Dachverband der Muslime erwünscht

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Nach dem Papst der Dalai Lama, aber als Dauerbrenner für voraussichtlich noch lange Zeit: der Islam in Europa. Religion hat dem gesellschaftlichen Diskurs im Handumdrehen Brisanz verschafft. Das ist kein Unglück. Klärungen tun der Gesellschaft und den Religionen gut.

Viele Verantwortlichen warnen mit Recht davor, wegen möglicher krimineller Handlungen einzelner eine Bevölkerungsgruppe unter Generalverdacht zu stellen oder deren Religionsausübung zu behindern. Wir haben uns bisher die unselige Kopftuchdebatte anderer Länder erspart, niemandem wäre damit gedient. Eine Gesellschaft, die fast totale Nacktheit in der Öffentlichkeit erträgt, muss auch fast totale Körperbedeckung ertragen können. Es gibt viele unterschiedliche Motive für das Kopftuch, sodass ein Verbot beileibe nicht nur islamistische Extremisten träfe. Auch ein paar Minarette bedrohen unsere Kirchen nicht.

Aber auch die Warnung vor Verharmlosung ist berechtigt. Unsere muslimischen Freunde sind ernsthaft gebeten, zu erklären, warum manche Koransuren von Millionen Muslimen als Aufruf zur Verfolgung und Tötung von Nichtmuslimen missverstanden werden können und welche Rolle die Scharia wirklich spielt: Auch in der "Islamischen Charta" des Zentralrats der Muslime in Deutschland von 2002 wird ihr die staatliche Verfassung als lokale Rechtsordnung untergeordnet.

Eine der wichtigsten Klärungen, die man verlangen muss, ist die Frage nach der Legitimität von Sprechern der Anhänger des Propheten in Österreich. Die Islamische Glaubensgemeinschaft vertritt nur eine Minderheit gläubiger Muslime. Ein Dachverband, der religiöse und laizistische Interessenvertretungen umfasst, sollte gebildet und das Thema der unverzichtbaren Trennung von Religion und Politik offen und öffentlich erörtert werden.

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