Großes Aufatmen: Österreichs Nationalrat sagt Ja zum Vertrag von Lissabon! Ohne Volksabstimmung: Es hat ja auch zu bisherigen EU-Verträgen keine Referenden gegeben. [] Teilvoten über das Ganze [ ] sind eher absurd [ ]Laut Umfragen in Österreich wollen 60 Prozent über den EU-Vertrag abstimmen, von dem 80 Prozent keine Ahnung haben. Die massive Agitation der Kronen Zeitung trägt zu solcher Unlogik sicher bei, aber solange es erhebliche Leserbedenken gibt, ist es Sache der Befürworter, Zweifel im Volk auszuräumen. Da blieb die Regierung einiges schuldig. So viel zu jenen, die jüngst bei
Heutige Islam-Verteidiger rühmen gern das Klima der Toleranz, das in den von Muslimen ("Mauren") im 8. Jahrhundert eroberten Gebieten Westeuropas geherrscht habe. Und wahr ist: In Córdoba studierten und diskutierten Ibn Rushd (Averroes) und der große jüdische Religionsphilosoph Maimónides auf Arabisch friedlich über Aristoteles, und der christliche König Alfons der Weise ließ sich von arabischen und jüdischen Gelehrten das Neueste aus Medizin, Mathematik und Astrologie erklären. Handel und Liebe verbanden viele und vieles.Aber wahr ist auch: Die Muslime hatten schon den ersten
In den letzten Wochen hat der Moral-Rigorismus mancher Demokratiehüter aus den Freiheitlichen eine Lepra-Partei gemacht, denen niemand im Parlament auch nur nahe kommen durfte, während eine rot-gelb-grüne Ampelkoalition schon fast als Inbegriff vollendeter Demokratie gefeiert wurde. Von Schüssel wurden (selbst aus der eigenen Partei heraus) pausenlos Schwüre gegen ein Bündnis mit der FPÖ gefordert. Der Demokratie wurde damit nicht unbedingt der beabsichtigte Dienst erwiesen. [...]In der Fernsehdebatte mit Haider hat Schüssel eine genügend klare Abgrenzung zum FPÖ-Führer persönlich
Der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski (1922-2015) kämpfte unermüdlich gegen die Verbrecher-Komplizen in Berlin und Moskau, sann aber nie auf Rache, sondern immer auf Versöhnung. Für die Juden war er ein "Gerechter unter den Völkern".
Der streitbare, ideologisch schillernde Publizist Theo Faulhaber
beschreibt in seinem neuesten Buch in düsteren Farben den Niedergang
Europas infolge von Islamisierung sowie allgemeinem Identitäts- und
Werteverlust: eine wohl berechtigte, aber doch einseitige Mahnung.
Krieg löst im Regelfall keine Probleme. Er schafft nur neue. Die Europäische Union ist zur institutionellen Zeugin dieser Lebenserfahrung geworden. In manchen ihrer Nachbarländer regieren Diktatoren, Kriegshetzer und Menschenrechtsverletzer. EU-Länder untereinander sind kriegsunfähig. Wenn nationalistischer Egoismus diese Entwicklung noch einmal zerstört, hat Europa seinen Untergang verdient. Wenn die Integration fortgesetzt wird, kann Europa ein Modell für das Zusammenwachsen der Welt werden.Nicht zuletzt die arabisch-muslimische Welt könnte davon profitieren. Trennung von Religion
Eines wird immer klarer: Wenn die römisch-katholische Kirche ihr Retro-Image korrigieren möchte, werden viri probati und Mini-Dezentralisierungen nicht reichen. Man wird erklären müssen, warum eine nicht mehr nachvollziehbare Glaubensregel nicht abgeschafft, aber neu definiert werden muss. Da ist nun ein Zauberwort aufgetaucht, das insbesondere Kardinal Schönborn in den Synodendiskurs eingebracht hat: "Gradualität“. Die Lehre bleibt, das Gewissen wird auf-, Einheitsbeurteilung abgewertet.Die Kirche hat ihre Lehre in den ersten 2000 Jahren ihrer Existenz nach oft heftigen theologischen
Jede Zeitung ist eine permanente Manifestation menschlicher Unzulänglichkeit. Dieser schöne Satz kam Fritz Csoklich über die Lippen, als er dieser Tage Abschied als Chefredakteur der Kleinen Zeitung nahm, die sicher nicht zu den Kronzeugen solch journalistischer Demut zählt.Ihr gelingt seit nunmehr 90 Jahren das scheinbare Wunder, breite Volksmassen anzusprechen und trotzdem Qualität und Profil zu wahren, nicht fremdenfeindlich und nicht antisemitisch, sondern offen, tolerant und großherzig zu sein.Vier Jahrzehnte lang war Fritz Csoklich Bürge und Garant solcher Prinzipientreue.
Al Kaida, Taliban, Dschihadisten, Hamas, Boko Haram, IS (Islamischer Staat): Das sind die hässlichen Gesichter des Islam. Arabische Potentaten, die sich nach außen als aufgeklärte moderne, aber halt ein bisserl patriarchalische Staatsmänner geben, fördern sie mit viel Geld. Sie überziehen Länder des Nahen, Mittleren und Fernen Ostens mit Hass, Folter und Mord und rekrutieren auch in demokratischen Staaten ihr Kanonenfutter.Neun Verführte hat Österreichs Exekutive jüngst an der Grenze abgefangen, aber 100.000 Europäer sind schon im Kriegsgebiet, etwa 60 davon aus Österreich. Wer
Das EU-Wahlergebnis hat vielerlei Schlüsse zugelassen. Um die bestmöglichen ringen jetzt die Granden der Union. "Widerliches Gerangel um Posten", titeln ungeduldige Medien. Aber in jedem Staat dauern Regierungsverhandlungen oft monatelang. Warum soll die Zukunft Europas in Tagen erhudelt werden? Viele finden, die EU müsste nun zu einer Vertiefung kommen: "mehr Europa" im Sinn von mehr Gemeinsamkeiten in der Außen-und Sicherheits-, aber auch in der Wirtschafts-, Steuer-,Budget-und Sozialpolitik und ganz sicher auch in der Asylpolitik, die mit allen Unmenschlichkeiten an und vor den
Das anhaltende Gerangel der EU-Finanzminister um eine Finanztransaktionssteuer zeigt, wie sehr nationale Interessen gemeinsame finanzpolitische Konzepte behindern. Das ist nicht verwunderlich, denn es geht um viel Geld, sehr viel Geld, und was immer den einen gegeben wird, muss anderen genommen werden. Das geht nicht über Nacht. Dennoch darf das Ziel nicht aus den Augen verloren werden: Wer zur gemeinsamen Wirtschaftsleistung beiträgt, soll daraus auch einen Nutzen ziehen. Wer nur spekuliert, soll Flops allein bezahlen.Experten bestätigen: Es wäre wünschenswert, wenn normale
Wenn Putin, als er sich die Krim unter den Nagel riss, nicht aus Schwäche, sondern im Bewusstsein von Stärke gehandelt hätte, wäre er jetzt ein Held der Welt, die ihm sein Traumziel auf dem Silbertablett serviert hätte. Er hätte mit der Ukraine, der UNO, EU und den USA verhandeln, auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit der Halbinsel zum Russenreich verweisen und die territoriale Integrität der übrigen Ukraine garantieren müssen. Dafür hätte ihm der Westen eine NATO-freie Ukraine und eine völkerrechtskonforme Volksabstimmung auf der Krim zugesichert.Hätte. Wäre. Aber Putin
Okay, der Bauernbund hat zeit- und weltoffene Politiker, und das tut nicht nur ihm, sondern der ganzen ÖVP gut. Ob der Einstieg von Andrä Rupprechter ins Bekennen der bestmögliche war, bleibt offen. Die Diskussion, die er angestoßen hat, wurde von manchen wenig liberal und bisweilen echt gehässig geführt. Unbestritten sollte sein: Homosexualität ist eine relativ seltene, aber nicht vom Individuum "verschuldete“ Variante der Natur und damit für jene, die an einen Schöpfergott glauben, von diesem auch gewollt. Gleichgeschlechtliche Liebe ist Liebe. Punkt. Schwule und Lesben verdienen
Als der Westen letzten August einen Militärschlag gegen Syrien abblies, unkten Scharfmacher, diese "Schwäche“ werde den ganzen Nahen und Mittleren Osten islamischen Potentaten ausliefern, die keinen verbalen Widerstand gegen sie mehr ernstnehmen würden. Heute, wenige Monate später, kontrollieren Experten der in Wien stationierten Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO den bisher versteckten Plutonium-Reaktor Arak und bereiten Kontrollbesuche im ganzen Iran vor.Ein Verhandlungsangebot aus Teheran vor zehn Jahren schlug US-Präsident Bush als Täuschungsmanöver aus. Was hat Israel,
In ihrem neuen Buch zeichnet Rotraud A. Perner das Bild einer von
Korruption und Gier geprägten Gesellschaft. Aber ist nicht manches
auch besser geworden? Eine kritische Lektüre.
Wie hoch darf man die Wahrscheinlichkeit einschätzen, der heutige Bundeskanzler und sein Vize seien bereits übereingekommen, nach der Nationalratswahl 2013 Steiermark zu spielen“, Parteitabus abzubauen und Reformen anzugehen, die diese Bezeichnung auch verdienen? Im "Klartext“ 30/13 habe ich diesen Funken der Hoffnung, ein diesbezügliches Gerücht könnte wahr sein, zu entzünden versucht. Ein Sonnwendfeuer ist daraus nicht geworden.In einem Kreis politisch überdurchschnittlich aufgeschlossener Mitdenker reichten die Antworten auf diese kürzlich gestellte Frage von "höchstens
Im März 2011 ereignete sich die mit internationalem Höchstwert 7 klassifizierte Katastrophe im Kernkraftwerk Fukushima, deren Nachwirkungen noch lange nicht gebannt sind. Derzeit fließen täglich 300 Tonnen verstrahlten Grundwassers ins Meer. Viele Staaten beschlossen im Erstschock ein Ausscheren aus der Nuklearenergie, aber fast überall wird ein Stimmungsumschwung registriert, sogar in Japan. Wenn Regierungen diesem nachgeben, handeln sie kriminell.Vor 35 Jahren hat in Österreich eine hauchdünne Mehrheit bei einer Volksbefragung gegen ein Kernkraftwerk im Tullnerfeld (Zwentendorf)
Ein Gerücht geht um in Österreich: fast zu schön, um wahr zu sein! Die Herren Werner Faymann (SPÖ) und Michael Spindelegger (ÖVP) hätten beschlossen, es den Herren Voves und Schützenhöfer nachzumachen, im Wahlkampf noch einmal "fokussierte Unintelligenz"(Copyright Michael Häupl) zu spielen, um nach geschlagener Schlacht gemeinsam zu tun, was sie längst als notwendig erkannt haben: nämlich Österreich von Grund auf zu reformieren!Man erinnert sich: Vor der Landtagswahl 2010 führten die steirischen Regierungsparteien einen Steinzeitkrieg, keiner ließ ein gutes Haar am anderen, es
Die EU steckt in einer Krise. Wir brauchen sie, aber sie hat immer weniger Kraft, das Europa-Bewusstsein unter den Menschen am Leben zu erhalten. Die christlichen Kirchen auf dem Weg zur Einheit könnten dem öffentlichen Bewusstsein einen kräftigen Ruck versetzen! Eine Überwindung der Kirchenspaltung würde dem Christentum auch wieder mehr gesamtgesellschaftliche Bedeutung verschaffen.So sprach dieser Tage Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, im steirischen Schloss Seggau (vgl. FURCHE Nr. 21). Solche Töne darf man nicht unerwidert verhallen
Norbert Leser feiert am 31. Mai seinen 80. Geburtstag und hat ein neues Buch zum Thema Glaube und Naturwissenschaft geschrieben: "Gott lässt grüßen“.Ein "wohlgefälliges Nicken“ des Direktors ein Jahr vor Schulabschluss nahm Norbert Leser 1951 "Angst und Schrecken“ vor der Matura (Mathe!): Nun, da er mit seinem Jamben-Hymnus zum 80. Geburtstag des Wiener Wasa-Gymnasiums glanzvoll gepunktet hatte, "konnte es sich die Schule gar nicht mehr leisten, mich nicht durchkommen zu lassen“. In diesen Zitaten aus seinem stark autobiografischen Buch "Zeitzeuge an Kreuzwegen“ (2003) steckt der
Ein Jahr wurde die Europäische Bürgerinitiative am 1. April alt. Das Datum sollte nicht an Narreteien erinnern, eine solche ist die Ermöglichung gesamteuropäischer Volksbegehren nicht. Mehr Bürgernähe wird in allen einschlägigen Umfragen von der Europäischen Union gefordert. Ein Knüller freilich ist das dafür geschaffene Instrument auch nicht geworden. Mangel an Erfahrungen, unterschiedliche nationale Rechtsordnungen und die für Kleingruppen hohen Kosten haben das bisher verhindert.Immerhin haben bereits 14 Bürgerinitiativen die erforderliche Zustimmung durch die EU-Kommission
Nie zuvor in der Geschichte der Katholischen Kirche war die Stellung des Papstes so stark wie in den letzten hundert Jahren. Nie zuvor war Kritik an Päpsten auch innerhalb der Katholischen Kirche so stark wie in den letzten dreißig Jahren. Soll die Kirche den Papst abschaffen?Sie wird es nicht tun. Sie soll es auch nicht tun. Für die meisten, auch die kritischen Katholikinnen und Katholiken, ist der Auftrag des Kirchenstifters, die Nachfolger Petri hätten für die Einheit zu sorgen, unbestritten. Und selbst ungläubige Marketing-Manager würden der Kirche heute strikt davon abraten, in
Superwahljahr in Österreich: Volksabstimmung, vier Landtagwahlen, Nationalratsentscheidung. Wer wird gewinnen? Die Präsidentenwahl in den USA hat man inzwischen sehr präzise analysiert. Welches Wissen könnte auch österreichischen Politikern nicht schaden?Barack Obama hat immer das Notwendige gesagt und, was er konnte, auch getan, vor allem in der Außenpolitik - die Entzauberung der USA als alleiniger Supermacht und ihre Unterordnung unter das Völkerrecht war und ist in der diesbezüglich gewaltig verwöhnten Bevölkerung wahrlich nicht leicht oder gar populär. Bisweilen schien es, als
Als bekannt geworden war, die Europäische Union habe den Friedensnobelpreis erhalten, war auch bei vielen Smarthirnträgern der Teufel los. Hirngespinst und Selbstbetrug sei das sogenannte Friedensprojekt Europa, um nichts als Macht- und Interessenpolitik sei es von Anfang an gegangen, noch vor Kurzem sei auch in Südosteuropa Krieg geführt worden, und der Weltfinanzkrise stehe Brüssel hilflos gegenüber. Wer traut sich als Erster "Kehrt euch!“ zu kommandieren?Es müssten Narren sein. Der Startschuss für die Integration Europas war eine geschichtsmächtige Tat. Jahrhundertelang hatten
Gehorsam aus Freiheit steht nur Gott zu. Und Ungehorsam bedarf keiner Erlaubnis durch die kirchliche Obrigkeit: Ein neues Buch leuchtet das aus.Welch passenderes Geschenk zum bevorstehenden 60. Geburtstag hätte man dem Mentor der "Pfarrer-Initiative“, Helmut Schüller, machen können als eine Festschrift zum Generalthema "Ungehorsam“? Beim Lesen überlegt man bis zum 24. Beitrag, mit welchem Namen eine Rezension am besten eröffnet würde. Beim 25. und letzten weiß man es: mit Zitaten des jüngst verstorbenen austro-spanischen Vorzeigepriesters P. Josef García-Cascales: "Christus war
Aus Radio und Fernsehen tönt es uns entgegen, Zeitungen und Internet-Blogs wiederholen es, Stammtisch- und Sauna-Runden formulieren noch drastischer: Die Politiker sind Gfraster! Und die parteipolitisch bestellten Manager auch! Praktisch eine komplette Landesregierung steht unter Generalverdacht. Gegen Abgeordnete wird Anklage erhoben, gegen mehrere einstige Mitglieder eines Großkonzernvorstands desgleichen. Einbürgerungen ausländischer Magnaten wurden mit Parteispenden erkauft. Ein Mehrfaches der offiziellen Presseförderung wurde von Ministern hemmungslosen Massenblättern in den Rachen
Dass ein Rabbiner in Wien jüngst angeflegelt wurde, ohne dass Polizisten im Umkreis dagegen einschritten, hat mit Recht Religions- und Politikfunktionäre zu scharfer Verurteilung veranlasst. Die Verteidigung einer antijüdischen Karikatur durch den FPÖ-Obmann brachte gleichfalls mit gutem Grund eine breite Front gegen diese üble Entgleisung in Stellung.Deshalb war es erfreulich, dass auch ein dieser Tage gegen das Trappistenkloster Latrun westlich von Jerusalem verübter Überfall von Israels Ministerpräsident Netanjahu klar verurteilt wurde. Der Vorsitzende der israelischen
Jawohl, betteln muss erlaubt bleiben, solange es nicht kriminell betrieben wird. Diesen Stachel im Fleisch brauchen wir alle jeden Tag - und sei es fürs dankbare Nachtgebet, wenn wir es selbst nicht nötig haben. Gilt das auch für das Betteln auf hohem Niveau, das täglich unsere Briefkästen füllt? Ja, gilt auch dafür. Daher: Hut ab vor allen, denen dazu in den letzten Jahren etwas eingefallen ist. Und es ist den Spendensammlern für hungernde Kinder und leidende Alte, für Behinderte und Patienten mit Sonderkrankheiten, Gewalt- und Folteropfer, Jugendliche ohne Eltern und ohne
2013 wird in Niš der 1.700. Jahrestag des Ediktes von Mailand gefeiert. Der in Niš geborene Kaiser Konstantin verfügte mit diesem Edikt das Ende religiöser Verfolgung im Römischen Reich. Papstbesuch, Nationalismen und historische Wunden belasten das Konstantin-Jahr 2013, von dem die orthodoxe Kirche Aufwind erwartet. Bericht von einem Lokalaugenschein.Nächstes Jahr wird es in Serbien und in Nachbarländern des einstigen Weströmischen Reiches große Feiern der orthodoxen Kirchen geben: Vor 1.700 Jahren haben die römischen Kaiser Konstantin I. und Licinius mit dem Mailänder Edikt
Um Politik in Österreich ohne Erbrechen zu überstehen, brauchen immer mehr Menschen derzeit Verdauungsmedikamente oder Hochprozentiges zum Auskleiden der Magenwände. Die Jungen unter uns müssen annehmen, dass Anstand und Sitten nie zuvor in unserem Land so verlottert wie heute waren.Dem hat jüngst schon einer der journalistischen Chefaufdecker a. D., Peter Michael Lingens, seine Erinnerungen an AKH, Bauring, WBO, Lucona etc. entgegengehalten: Da ging es um teils erheblich ärgere Gemeinheiten als Gratis-Festspielkarten und Jagdgemauschel. Was sich seither geändert hat, ist das allgemeine
Vor allem männliche Homosexualität irritiert viele Menschen. In biblischer Zeit wurde gleichgeschlechtliche Liebe sowohl von der jüdischen Religion wie dann auch von der christlichen Kirche als "widernatürlich“ scharf verurteilt. Römische Kaiser schrieben sie ins Strafgesetz. Vorbehalte sind seit Jahrhunderten tief verankert. Wer das nicht einsieht, lebt an der Wirklichkeit vorbei. Aber: Die Wissenschaft hat mittlerweile Vorurteile entwurzelt. Auch Erfahrung zeigt immer deutlicher: Homosexuelle sind nicht schlechter oder besser als andere auch, oft sogar besonders feinfühlig, und wer
An manchen Schulen in Österreich stellen heute schon die vom Religionsunterricht abgemeldeten Schüler die zweitgrößte "Bekennergruppe“. Islamische Kinder fallen dabei statistisch nicht ins Gewicht, weil für solche eine Abmeldung unvorstellbar ist. Aber es gibt vereinzelt auch schon Eltern, die nach einer Möglichkeit suchen, ihre Kinder von einem Unterricht fernzuhalten, in dem fundamentalistische Imame die Lehre verbreiten, jeder Muslim habe ein "Krieger Allahs“ zu sein."Deshalb wäre ein alle verpflichtender Ethikunterricht so wichtig“, hieß es dazu dieser Tage in einer
Dieser Tage hat sich der Geburtstag von Heinrich Drimmel zum 100. Mal gejährt. Und Ernst Wolfram Marboe haben wir zur letzten Ruhestätte geleitet. Beide waren sie CVer - konservativ der eine, Neuerungen zugetan der andere, beide auf ihre Art exemplarisch. Und ohne große Nachfolger. Die Traditionsvereinigung farbentragender katholischer Akademiker hat, wie auch ihre Kirche, immer beide gebraucht: intelligente Bewahrer und intelligente Vorwärtsdränger. Drimmel war ab 1954 zehn Jahre Unterrichtsminister und zuvor CV-Amtsträger für Hochschulpolitik und fünf Jahre Verbandsvorsitzender.
Warum werden 100.000 Studenten und Akademiker mit bunten Mützen und Bändern in Österreich, Deutschland und der Schweiz oft in einen Topf geworfen, obwohl sie sich nicht nur puncto Mensur ("Sie schlagen sich Schmisse ins Gesicht, denn auf dem Hintern sieht man’s nicht“), sondern auch religiös und politisch fundamental unterscheiden? Weil im 19. Jahrhundert der Gesinnungsterror deutschnationaler Burschenschaften und Corps nur gebrochen werden konnte, indem eine neue Konkurrenz durch Übernahme ihrer Rituale Gleichberechtigung forderte. Deshalb schmettern heute noch auch katholische
Das frappiert: wie unbeholfen, wie unsicher, wie defensiv die Führungspersonen der Europäischen Union ebenso wie jene der katholischen Kirche mit der unausweichlichen Notwendigkeit grundlegender Reformen umgehen! Politische wie kirchliche Funktionäre verteidigen alte Gepflogenheiten, weichen bisher jeder Erneuerung an den Wurzeln aus und verraten immer mehr ihre Hilflosigkeit.Die EU-Funktionäre spielen uns wenigstens in immer kürzeren Abständen erregte Gipfelgeschäftigkeit vor. Müssen sie wenigstens äußerlich aktiver als lethargische Kirchenfunktionäre sein, weil es in ihrem Fall
Dieser Tage hat man sich dort und da eines bedeutenden katholischen Journalisten erinnert, der 100 Jahre alt geworden wäre: Richard Barta, Kathpress-Chefredakteur, enger Berater und Redenschreiber von Kardinal König. Unvergessen ist er unter Wissenden als Hauptverfasser des "Mariazeller Manifests“, mit dem der Österreichische Katholikentag 1952 das Staatskirchentum zu Grabe trug und die Nabelschnur zwischen Kirche und Parteipolitik mit einem Schwerthieb zerschlug. Die SPÖ gab den Anspruch auf Religionsersatz auf und stimmte einer Neufassung des Konkordats zu. Eine neue Ära begann. Ihr
Norbert Leser hat ein Buch über Begegnungen und über seine Lebensperspektiven vorgelegt. Im Spiegelbild von 29 Persönlichkeiten zeigt er sich als Intellektueller und als Brückenbauer.Norbert Leser - Politikwissenschafter, Philosoph, Sozialdemokrat, Christ, Patriot, Wienerliedsänger - wollte immer schon einer sein, dem man zuhört. Als fünfjähriger Knirps riss er sich in einem belebten Gastgarten von seinen Eltern los, stieg auf einen Tisch und hielt eine Rede. Einem Bauern fiel vor Staunen die Pfeife aus dem Mund. Als er später Berufsmöglichkeiten reflektierte, erwog (und verwarf) er:
Im arabischen Raum Nordafrikas und des Vorderen Orients brennen Feuer. Reformkräfte in Tunesien haben einen mutigen Anfang gesetzt, der in Ägypten eine bemerkenswerte Fortsetzung gefunden hat. Noch ist nichts entschieden, aber spurlos wird die Entwicklung auch an Jordanien, Syrien, Jemen und den Golfstaaten nicht vorübergehen. Muammar Gaddafi aber wird sein Spiel verlieren, auch wenn es länger als erhofft noch dauern mag.Nur im israelisch-palästinensischen Konflikt tut sich scheinbar nichts. "Warum sollen wir uns in innerarabische Turbulenzen einmischen?“, hört man gelegentlich aus
Bei der Volksbefragung 1978 habe ich gegen ein Kernkraftwerk in Zwentendorf gestimmt - nicht gegen Kreisky und auch nicht wegen befürchteter Risiken im Betrieb. Ich habe es für höchst unsittlich gehalten, Millionen Jahre radioaktiv strahlenden AKW-Abfall in sogenannten Zwischenlagern anzusammeln und die Entsorgung auf Dauer künftigen Generationen zu überlassen.Den Betrieb hielt ich in Westeuropa für relativ sicher. Nur für Schrottanlagen im Sowjet-Imperium wollte niemand garantieren. Der Mega-Unfall Tschernobyl 1986 schien das zu bestätigen. Nun also die Katastrophe von Fukushima - in
Okay, da sind mehrere Versatzstücke, die zum Thema Österreichs Verteidigungs- und Sicherheitspolitik herumliegen: allgemeine Wehrpflicht, Wehrersatzdienst, Berufsheer, Neutralität, Zusammenarbeit mit Nachbarstaaten, NATO, Krone-Vorgaben, Kostenfragen. Und am Zusammenfügen dieser Puzzle-Elemente soll die Regierung scheitern?Wehrpflicht (und damit auch Wehrersatzdienst) für alle: bis vor weniger als einem Jahr vor allem SPÖ-Dogma, heute Fahnenlogo von ÖVP und Bundespräsident. So plötzliche Frontwechsel verraten Flexibilität - da müsste doch ein Kompromiss erzielbar sein. Berufsheer:
Mit dem Glaubenskrieg um WikiLeaks-Erfinder Julian Assange hat die globale Kommunikation einen neuen Qualitätssprung erreicht. Es soll grundsätzlich keine Geheimnisse mehr geben, fordern die Hohepriester der neuen Kommunikationsreligion. Nur das Geheimnis, wer ihm das Datenmaterial verraten hat, gibt er nicht preis. Man sollte im gesellschaftspolitischen Diskurs diesen Widerspruch nicht vergessen.Die Veröffentlichung von 251.287 Dokumenten des US-Außenamtes hat Altbekanntes bestätigt: Auch Diplomaten wechseln, so wie wir alle, hinter verschlossenen Türen von einem vorsichtig
Theoretisch ist in Wien noch allerlei möglich. Bürgermeister Häupl kann ein paar Wochen lang mit den Grünen verhandeln und dann erklären: #So kommen wir nie zusammen!# Dann geben sie es vielleicht noch billiger. Oder er kann #So nicht!# sagen und die Schwarzen hüpfen ihm seitwärts auf den Schoß. Aber Rot-Grün bleibt das wahrscheinlichste Ergebnis. Wenigstens mittelfristig wünschenswert wäre freilich das derzeit Unmögliche: Strache durch Einbindung in Mitverantwortung zu zügeln!Es ist nachvollziehbar, dass keine andere Partei mit der Strache-FPÖ etwas zu tun haben will. Es ist
Eine „nahezu surreale Küsschen- und vergib-Begegnung zweier Kardinäle“ nannte der US-amerikanische Kirchenkenner John L. Allen im National Catholic Reporter den Auftritt von Christian Schönborn und Angelo Sodano im Vatikan am 28. Juni. Zuerst hatte Papst Benedikt mit dem Wiener Erzbischof über Österreichs Kirche parliert, dann die von Sodano verlangte „Klarstellung“ getroffen – nur der Papst darf einen Kardinal kritisieren – und schließlich den „Sünder“ wieder aufgerichtet.Das ist ziemlich starker Tobak für die Kirche und auch für die Welt, in der wir leben. Sodanos
Dieser Tage haben Kardinal Schönborn und Caritas-Direktor Landau etwas getan, was uns Politiker seit langem schuldig bleiben: Sie haben zwei Forderungen in einen sinnvollen Zusammenhang gestellt. Ja zur längst vereinbarten Mindestsicherung, aber auch zu einem Transparenzkonto, in dem neben Sozialleistungen (ÖVP-Forderung) auch alle Subventionszahlungen (SPÖ-Verlangen) aufscheinen sollen. Warum reduziert jede Partei beide Komplexe immer nur auf „ihre“ Hälfte?Ähnlich verhält es sich im Steuerdiskurs. Wann immer auch nur das Stichwort Vermögenszuwachssteuer fällt, schäumt die ÖVP
„Aus der Weltfinanzkrise lernen“: Wir gähnen schon! Gibt es da Neues? Nun ja, nicht der Sache, aber der Herkunft nach. Der viel zitierte shareholder value verliert an Boden, der stakeholder value legt zu – bei den Wirtschaftskapazundern! Der Geldwert der Aktien sei Ziel allen Wirtschaftens, hat man uns ein Vierteljahrhundert lang eingebläut. In Europa schwang dabei auch Kritik an Politik und Parteien mit, die verstaatlichte Unternehmen an die Wand gefahren hatten.Inzwischen wissen wir: Auch Manager können das! Immer mehr wurden angeheuert, um einer Firma rasche Spekulationsgewinne zu
Die FURCHE hat in der letzten Nummer viel Aufklärungsarbeit für die Bundespräsidentenwahl geliefert, die nicht wenigen „bürgerlichen“ Wählern diesmal unerwartet großes Kopfzerbrechen beschert. Erfreulich einig sind sich viele, dass eine Stimmabgabe für Barbara Rosenkranz Volk und Land keinen guten Dienst erweisen würde: Es käme zu weiteren aufwühlenden Vergangenheitsdebatten, statt die Zukunft ins Blickfeld zu rücken.Auch das Problem des Weißwählens sollte nicht übersehen werden: Da die Prozente von der Zahl der abgegebenen gültigen Stimmen berechnet werden, trägt jemand,
Im EU-Vergleich der Arbeitslosenzahlen liegt Österreich relativ gut. Wir wissen, dass dies auch mit den nicht mitgezählten Umschulungsteilnehmern zu tun hat. Aber auch immer mehr „prekär“ Beschäftigte schönen mit Minilöhnen und wackelnden Arbeitsplätzen die Statistik. Hier wird der Zusammenhang der Arbeitsverhältnisse in armen und reichen Ländern deutlich: Verschwänden die Schandlöhne in China, Indien oder auch Rumänien rascher, wären Arbeitsplätze auch hierzulande sicherer.Was aber wird sich demnächst ändern? Vergessen scheint die Schelte auch vieler Kapazunder: „Weit
Nach dem Trend zur Religion kommt jetzt der Atheismus immer mehr in Mode. Öffentlichkeitswirksam und provokant wird über die Existenz Gottes und den Einfluss der Religion auf das öffentliche Leben diskutiert. Ein Beitrag zur Debatte: Herwig Bücheles Buch „Gott finden“.Reden wir einmal nicht von Pflichtzölibat, Priesterinnen und diözesan mitbestimmten Bischöfen! Reden wir von Gott! Das hat schon Johann Baptist Metz vor Jahren vorgeschlagen (was Rom sehr gefiel, weil damit endlich lästige „Strukturfragen“ weggeschoben schienen), jetzt redet Herwig Büchele davon, der emeritierte
Wie vertrackt das Verhältnis zwischen Religion und Politik selbst in demokratischen Rechtsstaaten sein kann, zeigt die noch immer aktuelle Debatte über Schul-Kruzifixe und das Minarette-Referendum. Die einen wollen weder Kreuze noch Minarette an öffentlichen Orten sehen, andere würden beide vertragen und ein österreichischer Kolumnist propagierte allen Ernstes Minarettebau, aber Religionsunterrichts- und Kruzifixverbot in Schulen.Überraschende Tatsache ist, dass es in vielen Staaten rechtliche Mischformen für Religionsgemeinschaften gibt. Im kanadischen British Columbia sind Sikhs von
Neuere Erkenntnisse über Friedrich Heers Überwintern in der NS-Zeit mögen nahelegen, dass der Kulturphilosoph an seiner Biografie herumgedoktert hat. Dennoch: Friedrich Heer bleibt der alte.Polarisiert hat Friedrich Heer, der Kultur- und Geschichtsphilosoph in der FURCHE-Redaktion zwischen 1946 und 1961, immer. Aber im Urteil seiner vielen Freunde lebt der 1983 an Blutkrebs Gestorbene bis heute als einer weiter, der nach 1945 Tore aufstieß zu „Feinden“, politisch und religiös Andersgläubigen, der christliches Unrecht an Juden, Sozialdemokraten und Wissenschaftern anprangerte, der
Jüngst saßen einige Grauköpfe aus innerkirchlichen Reformgruppen Medienvertretern gegenüber, deren Spott nicht zu überhören war: Wie wollen alte Männer die noch älteren Männer, die im Vatikan das Sagen haben, reformieren? Und dann gab es eine andere Pressekonferenz, diesmal eine offizielle der katholischen Kirche in Wien, und die Presse seufzte: „Sehr nette, sehr engagierte, sehr nervöse Mitarbeiter, die, pardon, in der Öffentlichkeit völlig unbekannt sind“, keine Spur aber von Kardinal Schönborn, der sie doch damit beauftragt hatte, für die bevorstehende
Die „Academie“, die „Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen österreichischen Studentenverbindungen“, wird 60 Jahre alt. Ein prominenter CVer würdigt „seine“ Zeitschrift – auch mit kritischen Untertönen.Irgendwie war der Ruf der Academia immer besser als der des CV. Das gilt so ziemlich für alle 60 Jahre ihres Erscheinens, die heuer gefeiert werden. Der Auftrag, den prominente CVer der Zeitschrift des Cartellverbandes der katholischen österreichischen Studentenverbindungen im November 1949 mit auf den Weg gaben, lautete schon in der ersten Nummer, „nicht ein
Schon fragen sich die professionellen Spötter, ob denn Goldmund Barack Obama am Ende eines zweijährigen Rhetorik-Marathons sich eingestehen müsse, dass er mit seinem politischen Latein am Ende angekommen ist: nichts als hohle Phrasen, die im Kongress nicht mehrheitsfähig sind und auch im Wahlvolk, wie Umfragen zum Thema Gesundheitspolitik verraten, an Zuspruch verlieren.Aber alles, was Obama bisher konkret angegangen ist, hat Hand und Fuß. Eine allgemeine Krankenversicherung brauchen die USA dringender als neue Raketen, Panzer und Atomkanonen. Dieser Meinung ist trotz aller
Ein Mann der Widersprüche: Ja, das war Franz Olah, der im Ständestaat, in Hitlers KZ und auch gegen eine verpolitisierte Republikjustiz für die Demokratie kämpfte. Parteiintern zählte Basisdemokratie nicht zu seinen Prioriäten. Für populistische Aktionen hatte er viel übrig – nicht nur, als er sie selbst betrieb, sondern auch bei anderen (Jörg Haider eingeschlossen). Aber er sagte immer offen seine Meinung. Das gibt es: Populist sein ohne schleimige Anbiederung! Sozialistische Weltanschauung lag in seinen Genen – sie hinderte ihn nicht, am Sturz führender SPÖ-Politiker zu
Alle sind sich einig (auch die wachsende Zahl derer, die am liebsten gar nichts ändern würden): Für die Abwendung einer künftigen Weltwirtschaftskrise wäre es wünschenswert, wenn es zu einer Rückkehr zu längerfristigen Strategien statt wieder zu kurzfristigem Blitzgewinndenken käme: Schnelle Mega-Kohle bereitet schweren Mega-Kummer!Aber Gleiches gilt für Politik. Das ständige Schielen auf Landtags-, Nationalrats-, Präsidenten- und Kammerwahlen lähmt alle Grundsatzpolitik. Für die unerlässliche Erneuerung der Bundesverfassung gibt es seit Jahren einen Entwurf des ehemaligen
„In keiner Mutter erfolgt Empfängnis ohne Sünde.“ Das war die Position von Papst Leo I. im 5. Jahrhundert. 600 Jahre später hielt Papst Innozenz II. fest: „Da Priester Tempel Gottes sein sollen, Gefäße des Herrn und Heiligtümer des Heiligen Geistes …, verletzt es ihre Würde, im Ehebett zu liegen und in Unreinheit zu leben.“ Nun gut, muss man sagen, das war halt das Mittelalter, in dem solche Positionen weithin geteilt wurden, und eine durchaus logische Schlussfolgerung aus solchen Prämissen war der Zölibat. Heute, da diese Prämissen von niemandem mehr geteilt werden, sollte
Giovanni di Lorenzo interviewte für das Zeit-Magazin zu Helmut Schmidts 90. Geburtstag - seine Sekretärin! Und er erzählte ihr, dass er einmal ihren Chef gefragt habe, "ob er auch loben kann". Sie: "Nee!" Der Interviewer: "Er hat mit großer Entschiedenheit Ja gesagt!" Sie: "Lob ist, wenn er gar nichts sagt." An dieser Stelle könnte ich meine Buchbesprechung auch schon wieder schließen und Thomas Chorherr die Genugtuung aufdrängen, er sei für sein jüngstes Buch quasi im Kanzlerstil gelobt worden.Aber diesen Weg hat der Autor selbst verbaut, als er auf Seite 115 schrieb: "Ich glaube,
Maximal 120 Jahre gab Mose (Gen 6,3) dem Menschen, nur noch 100 der Weisheitslehrer Jesus Sirach (18,9), sofern einer "kein Fresser und Säufer" und kein zügelloser Lebemann ist, das Maul nicht aufreißt und sein Herz nicht verzagen lässt. Passt alles auf Gerald Stourzh, und man wünscht, es mögen ihm über seinen 80. Geburtstag am 15. Mai hinaus noch viele Jahre bleiben!Der Wiener Historiker mit offenem Geist und Herzen für eine unglaubliche Themenvielfalt hatte schon Studien in Wien, Frankreich und England hinter sich, als er promovierte. Er forschte jahrelang in amerikanischer ebenso
Am 7. Juni sind die Abgeordneten zum Europäischen Parlament zu wählen, und man glaubt gar nicht, wie viele honorige Menschen einem versichern, sie dächten nicht daran, da mitzuspielen. Nicht nur Kritiker und offene Gegner planen einen Wahlboykott, sondern auch überzeugte Integrationsanhänger rebellieren gegen die "EU-Zentralisten". Das ist Unlogik zum Quadrat. Wer die EU überhaupt nicht mag, müsste zur Wahl gehen und damit die Chancen für die Verwirklichung des Lissabon-Vertrages erhöhen, der erstmals eine Austrittsmöglichkeit vorsieht. Eine niedrige Wahlbeteiligung kann als
Wenn es in der Natur sprießt, feiern Christen die Auferstehung des Herrn. Heuer hat die Politik mitgehalten: Neustart in und mit Amerika! Barack Obama hat den Gipfel der Wirtschaftsmächte ebenso wie den 60. Geburtstag der NATO dominiert: aus der zweiten Reihe, in die er sich beim ersten Gruppenfoto stellte. Der US-Präsident trat nicht als Cowboy mit Pistolenhalfter auf, sondern als einer, der zuhörte, der deutsch-französischen Achse Zugeständnisse machte, der Russland und Iran die Hand reichte und der islamischen Zivilisation Frieden anbot.Seine Weltvision verschlug Zynikern und
Fragt man Fachleute, ob in der von Österreich geradezu gespenstisch ignorierten Weltkrise die Warner vor noch größerem Unheil oder die Beschwichtiger eher Recht hätten, dann lautet die wahrscheinlich ehrlichste Antwort: "Niemand kann das heute mit Sicherheit sagen." Aber ein Gutes haben die jüngsten Debatten immerhin hervorgebracht: die Erkenntnis, dass gerade die jetzige Situation nicht Kosmetikkuren, sondern eine umfassende Neuordnung wichtiger Bereiche verlangt.Euro-Milliarden für marode Banken und Industrien allein retten unser Wirtschaftssystem nicht! Im autoritären Alleingang
Das hat der Papst davon, wenn er vor seinen Entscheidungen "den Boulevard, die Kryptokommunisten in den ORF-Redaktionen sowie die üblichen Verdächtigen Paul Zulehner, Hubert Feichtlbauer und Konsorten" nicht um Erlaubnis fragt: einen Pallawatsch! Der einstige Personalchef der Creditanstalt, der dies in einem Gastkommentar in der Wiener Zeitung beklagte, ist nicht der Einzige, der sich Kirchenkritik ohne Kirchenhass nicht vorstellen kann. Versuchen wir es mit ein paar Fakten.Als Charles Darwin die Evolution des Menschen erforschte, trieb ihn nicht die Absicht, die Bibel zu widerlegen, sondern
Recht geschieht allen, denen der Fall Zogaj jetzt noch einmal auf den Kopf fällt, in den so lange nicht hineingegangen ist, dass man so wie bisher nicht Asylpolitik betreiben kann. Vom ersten Tag an war der Umgang von Politik und Bürokratie mit den traurigen Arigona-Augen instinktlos, unsensibel, unmenschlich und unchristlich sowieso.Ein "Prinzip" sollte verteidigt werden ("Recht muss für alle gleich sein"), und die arme Innenministerin, eine kluge und keineswegs unmenschliche Frau, wurde ebenso wie ihr kreuzbraver Tiroler Vorgänger von der Partei auf eine Asylpolitik vergattert, die
Immer öfter hören wir jetzt: Einige Geldhaie hätten uns die größte Finanzkrise der Welt samt Krise der Realwirtschaft beschert, das System des Kapitalismus bleibe davon unberührt – ja nicht vermiesen lassen! Es genüge, wenn der Staat uns mit ein paar hundert Milliarden herauspaukt, dann soll er gefälligst wieder verschwinden! Das erinnert ein bisschen an Entschuldigungen des Papstes wegen Fehlverhaltens „einzelner Christen“ in der Geschichte – am System liege das nicht! Wegen schwacher Menschen brauche man nicht gleich Strukturen zu ändern.Aber wenn ein System zulässt, dass
Es wird noch immer nachgezählt, wie denn das sensationelle Wahlergebnis in den USA zustande kam: 95 Prozent der Schwarzen stimmten für Obama, 67 Prozent der Latinos, 62 Prozent der Amerikaner mit asiatischem Hintergrund, 43 Prozent der Weißen – und selbst 24 Prozent der evangelikalen Christen, die die Bibel wörtlich verstanden wissen wollen und Christsein allem Anschein nach allein nach zwei Kriterien bewerten: fanatische Gegnerschaft zu Schwangerschaftsabbruch und Homosexualität.Ganz allgemein wird aus solchen Untersuchungsergebnissen herausgelesen: Barack Obama hat in allen
Eine halbe Million Österreicher/innen unterschrieben jene Reformforderungen an die katholische Kirchenspitze, die als „Kirchenvolks-Begehren“ in die Annalen eingingen. Das Volk Gottes – so das II. Vatikanum über die Kirche – war aber polarisiert. Erinnerung an eine bewegte Entwicklung.Vor zehn Jahren schien Bewegung in Österreichs katholische Kirche zu kommen. Um zu verstehen, aus welchem Wellental 1998 noch einmal mühsam der einen neuen Anfang verheißende Gipfel erklommen worden ist, muss man sich das Wellental davor in Erinnerung rufen und dieses wieder mit der Hochstimmung nach
Was wird die Nationalratswahl 2008 entscheiden? Pensionen, Sozialpolitik? Schwer vorstellbar, wenn man die Spendierhosen betrachtet, die sich beide Noch-Regierungsparteien rasch angezogen haben. Ausländerzuzug? Aber die Zahlen sind gesunken, die Kriminalität auch. Die Teuerung? Vordergründig vielleicht, aber Lebensmittel und Benzin sind auch in Nicht-EU-Ländern hinaufgeschnellt. Bleibt das Europa-Thema, das die Koalition zerrissen hat. Soll man sich wirklich diesem Risiko stellen? Man kann, man soll, man muss.Die Integration Europas ist die zentrale Lebensfrage. Die Europäische Union hat
Der heurige Wahlkampf muss total anders sein als alle seine Vorgänger. So viel ist klar. Und das Wahlergebnis sowieso, die neue Regierung ein Unikat. No na. So sieht es in unseren Herzen aus. Wie aber auf den Kommentarseiten? Da wird uns gleich alle Lust auf Neues wieder geraubt.Comeback von Heide Schmidt und Hans-Peter Haselsteiner? Das Liberale Forum ("oligarchischer Sozialismus") "braucht kein Mensch" (Die Presse). Vielleicht den kecken Fritz aus Tirol? "Groß nur im Reden" (Weisheit der Nicht-Tiroler). Karlheinz Hackl und sein Kulturprogramm? "Hoffnungsloser Träumer" (die Realos aller
Hans Weigels eben erschienene Autobiografie bis 1945 bringt nichts Neues, macht ihn aber besser verstehbar.Mit dem Schreiben hat sich der Multifunktions-Sprachdompteur Hans Weigel nie schwer getan - mit dem Memoirenschreiben sehr. Schon vor dem Satz "Ich bin am 29. Mai 1908 in Wien geboren" hat er sich gefürchtet. Aber dann hat er 1990 doch seiner einstigen treuen Sachwalterin beim Styria-Verlag, Elke Vujica, ein Manuskript übergeben: "Sehr wichtig für mich … irgend einmal, lange nach meinem Tod …" Nach einem halben Jahr starb er. Jetzt ist die 1972/73 verfasste Autobiografie da.
Großes Aufatmen: Österreichs Nationalrat sagt Ja zum Vertrag von Lissabon! Ohne Volksabstimmung: Es hat ja auch zu bisherigen EU-Verträgen keine Referenden gegeben. Die Europäische Union ist work in progress. Die neue Etappe bringt den Bürgern die Möglichkeit EU-weiter Volksbegehren, eine der nächsten wohl das Recht auf verbindliche EU-Volksabstimmungen. Teilvoten über das Ganze (z. B. Irland über das EU-Schicksal) sind eher absurd: Über Änderungen unserer Bundesverfassung stimmt ja auch nicht nur Tirol oder Burgenland ab.Laut Umfragen in Österreich wollen 60 Prozent über den
Wenn irgendwann in nächster Zeit der Appetit auf Neuwahlen zum Nationalrat wachsen sollte, wollen wir (wiewohl heftig versucht) nicht spotten, weil diese Idee schon ein Jahr nach Verlängerung der Gesetzgebungsperiode von vier Jahren auf fünf akut geworden ist. Aber es soll ein Preis für solche Stümperei gezahlt werden: Entweder beide Großparteien einigen sich vor dem letzten Fußtritt füreinander noch auf eine Wahlrechtsänderung, oder die politische Öffentlichkeit einigt sich endlich auf eine bisher immer wieder vergrätzte Selbstverständlichkeit: nämlich dass jede im Nationalrat
Ein Essay-Band in Englisch spiegelt die Weltoffenheit des Historikers Gerald Stourzh wider.Gerald Stourzh ist wohl bekannt und geachtet in der Zunft zeitgenössischer Geschichtswissenschafter dieses Landes, nicht zuletzt durch seine Studien zur Geschichte des Staatsvertrags und der Neutralität. Vor kurzem hat der renommierte US-Historiker John W. Boyer an der Universität Wien die jüngste Veröffentlichung von "einem der wichtigsten lebenden Historiker Mitteleuropas" gewürdigt, der von Amerika gelernt habe, von dem aber auch amerikanische Kollegen lernen könnten. Vorgestellt wurde ein
Mit einer Hochzeit ohne richtiges Brautpaar haben Kritiker den US-gesponserten Nahostgipfel in Annapolis verglichen: Die Veranstalter hätten vor allem einen Vorwand gesucht, die Gäste an einen Tisch zu bringen - dass es zwischen Ehud Olmert und Mahmoud Abbas wirklich "gefunkt" habe, glaube niemand. Deswegen sei nicht wichtig, ob der israelisch-palästinensische Friedensprozess wieder in Gang komme. Wichtig sei nur, die gemäßigten arabischen Staaten Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, die Emirate, den Libanon und möglichst auch Syrien in die amerikanisch-israelische Front gegen den Iran
Das hat noch kein Papst und kein Bischof erklären können: Warum Gott Millionen Gebete erhört, aber den seit Jahrzehnten stärker und stärker entfachten Gebetssturm um mehr Priesterberufungen ignoriert. Will er 250 ortspriesterlose Pfarren in der Erzdiözese Wien? Noch mehr "Auspuffpriester", die sonntags von Kirche zu Kirche düsen? Oder gar lateinamerikanische Verhältnisse mit einem Pfarrer pro 100.000 Gläubigen?Österreichs Bischöfe haben ihre Herbsttagung im Heiligen Land abgehalten - eine rühmenswerte Tat. Vielleicht ist ihnen wenigstens dort in den Sinn gekommen, dass Gott die
An ein neues "Tagebuch eines Landpfarrers" hat sich Furche-Kolumnist Helmut Schüller nicht herangewagt. Er belässt es bei diesbezüglichen "Notizen" voll sanfter, aber unmissverständlicher Fragen.Im niederösterreichischen Probstdorf gibt es zwei Stammtische beim Kirchenwirt: einen für Leute, die schon während der Sonntagsmesse Karten spielen, und einen für die, die nach der Messe kommen. Der Pfarrer gehört zum zweiten. Aus der ersten Runde hat einer zu ihm einmal gesagt: Seit Sie auch vorbeikommen, hat mein Spielerglück zugenommen! Darauf der Pfarrer: Dann kommen Sie doch einmal auch
Nach dem Papst der Dalai Lama, aber als Dauerbrenner für voraussichtlich noch lange Zeit: der Islam in Europa. Religion hat dem gesellschaftlichen Diskurs im Handumdrehen Brisanz verschafft. Das ist kein Unglück. Klärungen tun der Gesellschaft und den Religionen gut.Viele Verantwortlichen warnen mit Recht davor, wegen möglicher krimineller Handlungen einzelner eine Bevölkerungsgruppe unter Generalverdacht zu stellen oder deren Religionsausübung zu behindern. Wir haben uns bisher die unselige Kopftuchdebatte anderer Länder erspart, niemandem wäre damit gedient. Eine Gesellschaft, die
Viele freuen sich auf den Papst, und die internationale Jugendwallfahrt nach Mariazell hat schon im Vorfeld für Stimmung und Hoffnung gesorgt. Niemandem sollen Freude und Hoffnung genommen werden. Aber wann sonst als jetzt müssen auch Fragezeichen gesetzt werden.Benedikt XVI. wird im Hubschrauber zur Wallfahrt einschweben, ein perlenbesticktes Messkleid überwerfen und in Markenschuhen zum Altar schreiten, Bestsellerslogans ignorierend ("Der Teufel trägt Prada"), von Scharfschützen bewacht. Ob sich Jesus Christus das Auftreten seines vicarius (Anwaltschaft ist damit gemeint, mit
Als Gebet gegen Feuer kennen wir das Prinzip: Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andere an! Diesem Rezept begegnen wir jetzt immer häufiger auch in der Weltwirtschaftspolitik. Österreichs Banken sind in Mittelosteuropa sehr erfolgreich - super! Österreichs einstmals größte Bank gehört jetzt Italienern - muss das sein? Österreichs Energieriese OMV hat den Megakonkurrenten in Rumänien aufgekauft und greift jetzt nach Beute in Ungarn, das sich mit Händen und Füßen wehrt.Toben dort die regierenden Sozialdemokraten ihre Globalisierungsaversionen aus?, fragen tadelnd
Wenn im September Papst Benedikt Österreich besucht, wird man ihm viel Schönes und Gutes von Land und Leuten erzählen, auch vom Kirchenleben. Ist ja auch wahr. Gottes Schönheit und Güte blühen in allen Winkeln einer schmutzigen Welt. Aber dem Gast nur eine heile Kirchenwelt vorzuspielen, käme einer Verfälschung der Wirklichkeit gleich. Der globale geistige Klimawandel dörrt auch kirchliche Strukturen und Lebensformen aus. Wo bleiben die auf Erneuerung und Reform bedachten Gruppierungen? Haben sie aufgegeben?Ganz sicher nicht. Im Moment wird ihr eifriges Weitermachen kaum wahrgenommen,
Tausende Touristen jeden Tag in den Palästen und Gärten der Alhambra in Granada, in der Moschee-Kathedrale von Córdoba und in den schwindelnden Höhen der Giralda, die den Triumph des christlichen Glaubens an der Spitze des Glockenturms in Sevilla verkörpert: mehr Menschen jedes Jahr, als Andalusien Einwohner hat! Kein Besucher kehrt der verzaubernden Südprovinz Spaniens je reuig den Rücken.Heutige Islam-Verteidiger rühmen gern das Klima der Toleranz, das in den von Muslimen ("Mauren") im 8. Jahrhundert eroberten Gebieten Westeuropas geherrscht habe. Und wahr ist: In Córdoba studierten
15 Jahre nach seinem Tod werden die Konturen des ÖVP- und CV-Intellektuellen deutlicher.Allerseelen 2006 markierte die 15. Wiederkehr des Todestages von Heinrich Drimmel, was schon vor zwei Jahren zu einem Symposion Anlass gab. Jetzt hat der Zeitgeschichtler Helmut Wohnout im Jahrbuch 9/10 des Vogelsang-Instituts einen Drimmel-Schwerpunkt gesetzt und die Symposionsreferate zusammen mit neuen Beiträgen herausgegeben. Ein Versuch, den langjährigen Paradedenker von CV und Volkspartei aus einem finsteren rechten Eck in einen trendigen ÖVP-Tabernakel zu hieven? Der instinktive Verdacht ist
In seiner Kolumne "Klipp und klar" setzt sich der Autor mit der Ökumene-Verzögerung anlässlich des - zufällig - gemeinsamen Ostertermins von Ost und West auseinander.
Wie viele Pfarrbewohner müsste ich besuchen, begrüßen oder trösten - zeitlich unmöglich! Freikirchen und neue Bewegungen haben die Zeit dafür: Sie bemühen sich um Zuzügler, Einsame und Kranke, Junge und Suchende. So schreibt ein Wiener Pfarrer in seinem Mitteilungsblatt. Gottlob hat er dafür Frauen und Männer aus dem Laienstand, die sich um Kindergarten und Jungschar, Jugend und Caritas, Familienrunden, Ökumene, Bildungswerk, Senioren und Pfarrfeste kümmern.Übernächsten Sonntag sind Pfarrgemeinderatswahlen. Da muss die Laientruppe jedes Pfarrers, ohne die keine lokale Kirche mehr
Seinen Job verlieren kann heute jeder. Aber ein Ex-Manager kriegt dafür Millionen in die Hand gedrückt, während Zehntausende Mittel-und Geringverdiener oft als Gnadenempfänger oder halbe Bettler enden. Das ist heute wissenschaftlich so fest abgesichert, dass Kritiker nicht mehr als Neider, Leistungsverweigerer und Sozialschmarotzer verhöhnt werden können.Auch wirtschaftsliberale Medien zitieren schon Studien, wonach zwischen 1966 und 2001 die Durchschnittslöhne in den USA inflationsbereinigt nur um elf Prozent stiegen, die der zehn Prozent Spitzenverdiener aber um fast 60 Prozent. Die
Da haben viele Kommentatoren in den letzten Wochen den Kopf geschüttelt: Wie kann es sein, dass laut Umfragen eine Bevölkerungsmehrheit für die Große Koalition ist, wenn man doch annehmen muss, dass SPÖ-Wähler nicht die ÖVP und ÖVP-Wähler nicht die SPÖ an der Regierung sehen möchten? Die Annahme kann ein Trugschluss sein. Natürlich möchten Wähler die eigene Gruppierung meist deutlich vorne sehen, aber das schließt Zusammenarbeit nicht automatisch aus. In der Koalitionspräferenz schwingt Sehnsucht nach weniger Bosheit und Streit, nach Zusammenhalt in Grundfragen mit.Was aber hat
Der Sozialstaat soll nicht abgebaut, aber umgebaut werden: Das haben wir nun oft genug gehört, um es zu kapieren. Dass es in der Argumentation auch auf die richtige Sprache ankommt, hat endlich auch die Partei kapiert, die auf das Stichwort "Grundsicherung" zuerst mit "kommunistisch" reagiert und nun blitzschnell selbst ein sehr ähnliches Modell zur "Existenzsicherung" vorgelegt hat. Um arbeitsloses Einkommen für Tachinierer ist es nie gegangen.Auch beim ideologiebeschwerten Kampfwort "Gesamtschule" geht es längst nicht mehr um schulischen "Einheitsbrei", der mit Recht abgelehnt wird,
Ziemlich das Schlimmste, was einem derzeit in Österreich zustoßen kann, sind ausländische Gäste aus funktionierenden Demokratien, wo ein Wechsel nach Wahlen die natürlichste Sache der Welt und demokratiepolitisch prinzipiell auch wünschenswert ist. In Österreich verwandelt ein Wahlakt, nur weil er alle überrascht hat, Politiker in Primadonnen, Nebelwerfer und Watschentänzer.Manche bekennen sich zu einer Großen Koalition, die sie gleichzeitig mit aller Kraft zu hintertreiben versuchen. Andere basteln an abenteuerlichen Alternativen, die alle mühsam, riskant und mit Sicherheit nicht
Alfred Missong - katholischer Querdenker und zu Unrecht vergessener Ehrenretter Österreichs.Gegen Hitler und Rassismus zu sein, für eine eigenständige österreichische Nation mit Vermittlerfunktion in Europa: heute Selbstverständlichkeiten. Aber vor und nach 1934, vor und nach 1938: War da Deutschtümelei nicht in allen politischen Lagern Österreichs an der Tagesordnung? Ein neues Buch beweist: tendenziell ja - aber es gab auch klare Voraussicht bei katholischen Publizisten wie Alfred Missong, die zu Unrecht vergessen würden.Das ja war eine Hauptquelle der Verunsicherung, dass 1918 allen
Eine Woche vor der Nationalratswahl fand in Wien ein Diskurs statt, an dem keine zwei Dutzend Personen teilnahmen. Die Medien nahmen davon keine Notiz, obwohl sie für das Thema als Streitdrama viel Platz freimachen. Über Initiative der jüdischen Loge B'nai B'rith diskutierten in der Israelitischen Kultusgemeinde ein führender Vertreter der Kärntner Slowenen und der jahrelange Spitzenrepräsentant des Kärntner Heimatdienstes über den Ortstafelkonflikt.Ein ungewöhnlicher Ort: So empfanden es auch manche Mitglieder der Kultusgemeinde und kritisierten deren Leitung: Ist denn die
Es kam wie erwartet: Der Papst tritt in seiner Heimat bescheiden, herzlich, locker und sympathisch auf. Benedikt lächelt scheu, winkt, und Zehntausende jubeln. Schon als er und die evangelische Kanzlerin auswendig die bayerische Landeshymne mitsangen und das Scherzen zwischen dem Oberschwarzen aus Rom und dem Oberroten aus München kein Ende nehmen wollte, wusste man: Das werden die bayerischen Sozi ewig bereuen, dass sie vor 24 Jahren dem Kardinal Ratzinger die Ehrenbürgerschaft verweigerten, als er von München romwärts zog.Der Heimatbesuch des Papstes verdient keinen Spott. Er hat vielen
Das unzumutbare Urteil des Obersten Gerichtshofs, ein Arzt hafte für ein behindert zur Welt gekommenes Kind, hat den Wunsch nach öffentlicher Debatte über den Schutz menschlichen Lebens wach werden lassen. Auch der Konflikt um Stammzellenforschung ruft danach. Aber dann sollte auch das kirchliche Lehramt einmal in letzten Tiefen schürfen und den Diskurs mit nachvollziehbaren Argumenten bestreiten.Menschliches Leben beginnt mit der Verschmelzung von Ei-und Samenzelle: unbestritten. Aber ist das Ergebnis schon eine Person mit Menschenwürde? Sind Judentum und Islam unmenschlich, die das erst
Ein Kalifornier hat fast eine halbe Million Euro dafür bezahlt, mit dem Börsen-Guru Warren Buffett essen gehen zu dürfen. Der Erlös kam Obdachlosen zugute. Für Buffett war das Sozialbuffet ein kleiner Zuckerüberguss über die gute Tat, die er zuvor gesetzt hatte: 37 Milliarden Dollar für die Wohltätigkeitsstiftung seines Bridgepartners Bill Gates, der als einziger Mann der Welt noch reicher als er selbst ist. Buffett fand, dass ein Genie wie Gates sein Spendengeld wirksamer einsetzen würde als Profi-Sozialmakler. Der Software-Weltkaiser widmet sich nun full-time seiner
Wer sich die 115 hohen Stufen im Inneren des Gedenkturms zur Aussichtsplattform hinaufschleppt, wird mit einer überwältigenden Rundsicht belohnt - und mit ätzenden Auswürfen aus den Schloten zweier Kohlekraftwerke, die die Luft verschleiern, bestraft. Die Rede ist vom Denkmal für die Schlacht am Amselfeld in Kosovo, das außerhalb von PrisÇtina 1953 errichtet worden ist. Es erinnert in seiner Symbolik an die Versuchung Jesu auf dem Wüstenberg: "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest!"Seit 1389 beten Serben das Schlachtfeld von Kosovo Polje als Triumphmal
Ein muslimischer Schüler wird von einer Lehrerin diszipliniert, die Mutter kommt in die Schule und bekundet Verständnis dafür. Tags darauf erscheint der Vater und lässt die Lehrerin wissen, dass (auch angehende) Männer sich von einer Frau nichts vorschreiben lassen müssen. Aber die Mutter...? "Die hat hier nicht mitzureden!" Das ist keine erfundene Geschichte. Mangel an Integrationsbereitschaft? Oder Übergangsprobleme beim Hineinwachsen in eine neue Zivilisation? Wer dafür ein schnelles Urteil zur Hand hat, weiß nicht, wovon er (sie) redet.Integration von Zuwanderern ist kein
Erasmus von Rotterdam als Orientierungshilfe gegen Versuchungen der Unfreiheit. Eine Empfehlung Ralf Dahrendorfs an Intellektuelle.Ralf Dahrendorf, der deutsche Parade-Intellektuelle mit britischer Lord-Würde, ist einer spannenden Frage nachgegangen: Was hat zu kritischer Begleitung des Geschehens verpflichtete "öffentliche Intellektuelle" veranlasst, den Schalmeientönen des Nationalsozialismus oder des Kommunismus zu erliegen, was hat andere zu opportunistischer Anpassung veranlasst, was hat sie in innere oder äußere Emigration getrieben oder was half ihnen, den Verlockungen der
Früher, als Heiraten noch die Regel war, wussten Frauen, dass sie sich damit wirtschaftlich in die Abhängigkeit vom Ehemann begaben. Bei einer Scheidung wurde es oft sehr hart für sie. Daher wurde mit Recht auf eine Änderung der Gesetzeslage gedrängt. Eine Frau zu verstoßen, wurde für Männer immer teurer. Darin darf man wohl einen der Gründe sehen, warum heute junge Männer das Heiraten gern hinauszögern.Berufstätigkeit hat inzwischen auch Frauen erfreulich selbstbewusst gemacht. Als Lebensversicherung braucht man keine Ehemänner mehr. Daher sind heute auch viele Frauen nicht mehr
Eine ORF-Interviewserie ist auch in Buchform erhältlich: "Ausgesprochen österreichisch".Wenn alle Gesprächspartner sich wie Heinz Fischer dem freien Assoziieren zum Stichwort "Ausgesprochen österreichisch" hingegeben hätten, wäre eine tolle Melange zustandegekommen: die Fahne, Österreichs Geschichte, der Musikvereinssaal, die Alpen, das "Leben und Lebenlassen", die Sozialgemeinschaft fielen dem Bundespräsidenten spontan ein. Und dann natürlich auch das vielleicht Wichtigste, gerade weil es so oft bestritten wird: dass Österreich nach 1945 aus der jüngeren Geschichte richtige Lehren
Jetzt gibt es Franz Königs starkes Vermächtnis für "The Tablet" auch auf Deutsch. Zuletzt wurde der Kardinal extrem konkret.Einen "verschärften Kardinal" entdeckte Otto Friedrich mit Recht in der Besprechung des Bandes "Open to God, Open to the World" (Furche 25/05) und wünschte sich für die angekündigte Ausgabe in Deutsch eine druck-und bindetechnisch weniger mickrige Aufmachung. Jetzt ist die deutsche Version da, und der Herder-Verlag hat auch diese Bitte erfüllt: Ein gut lesbares, ordentlich gebundenes Hardcover-Buch rekapituliert in bewundernswerter Dichte noch einmal das pastorale