die Zeit, in der man ihrer überdrüssig wurde, mehr auf Gesetz und Transparenz als auf Prosit und Handschlag setzte. Die Zeit Hermann
Was wird die Nationalratswahl 2008 entscheiden? Pensionen, Sozialpolitik? Schwer vorstellbar, wenn man die Spendierhosen betrachtet, die sich beide Noch-Regierungsparteien rasch angezogen haben. Ausländerzuzug? Aber die Zahlen sind gesunken, die Kriminalität auch. Die Teuerung? Vordergründig vielleicht, aber Lebensmittel und Benzin sind auch in Nicht-EU-Ländern hinaufgeschnellt. Bleibt das Europa-Thema, das die Koalition zerrissen hat. Soll man sich wirklich diesem Risiko stellen? Man kann, man soll, man muss.Die Integration Europas ist die zentrale Lebensfrage. Die Europäische Union hat
Eine ORF-Interviewserie ist auch in Buchform erhältlich: "Ausgesprochen österreichisch".Wenn alle Gesprächspartner sich wie Heinz Fischer dem freien Assoziieren zum Stichwort "Ausgesprochen österreichisch" hingegeben hätten, wäre eine tolle Melange zustandegekommen: die Fahne, Österreichs Geschichte, der Musikvereinssaal, die Alpen, das "Leben und Lebenlassen", die Sozialgemeinschaft fielen dem Bundespräsidenten spontan ein. Und dann natürlich auch das vielleicht Wichtigste, gerade weil es so oft bestritten wird: dass Österreich nach 1945 aus der jüngeren Geschichte richtige Lehren
Derzeit beraten 175 Bischöfe in Rom zusammen mit 50 handverlesenen Gästen (sogar 18 Frauen darunter) den Zustand und die Zukunft der katholischen Kirche in Europa. 50 Kilometer außerhalb der Ewigen Stadt haben 100 Delegierte katholischer Reformgruppen aus zwölf Ländern dasselbe Thema diskutiert.Einmal die Synode in der unvergleichlichen Ewigen Stadt mit der zu Stein gewordenen Pracht und Macht vergangener Jahrhunderte - das andere Mal das Städtchen Santa Severa am Meer, wo sich im Wandel der Gezeiten des Meeres und im Wechsel der Sonnenauf- und -untergänge Gleichklang und Schönheit
Das hat noch kein Papst und kein Bischof erklären können: Warum Gott Millionen Gebete erhört, aber den seit Jahrzehnten stärker und stärker entfachten Gebetssturm um mehr Priesterberufungen ignoriert. Will er 250 ortspriesterlose Pfarren in der Erzdiözese Wien? Noch mehr "Auspuffpriester", die sonntags von Kirche zu Kirche düsen? Oder gar lateinamerikanische Verhältnisse mit einem Pfarrer pro 100.000 Gläubigen?Österreichs Bischöfe haben ihre Herbsttagung im Heiligen Land abgehalten - eine rühmenswerte Tat. Vielleicht ist ihnen wenigstens dort in den Sinn gekommen, dass Gott die
Jetzt gibt es Franz Königs starkes Vermächtnis für "The Tablet" auch auf Deutsch. Zuletzt wurde der Kardinal extrem konkret.Einen "verschärften Kardinal" entdeckte Otto Friedrich mit Recht in der Besprechung des Bandes "Open to God, Open to the World" (Furche 25/05) und wünschte sich für die angekündigte Ausgabe in Deutsch eine druck-und bindetechnisch weniger mickrige Aufmachung. Jetzt ist die deutsche Version da, und der Herder-Verlag hat auch diese Bitte erfüllt: Ein gut lesbares, ordentlich gebundenes Hardcover-Buch rekapituliert in bewundernswerter Dichte noch einmal das pastorale
Neues Slowakei-Buch: Wir sollten nicht nur nach "Fressburg" fahrenHarmlos, treu, bescheiden, menschenfreundlich: das eine Klischee von den Slowaken. Das andere: einfältig, schwerfällig, unterwürfig, furchtsam. Gemeinsam beiden: historisch gewachsen, nicht ganz grundlos, aber hoffnungslos einseitig. Österreichische schnitzláks fahren nach Pressburg, weil sie es für ein noch immer preiswertes Fressburg halten, auch wenn es nicht mehr ganz ein Gratislava ist - aber wieviel mehr wissen wir vom Nachbarland im Osten?Ja, gut, die Edita Grúberová kommt von dort, aber wissen wir es auch von
Friedens-Nobelpreis für Jimmy Carter - da winden sich die "Realos" und Weltverbesserungs-Verächter aller Couleurs und auf weltmännischen Denkerstirnen ziehen Spott- und Sorgenfalten auf. Der Erdnussfarmer im Weißen Haus! Der Southern Baptist, der auch als Präsident der USA auf Predigerkanzeln stieg! Der Naivling, der Diktatoren gegenüber von Menschenrechten zu reden begann! Der Sozialhelfer, der als Ex-Präsident mit eigener Hand Häuser für Arme baute, statt sich auf Golfplätzen und Snob Events zu vergnügen! Jimmy Carter also. Mir fällt ein "Bravo!" selten so leicht wie dieses
Jawohl, betteln muss erlaubt bleiben, solange es nicht kriminell betrieben wird. Diesen Stachel im Fleisch brauchen wir alle jeden Tag - und sei es fürs dankbare Nachtgebet, wenn wir es selbst nicht nötig haben. Gilt das auch für das Betteln auf hohem Niveau, das täglich unsere Briefkästen füllt? Ja, gilt auch dafür. Daher: Hut ab vor allen, denen dazu in den letzten Jahren etwas eingefallen ist. Und es ist den Spendensammlern für hungernde Kinder und leidende Alte, für Behinderte und Patienten mit Sonderkrankheiten, Gewalt- und Folteropfer, Jugendliche ohne Eltern und ohne
Die jüngste Entwicklung in Israel/Palästina ist schockierend: aus menschlichen, aber auch aus politischen Gründen. Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon will Yassir Arafat so lange demütigen, bis er von den eigenen Leuten entmachtet wird. Dann will Sharon entweder mit einem zugänglicheren PLO-Führer verhandeln oder das Projekt eines Palästinenserstaates zu Fall bringen. Diese Politik ist arm an Phantasie und außergewöhnlich reich an Risken.Arafat ist an dieser Entwicklung sicher nicht schuldlos. Er hat allzu lange den brutalen Terror radikaler Palästinensergruppen nur lax
Nach heftig geführten öffentlichen Debatten über emotional aufgeladene Themen erhält man besonders viel Post. Das Kirchenthema Zölibat belastet zunächst gewiß einmal die Briefträger. So sei an dieser Stelle versucht, einiges klarzustellen."Ist Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen keine Bereicherung für Kirche und Welt mehr?" fragt ein Priester. Ja, sie ist es. Und den vielen Priestern, die sie halten, sei Anerkennung, Dank und Reverenz erwiesen. Aber man muß den Zölibat heute anders begründen als früher, als jede sexuelle Lust als Übel galt. Und bei zeitgemäßen
An manchen Schulen in Österreich stellen heute schon die vom Religionsunterricht abgemeldeten Schüler die zweitgrößte "Bekennergruppe“. Islamische Kinder fallen dabei statistisch nicht ins Gewicht, weil für solche eine Abmeldung unvorstellbar ist. Aber es gibt vereinzelt auch schon Eltern, die nach einer Möglichkeit suchen, ihre Kinder von einem Unterricht fernzuhalten, in dem fundamentalistische Imame die Lehre verbreiten, jeder Muslim habe ein "Krieger Allahs“ zu sein."Deshalb wäre ein alle verpflichtender Ethikunterricht so wichtig“, hieß es dazu dieser Tage in einer
Die „Academie“, die „Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen österreichischen Studentenverbindungen“, wird 60 Jahre alt. Ein prominenter CVer würdigt „seine“ Zeitschrift – auch mit kritischen Untertönen.Irgendwie war der Ruf der Academia immer besser als der des CV. Das gilt so ziemlich für alle 60 Jahre ihres Erscheinens, die heuer gefeiert werden. Der Auftrag, den prominente CVer der Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen österreichischen Studentenverbindungen im November 1949 mit auf den Weg gaben, lautete schon in der ersten Nummer, „nicht ein
Was schlichte Volksfrömmigkeit zur Anbetung der Heiligen Drei Könige gemacht hat, heißt in liturgisch korrekter Aussageweise Fest der Erscheinung des Herrn: "Erschienen ist uns die Güte und die Menschenfreundlichkeit Gottes." Das ist der Kerngedanke jüdisch-christlichen Glaubens: dass Gott sich in Schöpfung und Geschichte als deren Urheber, Meister und Vollender zeigt.Heilsgewissheit für jeden Menschen, der sich von Gott beschenken lässt, ist die Zusicherung, die wir der Religion verdanken. Durch Seher und Propheten, Weise und Boten aller Art hat Gott sich der Menschheit mitgeteilt. In
Wie Christen in Österreich in jüngster Zeit mit- und übereinander sprechen, ist besorgniserregend. Lieblosigkeit und Nichtverstehenwollen kennzeichnen dieses Reden, und bisweilen ist regelrechter Haß dabei. In diese bestürzende Unkultur haben, so paradox dies auf den ersten Blick anmuten mag, zwei Ereignisse eine Wende gebracht: das offene Wort des Ständigen Rats der katholischen Bischofskonferenz und die Präsidentschaftskandidatur der evangelischen Superintendentin Gertraud Knoll.Das offene Wort der Bischöfe Weber, Schönborn, Eder und Kapellari kann nicht genug bedankt werden. Es war
Türen auf für Christus: Unter diesem Motto lud die Wiener Stadtmission jüngst freundlich zu einer Begegnung mit dem Herrn der Kirche ein. Verdienter Beifall kam selbst von jenseits konfessioneller Grenzen.Solchen Beifall gab es auch für den gemeinsamen Kirchentag katholischer und evangelischer Christen in Berlin. Ein Ereignis der besonderen Art war dort die von einem katholischen Priester aus Graz zelebrierte Eucharistiefeier, bei der auch die protestantischen Glaubensbrüder und -schwestern zum Empfang der "katholischen" Kommunion eingeladen waren - gegen den Willen der obersten
Jede Zeitung ist eine permanente Manifestation menschlicher Unzulänglichkeit. Dieser schöne Satz kam Fritz Csoklich über die Lippen, als er dieser Tage Abschied als Chefredakteur der Kleinen Zeitung nahm, die sicher nicht zu den Kronzeugen solch journalistischer Demut zählt.Ihr gelingt seit nunmehr 90 Jahren das scheinbare Wunder, breite Volksmassen anzusprechen und trotzdem Qualität und Profil zu wahren, nicht fremdenfeindlich und nicht antisemitisch, sondern offen, tolerant und großherzig zu sein.Vier Jahrzehnte lang war Fritz Csoklich Bürge und Garant solcher Prinzipientreue.
Johann Weber, als Christ, Bischof und Mensch geschätzt, geliebt, bewundert, aber nie beneidet, hat den Vorsitz in der österreichischen Bischofskonferenz an Kardinal Schönborn, den Diplomaten und Weltmann, abgetreten, der sich als dialogfähiger und dialogbereiter Konservativer weit über seine "Stammanhänger" hinaus Respekt erworben hat. Ein Routine-Akt?Naja. Vielleicht muß man sich noch einmal an das Ergebnis des Papstbesuches zurückerinnern. "Der Papst hat den Ball wieder an Österreichs Bischöfe zurückgespielt": Dieser Satz wurde von allen österreichischen Medien unwidersprochen
Was wird wichtig sein in diesem Jahr? Für Europa: dass der Euro nach Superstart Fuß fasst; dass die Verhandlungen über eine Erweiterung der EU zügig weitergehen; dass der Konvent zur Erarbeitung einer europäischen Verfassung gut vorankommt. Für die Welt: dass der Kampf gegen den Terror Ergebnisse bringt; dass in Israel/Palästina endlich Vernunft einkehrt; dass sich Afrika aus seiner tödlichen Lethargie erholt und Lateinamerika einen sinnvollen Wirtschaftskurs findet. Und vieles mehr.Wer nur österreichische Medien zur Hand hat, sieht sich freilich mit einer völlig anderen Rangordnung
Großes Aufatmen: Österreichs Nationalrat sagt Ja zum Vertrag von Lissabon! Ohne Volksabstimmung: Es hat ja auch zu bisherigen EU-Verträgen keine Referenden gegeben. Die Europäische Union ist work in progress. Die neue Etappe bringt den Bürgern die Möglichkeit EU-weiter Volksbegehren, eine der nächsten wohl das Recht auf verbindliche EU-Volksabstimmungen. Teilvoten über das Ganze (z. B. Irland über das EU-Schicksal) sind eher absurd: Über Änderungen unserer Bundesverfassung stimmt ja auch nicht nur Tirol oder Burgenland ab.Laut Umfragen in Österreich wollen 60 Prozent über den
Eine „nahezu surreale Küsschen- und vergib-Begegnung zweier Kardinäle“ nannte der US-amerikanische Kirchenkenner John L. Allen im National Catholic Reporter den Auftritt von Christian Schönborn und Angelo Sodano im Vatikan am 28. Juni. Zuerst hatte Papst Benedikt mit dem Wiener Erzbischof über Österreichs Kirche parliert, dann die von Sodano verlangte „Klarstellung“ getroffen – nur der Papst darf einen Kardinal kritisieren – und schließlich den „Sünder“ wieder aufgerichtet.Das ist ziemlich starker Tobak für die Kirche und auch für die Welt, in der wir leben. Sodanos
Dieser Tage kam ein Buch über den unvergessenen Egon Matzner heraus, der nach jahrzehntelangem Nach- und Quer- und Vorausdenken über sozialdemokratische Grundsatzpolitik viel zu früh gestorben ist. Die Vorstellung des Sammelbandes "Sisyphus als Optimist" gedieh zu einem Lamento: weil ihm seine spö die Mühe nie wirklich gedankt hat, weil die gesamte Sozialdemokratie Europas zum geistigen Brachland geworden ist.Beim Zuhören wurde man auch als Anhänger der katholischen Soziallehre sehr nervös: Genauso karg ist auch unser Boden bestellt! Die Katholische Sozialakademie Österreichs arbeitet
Ein Mann der Widersprüche: Ja, das war Franz Olah, der im Ständestaat, in Hitlers KZ und auch gegen eine verpolitisierte Republikjustiz für die Demokratie kämpfte. Parteiintern zählte Basisdemokratie nicht zu seinen Prioriäten. Für populistische Aktionen hatte er viel übrig – nicht nur, als er sie selbst betrieb, sondern auch bei anderen (Jörg Haider eingeschlossen). Aber er sagte immer offen seine Meinung. Das gibt es: Populist sein ohne schleimige Anbiederung! Sozialistische Weltanschauung lag in seinen Genen – sie hinderte ihn nicht, am Sturz führender SPÖ-Politiker zu
In wenigen Wochen ist es soweit: Österreich nimmt den Chefsessel der Europäischen Union ein. Oft schon ist gesagt worden, was das nicht bedeuten kann, aber es kann nicht oft genug wiederholt werden: Es ist keine Chance für Selbstdarstellung und das Forcieren nationaler Eigeninteressen; auch an Lipizzaner- und Sängerknabenprotz besteht kein gesteigerter Bedarf.Natürlich kann Österreich von seiner Halbjahresfunktion profitieren, aber nur, wenn es harte Arbeit leistet - für Europa, nicht in erster Linie für sich selbst. Irland und Luxemburg haben als kleine Länder Großartiges geleistet,
Norbert Leser hat ein Buch über Begegnungen und über seine Lebensperspektiven vorgelegt. Im Spiegelbild von 29 Persönlichkeiten zeigt er sich als Intellektueller und als Brückenbauer.Norbert Leser - Politikwissenschafter, Philosoph, Sozialdemokrat, Christ, Patriot, Wienerliedsänger - wollte immer schon einer sein, dem man zuhört. Als fünfjähriger Knirps riss er sich in einem belebten Gastgarten von seinen Eltern los, stieg auf einen Tisch und hielt eine Rede. Einem Bauern fiel vor Staunen die Pfeife aus dem Mund. Als er später Berufsmöglichkeiten reflektierte, erwog (und verwarf) er:
Sollen die Bundesländer in Österreichs Politik künftig weniger oder mehr zu reden haben? Das soll laut Regierungsprogramm von einem "Österreich-Konvent" innerhalb von eineinhalb Jahren entscheidungsreif diskutiert werden. Und hinterher soll der Bundesstaat auch weniger kosten.Tatsache ist, dass bereits mehr als die Hälfte der gesetzlichen Vorgaben in Brüssel entschieden wird und die Mitgliedstaaten sie nur nachvollziehen müssen. Tatsache ist ferner, dass neun verschiedene Bauordnungen, neun Jugend-, neun Tier-, neun Naturschutzgesetze Fragen nach ihrer Notwendigkeit aufwerfen.Harte
Wenn die USA den Irak ohne neues Mandat des UN-Sicherheitsrates angreifen, wäre dies ein eindeutiger Verstoß gegen das Völkerrecht. Aber selbst wenn der Sicherheitsrat sich zu einer Kriegsresolution durchränge, wäre dies moralisch zweifelhaft. Die Mitmacher bekommen alle von den USA Vorteile versprochen, die Neinsager Ungemach angedroht. Das böse Wort vom Stimmenkauf würde unweigerlich die Runde machen.So einfach ist die Situation, die nicht nur Amerika-Hassern Munition liefert, sondern Amerika-Freunde in Scham und Trauer stürzt. Bisher konnte man sagen: Nie bricht ein demokratischer
Immer öfter hören wir jetzt: Einige Geldhaie hätten uns die größte Finanzkrise der Welt samt Krise der Realwirtschaft beschert, das System des Kapitalismus bleibe davon unberührt – ja nicht vermiesen lassen! Es genüge, wenn der Staat uns mit ein paar hundert Milliarden herauspaukt, dann soll er gefälligst wieder verschwinden! Das erinnert ein bisschen an Entschuldigungen des Papstes wegen Fehlverhaltens „einzelner Christen“ in der Geschichte – am System liege das nicht! Wegen schwacher Menschen brauche man nicht gleich Strukturen zu ändern.Aber wenn ein System zulässt, dass
Bei der Volksbefragung 1978 habe ich gegen ein Kernkraftwerk in Zwentendorf gestimmt - nicht gegen Kreisky und auch nicht wegen befürchteter Risiken im Betrieb. Ich habe es für höchst unsittlich gehalten, Millionen Jahre radioaktiv strahlenden AKW-Abfall in sogenannten Zwischenlagern anzusammeln und die Entsorgung auf Dauer künftigen Generationen zu überlassen.Den Betrieb hielt ich in Westeuropa für relativ sicher. Nur für Schrottanlagen im Sowjet-Imperium wollte niemand garantieren. Der Mega-Unfall Tschernobyl 1986 schien das zu bestätigen. Nun also die Katastrophe von Fukushima - in
Ostern naht und damit eine Hinwendung zu den Festgedanken, die zum Kernbestand der Christenlehre zählen: Sinn von Leben und Leiden, Sterben und Auferstehen. Haben wir nicht oft genug gehört, katholische Christen sollten sich nicht mit "Strukturdebatten" und "Organisationsreformen" aufhalten, sondern über das Wesentliche im Menschenleben nachdenken: Woher? Wohin? Wozu? Der Sinn von Schöpfung und Geschichte nur zähle, Anfang und Ende, Auftrag und Ziel.Bei näherem Hinsehen entdecken wir: Das Reden in Kirchen darüber ist gar nicht leicht! Oft ist es betulich, wortreich und oberflächlich -
15 Jahre nach seinem Tod werden die Konturen des ÖVP- und CV-Intellektuellen deutlicher.Allerseelen 2006 markierte die 15. Wiederkehr des Todestages von Heinrich Drimmel, was schon vor zwei Jahren zu einem Symposion Anlass gab. Jetzt hat der Zeitgeschichtler Helmut Wohnout im Jahrbuch 9/10 des Vogelsang-Instituts einen Drimmel-Schwerpunkt gesetzt und die Symposionsreferate zusammen mit neuen Beiträgen herausgegeben. Ein Versuch, den langjährigen Paradedenker von CV und Volkspartei aus einem finsteren rechten Eck in einen trendigen ÖVP-Tabernakel zu hieven? Der instinktive Verdacht ist
Also, jetzt ist wirklich Zeit, einmal ohne Umschweife zu sagen: Natürlich hat der Finanzminister recht, wenn er auch von den Besserverdienern ein Opfer für die Budgetsanierung erwartet. Was da in den letzten Wochen alles zusammengegackert worden ist, nur um eine "Reichensteuer" zu verhindern, war eine einzige Peinlichkeit.Österreichs Bevölkerung versteht, dass der von Generationen früherer Finanzminister verschlampte Staatshaushalt in Ordnung gebracht werden muss. Das geht aus jüngsten Umfragen deutlich hervor. Aber niemand würde verstehen, wenn die Minderverdiener die Hauptlast der
Vergangenen Samstag feierte das Kirchenvolk der Diözese Graz seinen Bischof Johann Weber: mit Tränen der Freude in den Augen und Herzen voll Dankbarkeit dafür, daß er seit 30 Jahren ihr Bischof ist - und hoffentlich noch einige Jahre lang bleiben wird. Als so etwas wie fleischgewordenen Dialog feierte ihn der Innsbrucker Bischof Alois Kothgasser unter dem zustimmenden Jubel der Menge.Aber im Volk verwurzelte Bischöfe der katholischen Kirche haben es derzeit nicht leicht. Die deutsche Bischofskonferenz wird vom Papst massiv unter Druck gesetzt, praktisch aus der Schwangerenberatung
Wem begegnet man, wenn man dieser Tage auf der "smaragdenen Insel" Irland ein wenig Umschau hält? Stimmt: einer Debatte über Neutralität. Der weltweite Terror-Diskurs hat alle europäischen Staaten, die sich einer Neutralitätspolitik verschrieben haben, wieder einmal aufgeschreckt.Dabei trifft im Fall Irland zu, was ja für Österreich nicht gilt: Es will nur eine Neutralitätspolitik führen - kein internationales Neutralitätsrecht in Anspruch nehmen. Schweden und Finnland wieder haben Bündnisfreiheit gelobt, was wieder etwas anderes als die österreichische Variante ist oder zumindest
Gewiss kann man den misslungenen Versuch einer Totalprivatisierung der VOEST von vielen Seiten kritisch beleuchten. Wäre "Weniger Staat, mehr Land" wirklich sinnvoll? Aber niemand hat ernsthaft die andere Frage auch nur andiskutiert: Wäre die berühmte "oö. Kernaktionärsstruktur", um die unter Führung Sepp Pühringers alle vier Landtagsparteien kämpften, wirklich so reaktionär? Verdienen Oberösterreicher, die historische Emotionen pflegen, nichts als Spott?Hier ist nicht der Platz, eine inhaltliche Antwort zu erteilen. Aber eines soll doch nicht vergessen sein: Auch Wirtschaftsdogmen
Vor allem männliche Homosexualität irritiert viele Menschen. In biblischer Zeit wurde gleichgeschlechtliche Liebe sowohl von der jüdischen Religion wie dann auch von der christlichen Kirche als "widernatürlich“ scharf verurteilt. Römische Kaiser schrieben sie ins Strafgesetz. Vorbehalte sind seit Jahrhunderten tief verankert. Wer das nicht einsieht, lebt an der Wirklichkeit vorbei. Aber: Die Wissenschaft hat mittlerweile Vorurteile entwurzelt. Auch Erfahrung zeigt immer deutlicher: Homosexuelle sind nicht schlechter oder besser als andere auch, oft sogar besonders feinfühlig, und wer
Die EU steckt in einer Krise. Wir brauchen sie, aber sie hat immer weniger Kraft, das Europa-Bewusstsein unter den Menschen am Leben zu erhalten. Die christlichen Kirchen auf dem Weg zur Einheit könnten dem öffentlichen Bewusstsein einen kräftigen Ruck versetzen! Eine Überwindung der Kirchenspaltung würde dem Christentum auch wieder mehr gesamtgesellschaftliche Bedeutung verschaffen.So sprach dieser Tage Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, im steirischen Schloss Seggau (vgl. FURCHE Nr. 21). Solche Töne darf man nicht unerwidert verhallen
Natürlich hofft Europa mehrheitlich auf einen neuen US-Präsidenten, und natürlich hofft es darauf vergebens. Voraussichtlich. Natürlich wissen Interessierte längst, dass sich auch unter John Kerry die Politik nicht dramatisch verändern würde. Und leider haben die Fernsehdebatten gezeigt, dass beide Kandidaten am Recht auf einen Präventivkrieg und an der Ablehnung eines internationalen Strafgerichtshofs festhalten: Krieg soll gewissermaßen amerikanischer Nationalbesitz bleiben.Dass ist schmerzhaft für jene, die sich die Mahnung der Sieger von 1945 zu Herzen genommen haben: Nie wieder
Der streitbare, ideologisch schillernde Publizist Theo Faulhaber
beschreibt in seinem neuesten Buch in düsteren Farben den Niedergang
Europas infolge von Islamisierung sowie allgemeinem Identitäts- und
Werteverlust: eine wohl berechtigte, aber doch einseitige Mahnung.
Beim EU-Gipfel in Nizza Anfang Dezember steht die "Charta der Grundrechte der Europäischen Union" zur Entscheidung an. Experten der EU-Mitgliedstaaten haben sie unter Vorsitz des früheren deutschen Bundespräsidenten Roman Herzog beschlussreif gemacht. Viele Formulierungen dürfen mit Recht auf Vorschussbeifall zählen. Dennoch bleibt Unbehagen.So verbietet der Entwurf "reproduktives Klonen von Menschen". Nur um ein Genie zu multiplizieren, darf nicht ein genetisches Ebenbild produziert werden. Das sollte in der Tat selbstverständlicher Ausdruck allgemeiner Achtung der Menschenwürde sein.
Al Kaida, Taliban, Dschihadisten, Hamas, Boko Haram, IS (Islamischer Staat): Das sind die hässlichen Gesichter des Islam. Arabische Potentaten, die sich nach außen als aufgeklärte moderne, aber halt ein bisserl patriarchalische Staatsmänner geben, fördern sie mit viel Geld. Sie überziehen Länder des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens mit Hass, Folter und Mord und rekrutieren auch in demokratischen Staaten ihr Kanonenfutter.Neun Verführte hat Österreichs Exekutive jüngst an der Grenze abgefangen, aber 100.000 Europäer sind schon im Kriegsgebiet, etwa 60 davon aus Österreich. Wer
Früher, als Heiraten noch die Regel war, wussten Frauen, dass sie sich damit wirtschaftlich in die Abhängigkeit vom Ehemann begaben. Bei einer Scheidung wurde es oft sehr hart für sie. Daher wurde mit Recht auf eine Änderung der Gesetzeslage gedrängt. Eine Frau zu verstoßen, wurde für Männer immer teurer. Darin darf man wohl einen der Gründe sehen, warum heute junge Männer das Heiraten gern hinauszögern.Berufstätigkeit hat inzwischen auch Frauen erfreulich selbstbewusst gemacht. Als Lebensversicherung braucht man keine Ehemänner mehr. Daher sind heute auch viele Frauen nicht mehr
Der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski
(1922-2015) kämpfte unermüdlich gegen die Verbrecher-Komplizen in
Berlin und Moskau, sann aber nie auf Rache, sondern immer auf
Versöhnung. Für die Juden war er ein "Gerechter unter den Völkern".
Der heurige Wahlkampf muss total anders sein als alle seine Vorgänger. So viel ist klar. Und das Wahlergebnis sowieso, die neue Regierung ein Unikat. No na. So sieht es in unseren Herzen aus. Wie aber auf den Kommentarseiten? Da wird uns gleich alle Lust auf Neues wieder geraubt.Comeback von Heide Schmidt und Hans-Peter Haselsteiner? Das Liberale Forum ("oligarchischer Sozialismus") "braucht kein Mensch" (Die Presse). Vielleicht den kecken Fritz aus Tirol? "Groß nur im Reden" (Weisheit der Nicht-Tiroler). Karlheinz Hackl und sein Kulturprogramm? "Hoffnungsloser Träumer" (die Realos aller
Sollte wer beim Taktieren um die neue Regierung auf Ermüdung der Zuschauer und Nachlassen des Interesses bis zu einem neuen Paukenschlag im Frühjahr gesetzt haben, so ist die Stunde der Ernüchterung nahe. Das Volk spielt nicht mit und der Bundespräsident spielt nicht mit. Beide sagen: Zwei Monate "Zukunftsgespräche" sind genug! Und beide haben Recht.Das nervenzermürbende Geplauder der letzten Monate hat jenen Recht gegeben, die vorschnelle Festlegungen der Parteien vor der Wahl kritisierten. Solche dienen häufig nicht der "Klarstellung", wie deren Befürworter uns einzureden versuchten,
Fragt man Fachleute, ob in der von Österreich geradezu gespenstisch ignorierten Weltkrise die Warner vor noch größerem Unheil oder die Beschwichtiger eher Recht hätten, dann lautet die wahrscheinlich ehrlichste Antwort: "Niemand kann das heute mit Sicherheit sagen." Aber ein Gutes haben die jüngsten Debatten immerhin hervorgebracht: die Erkenntnis, dass gerade die jetzige Situation nicht Kosmetikkuren, sondern eine umfassende Neuordnung wichtiger Bereiche verlangt.Euro-Milliarden für marode Banken und Industrien allein retten unser Wirtschaftssystem nicht! Im autoritären Alleingang
Seinen Job verlieren kann heute jeder. Aber ein Ex-Manager kriegt dafür Millionen in die Hand gedrückt, während Zehntausende Mittel-und Geringverdiener oft als Gnadenempfänger oder halbe Bettler enden. Das ist heute wissenschaftlich so fest abgesichert, dass Kritiker nicht mehr als Neider, Leistungsverweigerer und Sozialschmarotzer verhöhnt werden können.Auch wirtschaftsliberale Medien zitieren schon Studien, wonach zwischen 1966 und 2001 die Durchschnittslöhne in den USA inflationsbereinigt nur um elf Prozent stiegen, die der zehn Prozent Spitzenverdiener aber um fast 60 Prozent. Die
Wie soll ein Bischof sein? Darüber haben jüngst viele Menschen ernsthaft nachgedacht: die Teilnehmer an der Weltbischofssynode imVatikan und auch die Vertreter hunderter Reformgruppen, die in einer "Kirchenvolks-Synode" in Rom die offiziellen Beratungen kritisch begleiteten. In Wien beschäftigt sich diese Woche die Österreichische Bischofskonferenz mit den Ergebnissen der römischen Synode, und auch die Plattform "Wir sind Kirche" widmete eine "Kirchenvolks-Konferenz" in Wien einem zeitgemäßen Anforderungsprofil für Bischöfe.Dass bei diesen Veranstaltungen unterschiedliche Ergebnisse
Giovanni di Lorenzo interviewte für das Zeit-Magazin zu Helmut Schmidts 90. Geburtstag - seine Sekretärin! Und er erzählte ihr, dass er einmal ihren Chef gefragt habe, "ob er auch loben kann". Sie: "Nee!" Der Interviewer: "Er hat mit großer Entschiedenheit Ja gesagt!" Sie: "Lob ist, wenn er gar nichts sagt." An dieser Stelle könnte ich meine Buchbesprechung auch schon wieder schließen und Thomas Chorherr die Genugtuung aufdrängen, er sei für sein jüngstes Buch quasi im Kanzlerstil gelobt worden.Aber diesen Weg hat der Autor selbst verbaut, als er auf Seite 115 schrieb: "Ich glaube,
Für alle Freunde der USA ist die gegenwärtige Situation eine Tragödie: Die Führungsmacht aller Demokratien der Erde, in deren moralischer Schuld wir alle stehen, verstrickt sich in einen unmenschlichen, unnötigen, vom Völkerrecht nicht gedeckten Krieg. Wer nicht mitzieht, muss sich von amerikanischen Medien und selbst Regierungsmitgliedern beschimpfen und verspotten lassen.Und doch gibt es auch in dieser Tragödie einen Hoffnungsstrahl. Das Ausklinken eines Großteils der EU aus der Allianz ist ein notwendig gewordener Emanzipationsakt. Die USA sind seit dem Zusammenbruch des
Wenn Putin, als er sich die Krim unter den Nagel riss, nicht aus Schwäche, sondern im Bewusstsein von Stärke gehandelt hätte, wäre er jetzt ein Held der Welt, die ihm sein Traumziel auf dem Silbertablett serviert hätte. Er hätte mit der Ukraine, der UNO, EU und den USA verhandeln, auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit der Halbinsel zum Russenreich verweisen und die territoriale Integrität der übrigen Ukraine garantieren müssen. Dafür hätte ihm der Westen eine NATO-freie Ukraine und eine völkerrechtskonforme Volksabstimmung auf der Krim zugesichert.Hätte. Wäre. Aber Putin
In und um Jugoslawien tut sich was. Aus dem Blutmeer des Krieges lugt ein zartes Pflänzchen des Friedens hervor - auch wenn es schon wieder stark in Gefahr ist. Und am kommenden Sonntag werden die Abgeordneten zum EU-Parlament gewählt. Zufall? Politische Regie? Aber wenn eine solche Herr über Zeit und Inhalt wäre, hätte man den Wahnsinnskrieg wohl schon viel früher zu Ende gehen lassen. Also wollen wir die am nächsten liegende Schlußfolgerung ziehen: Die wichtigsten Entscheidungen fallen heute nicht mehr auf nationaler, sondern auf europäischer Ebene.Wenn es gut geht, so prophezeien
Als dieser Tage in Österreich der Winter an die Tore klopfte, vertrieb der milde Windhauch in Rom die Touristen noch nicht von ihren Sitzen im Freien. Wer über den Petersplatz schlenderte, wo am Weihnachtsstall für Maria, Josef, das Kind und Ochs, Esel gezimmert wird, konnte auch um diese Jahreszeit zu dem Schluss kommen: Die größte katholische Nation der Erde muss Japan sein.Wer ganz in Schwarz auftritt, wird in Wien für einen Architekten, in Rom für einen Priester gehalten. Die Katholische Weltunion der Presse (UCIP), die dort ihr 75-Jahre-Jubiläum feierte, pilgerte sehr schwarz
Als der Westen letzten August einen Militärschlag gegen Syrien abblies, unkten Scharfmacher, diese "Schwäche“ werde den ganzen Nahen und Mittleren Osten islamischen Potentaten ausliefern, die keinen verbalen Widerstand gegen sie mehr ernstnehmen würden. Heute, wenige Monate später, kontrollieren Experten der in Wien stationierten Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO den bisher versteckten Plutonium-Reaktor Arak und bereiten Kontrollbesuche im ganzen Iran vor.Ein Verhandlungsangebot aus Teheran vor zehn Jahren schlug US-Präsident Bush als Täuschungsmanöver aus. Was hat Israel,
Alfred Missong - katholischer Querdenker und zu Unrecht vergessener Ehrenretter Österreichs.Gegen Hitler und Rassismus zu sein, für eine eigenständige österreichische Nation mit Vermittlerfunktion in Europa: heute Selbstverständlichkeiten. Aber vor und nach 1934, vor und nach 1938: War da Deutschtümelei nicht in allen politischen Lagern Österreichs an der Tagesordnung? Ein neues Buch beweist: tendenziell ja - aber es gab auch klare Voraussicht bei katholischen Publizisten wie Alfred Missong, die zu Unrecht vergessen würden.Das ja war eine Hauptquelle der Verunsicherung, dass 1918 allen
In gut einer Woche wird Wien Landtag und Bezirksvertretungen wählen - und dann wird Österreich zwei Jahre lang ziemlich wahl- und damit politisch störungsfrei sein. Die Prognose ist nicht sehr riskant: Es wird so ziemlich ein Stein auf dem anderen bleiben.Der SPÖ wurde ein starker Zuwachs vorausgesagt: Rückkehr der Haider-Flüchtlinge in Notzeit sozusagen. Diese Heimkehr dürfte sich nun in Grenzen halten. Ein paar Stimmen mehr, das war's dann auch schon - nicht ungerecht, denn wirklich besser geworden ist die SPÖ ja nicht. Die ÖVP wird sich spürbar verbessern, was dank Bernhard Görg
Wofür ist die Kirche, ist eine Kirche, ist meine Kirche gut? Vielen fällt die Antwort auf eine solche Frage nicht mehr sehr leicht. Aber eine Aussage könnte noch am ehesten konsensfähig sein: Auf die Kirche kann ich zählen, wenn es um den Schutz des menschlichen Lebens geht!Dieser Tage feierte eine Frau ihren 65. Geburtstag, die wie kaum eine zweite mit Kirche und Lebensschutz in Verbindung gebracht wird: Grit Ebner, seit Jahren in der "Aktion Leben" führend tätig - ernst in der Sache, fröhlich im Ton, einfühlsam, unbeugsam, ohne Fanatismus, nie ohne Hoffnung. Sie wurde mit einem
Dem Philosophen Peter Sloterdijk ist der Ausdruck "Ereignis-Adel" oder "Event-Adel" für Menschen zu danken, die sich durch "Dabeisein, wenn etwas passiert", zur aktuellen Prominenz machen. "Prominent ist heute vor allem, wer eine größere Masse von Menschen auf- oder erregen kann, womit auch immer."Zum Beispiel durch die Veranstaltung elitärer Festspiele. Sloterdijk geht in der Regel nicht hin: laut Interview aus "nicht rechtfertigungsbedürftigem Desinteresse." Und warum hat er dann zur Eröffnung der heurigen Salzburger Festspiele die Festrede gehalten? Das ist doch was total Anderes!
Die Geschichte der Restitution von in der ns-Zeit geraubten Vermögen und der Entschädigung für nicht mehr rückstellbare Güter war in Österreich kein Heldenstück. Leere Staatskassen, Vorurteile und bürokratische Schlitzohrigkeit ergaben eine vielfach beschämende Bilanz. Freilich: Wenn man Kommentaren zur Klimt-Affäre folgte, konnte man zum Schluss kommen, dass Österreich seit 1945 von Räuberbanden regiert worden ist. Da tut ein bisschen Erinnerung schon auch Not.Ein Nichtigkeitsgesetz hat bereits 1946 jeglichen Vermögensraub für ungültig erklärt, sieben Rückstellungsgesetze und
Dieser Tage hat sich der Geburtstag von Heinrich Drimmel zum 100. Mal gejährt. Und Ernst Wolfram Marboe haben wir zur letzten Ruhestätte geleitet. Beide waren sie CVer - konservativ der eine, Neuerungen zugetan der andere, beide auf ihre Art exemplarisch. Und ohne große Nachfolger. Die Traditionsvereinigung farbentragender katholischer Akademiker hat, wie auch ihre Kirche, immer beide gebraucht: intelligente Bewahrer und intelligente Vorwärtsdränger. Drimmel war ab 1954 zehn Jahre Unterrichtsminister und zuvor CV-Amtsträger für Hochschulpolitik und fünf Jahre Verbandsvorsitzender.