Im arabischen Raum Nordafrikas und des Vorderen Orients brennen Feuer. Reformkräfte in Tunesien haben einen mutigen Anfang gesetzt, der in Ägypten eine bemerkenswerte Fortsetzung gefunden hat. Noch ist nichts entschieden, aber spurlos wird die Entwicklung auch an Jordanien, Syrien, Jemen und den Golfstaaten nicht vorübergehen. Muammar Gaddafi aber wird sein Spiel verlieren, auch wenn es länger als erhofft noch dauern mag.
Nur im israelisch-palästinensischen Konflikt tut sich scheinbar nichts. "Warum sollen wir uns in innerarabische Turbulenzen einmischen?“, hört man gelegentlich aus Israel. Das wäre freilich, gäbe eine solche Frage die Meinung der Regierung wieder, eine gefährliche Fehleinschätzung. Alle Umwälzungen wären eine halbe Sache, käme es nicht endlich auch zu einer Lösung des Mega-Dauerkonflikts im Land, das nur noch wenige das Heilige nennen.
Hier freilich muss eine Initiative von außen kommen. Die betroffenen Parteien haben viele Jahre lang vergeblich verhandelt. Man könnte auch sagen: Sie sind einer Einigung mehr als einmal nahe gekommen, haben nie jedoch den letzten Ruck geschafft. Die Regierung Netanjahu ist ausgebrannt, Palästinenser-Präsident Abbas hat ohne Außenhilfe keine Autorität mehr. Das ist die Stunde für einen Kraftakt, der von den USA ausgeht. Präsident Obama hat einen solchen bis Herbst vor. Wenn man ihn wieder auflaufen lässt, stirbt für lange die letzte Hoffnung.
Palästinenserfreunde werden ihren Plan für einen arabischen Staat in den Grenzen von 1967 nicht durchbringen. Aber der Versuch, Israel zu zwingen, einen einzigen säkularen Staat für Juden und Araber ohne Privilegien für die einen und ohne Diskriminierung der anderen zu akzeptieren, rückt näher. Ein Beschluss der UN-Generalversammlung würde die Region in ihren ohnehin brüchigen Grundfesten erschüttern. Die Uhr tickt.
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