Iran: mehr Chancen als Risken

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Als der Westen letzten August einen Militärschlag gegen Syrien abblies, unkten Scharfmacher, diese "Schwäche“ werde den ganzen Nahen und Mittleren Osten islamischen Potentaten ausliefern, die keinen verbalen Widerstand gegen sie mehr ernstnehmen würden. Heute, wenige Monate später, kontrollieren Experten der in Wien stationierten Internationalen Atomenergie-Organisation IAEO den bisher versteckten Plutonium-Reaktor Arak und bereiten Kontrollbesuche im ganzen Iran vor.

Ein Verhandlungsangebot aus Teheran vor zehn Jahren schlug US-Präsident Bush als Täuschungsmanöver aus. Was hat Israel, das mit Recht eine iranische Atombombe fürchtet, davon gehabt? Damals hatte der Iran 160 Zentrifugen zur Urananreicherung in Betrieb - heute sind es mindestens 11.000. Heuer griff Präsident Obama zu, als der neugewählte Präsident Hassan Rohani ein Interimsabkommen vorschlug, das am 24. November die Außenminister der USA, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands, Russlands, Chinas und des Iran unterzeichneten.

"Ein historischer Irrtum“, warnt Israels Premier Netanyahu. Aber wie groß ist das Risiko eines Sechs-Monate-Deals, der ein Einfrieren der Urananreicherung auf fünf Prozent, eine Vernichtung der schon bis zu 20 Prozent angereicherten Uranmengen sowie laufende unbegrenzte internationale Kontrollen vorsieht?

Schwindelt das Mullah-Regime, sind seine Bundesgenossen Russland und China blamiert, neue Sanktionen und notfalls Gewaltmaßnahmen könnten immer noch den Bombenbau verhindern, und es gibt keine neuen Milliarden und kein endgültiges Abkommen. Bleibt Iran pakttreu, wird die gesamte Region ihr politisches Gesicht verändern. Syrien wird ein Testfall werden.

Der Autor ist freier Publizist und war von 1978 bis 1984 Chefredakteur der FURCHE

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